Wie ich nach Mexiko ausgewandert bin

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brooklyn
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Wie ich nach Mexiko ausgewandert bin

Beitrag: # 51936Beitrag brooklyn »

Auswandern ist was sehr persönliches. Da gibt es Dinge die generell gelten und andere die sehr von einem jedem selbst abhängen.
Deshalb soll dieser Post auf keinen Fall ein Ratgeber sein wie man es anzustellen hat. Aber das ein oder andere Detail ist nach wie vor gültig, obwohl sich inzwischen Vieles geändert hat.

Es war im Jahre 1991. Studium fertig. Nach mehreren längeren Aufenthalten in Mexiko ( Touristenvisa kann max. auf 180 Tage verlängert werden) reifte der Entschluss hier leben zu wollen. Wie stell ich es an?

Unterkunft: Die ersten Monate konnte ich bei einem Freund wohnen. Mein Beitrag war einmal pro Woche für den sechsköpfigen Haushalt den Supermarkt zu bezahlen. War voll O.K.

Arbeit: Ich bekam Arbeit bei einem Bekannten, der hier ein Firma hatte. Bezahlung war Minimum aber das ging schon. Viel wichtiger war:

Aufenthaltserlaubnis:War mit meiner Tätigkeit gekoppelt. Die Firma hatte einen Anwalt an der Hand. Dessen Spezialgebiet: Aufenthaltsgenehmigungen. Dementsprechen gute Kontakte zu den Behörden.

Aufenthaltsgenehmigung
Gleich FM-2 (Aufenthaltsgenehmigung mit Absicht hier langfristig zu leben) und nicht FM-3 (Zeitlich begrenztes Aufenthaltsgenehmigung über Arbeitgeber) beantragt. Nach fünf Jahren bekommt man dann den Titel Inmigrado (Eingewandert). War etwas mühsam, jedes Jahr neuer Papierkram.

Im 5 Jahr wurde ich arbeitslos. Über meine Lebenspartnerin fand ich eine Möglichkeit für das letzte Referendum ein pro-forma Anstellung zu bekommen. Papiere gingen durch (der Anwalt war wirklich gut).

Seitdem bin ich free-lance in verschiedenen Bereichen tätig gewesen.
Mein Aufenthaltsrecht ist seit 1999 enorm gestärkt, da ich Vater einer mexikanischen Tochter geworden bin.

Hatte auch ein sehr glückliches Händchen als 1994/95 die Abwertung/Krise hier wie eine Bombe einschlug. Obwohl die DM damals fast über Nacht doppelt so viel Wert war setzte ich mein eher geringes Kapital komplett auf eine Karte.
TELMEX Aktien, die damals bei rund 13 US $ Boden fanden. Gekauft, gezittert, gewartet. Bei 74 US $ dann verkauft. Bingo!
Seitdem Finger weg von der Börse und ganz konservativ in Grundstücke investiert.

Entscheidend für meinen Weg als Auswanderer waren 4 Dinge

Freunde die mir den Start etwas erleichterten.
Die Möglichkeit die ersten Jahre durch die Firma einen legalen Status zu erreichen und erste aber sehr wichtige Kontakte zu knüpfen.
In der Krise nach kurzer aber tiefer Analyse mein Kapital in Hochrisikoinvestment gesteckt.
Glück und Beharrlichkeit.
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kurtchen
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Beitrag: # 51937Beitrag kurtchen »

Guter Bericht von Dir.

Mit Aktien ist es aber ein verdammt hohes Risiko.

im Moment denke ich an spanische Aktien, Wertpapiere.

Die positien Anzeichen vermehren sich.

Und zu Mexiko: schreib Mal was aus dem täglichen Leben ?

Sind Europäer und insbesonders Deutsche dort wirklich beliebt - im Gegensatz zu Amis ?

Wie sieht es mit der Kriminalität aus, welche Erfahrungen hast Du gemacht.
aehhh, ich meine wurde bei die eingebrochen, bist Du überfallen wurden etc.
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Siggi!
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Beitrag: # 51940Beitrag Siggi! »

kurtchen hat geschrieben:Mit Aktien ist es aber ein verdammt hohes Risiko
Wenn Du richtig zocken willst: Optionen!
Da kann man Totalverluste erleiden oder aber auch mit 10000 Euro Einsatz Millionär werden.

Einer meiner Kunden hat einen Mexikaner angestellt. Er fährt zwar immer zum Urlaub rüber, aber dort leben will er nie wieder. Wenn ich nachfrage, werden mir alle möglichen Horrorgeschichten über Drogenkriege erzählt. Wenn nur die Hälfte davon wahr ist...

Gruß
Siggi
brooklyn
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Beitrag: # 51946Beitrag brooklyn »

kurtchen hat geschrieben:Sind Europäer und insbesonders Deutsche dort wirklich beliebt - im Gegensatz zu Amis ? Wie sieht es mit der Kriminalität aus, welche Erfahrungen hast Du gemacht.aehhh, ich meine wurde bei die eingebrochen, bist Du überfallen wurden etc.
Ausländer sind eigentlich nirgendwo wirklich beleibt. Liegt in der Natur der Sache. Gilt auch für Mexiko. Als "Güero" (Blonder, hellhäutiger Fremdling) bin ich von weitem zu erkennen. Riesenvorteil: Spreche die Landesprache fast perfekt. Hilft enorm ins Gespräch zu kommen und zu erläutern dass der Marsmensch aus Alemania stammt.
Ahhhhhh...Alemania......Fussball, Autobahnen, Hitler...die gängisten Anknüpfpunkte. Fussball ist mir das liebste Konversationsthema.
Zuletzt geändert von brooklyn am Di Jan 14, 2014 3:14 am, insgesamt 1-mal geändert.
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kurtchen
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Beitrag: # 51957Beitrag kurtchen »

also ich bilde mir ein das Deutsche in Lateinamerika beliebt sind, zumindestens aber nicht unbeliebt. In Chile ist es so, in Brasilien waren sie freundlicher zu mir als sie merkten ich bin Deutscher und kein Ami.

Stimmt das denn nicht ?

Insbesonders in Mexiko wo VW etc residieren, wo der Käfer noch zu sehen ist (oder ?)
brooklyn
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Deutsche beliebt?

Beitrag: # 51960Beitrag brooklyn »

Ich kann das so pauschal nicht beurteilen.
Sicher in Puebla ( VW Standort) gehören Deutsche ja fast zum Stadtbild (sind auch wichtiger Wirtschaftsfaktor), da wird sich der Einheimische nicht gerne abschätzig über Deutsche äussern. Aber im Süden, tief im Süden, sieht es anders aus. Offene Abneigung ist mir aber in den Jahren hier nie wirklich entgegengeschlagen. Eher enorme Reserviertheit, stumme Verachtung oder schlicht ignorieren.

Der VW Käfer war wirklich ein guter Botschafter deutscher Ingenieurskunst. Heute noch ein oft zu sehendes Automobil. War ja auch mein Auto erster Wahl, bis es mir abgenommen wurde. Auch heute noch gebraucht in rauhen Mengen angeboten schau mal hier, ab rund 480 € ist man dabei! :lol:
Zuletzt geändert von brooklyn am So Nov 17, 2013 11:36 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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kurtchen
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Beitrag: # 51961Beitrag kurtchen »

Moment, tief im Süden, da ist bekanntlich die USA.

Da wird man vielleicht für einen Ami gehalten ???

Und wer will da hin, da wo die meisten Drogenkämpfe sind usw ?

Deutsche Touris wohl kaum, oder ?

oh ich hätte gerne einen Beatle.
brooklyn
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Beitrag: # 51962Beitrag brooklyn »

kurtchen hat geschrieben:Moment, tief im Süden, da ist bekanntlich die USA. Da wird man vielleicht für einen Ami gehalten ???Und wer will da hin, da wo die meisten Drogenkämpfe sind usw ?Deutsche Touris wohl kaum, oder ?
Bild
Süden? USA?
Also ich meinte den Süden Mexikos. Im Norden liegen USA und Kanada. Und Touris fliegen eigentlich nur nach Yucatan: Cancun, Playa del Carmen und so. Aber hier geht es ja um Auswandern, nicht Urlaub machen. Acapulco hat z. B. sehr unter der Gewaltwelle und dem Sturm gelitten.

"Drogenkämpfe"(lustiges Wort, hört sich nach Freistilringen an) finden sowohl im Norden, im Zentrum, im Süden im Westen und Osten statt. Eigentlich überall. Aber als Touri bekommt man davon nichts (oder nur wenig) mit. Wäre ja auch sehr schlecht für den Tourismus :oops:
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Jambo
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Beitrag: # 51969Beitrag Jambo »

brooklyn hat geschrieben:
Als "Güero" (Blonder, hellhäutiger Fremdling) bin ich von weitem zu erkennen.

nur mal so ...

meine Erfahrung hat mich gelehrt, sich auch mit der Historie des Landes auseinander zu setzen, in welches ich möglicherweise auswandern möchte.

und da käme Mexiko für mich z.B. nie in Frage, der ja der "Güero" vor nicht allzu langer Zeit den Großteil der mexikanischen Vorfahren platt gemacht hat :roll:

sowas steckt tief verwurzelt im Hirn der Einheimischen drin ...
und ist in Africa z.B. auch sehr grenzwertig ...

die haben auch nicht vergessen, dass es die Weißen waren, die ihnen das Land wegnahmen und (bis heute) die Rohstoffe klauen :roll:

Aber an so etwas denkt ein überheblicher Weißer nicht ...
der denkt, er ist überall willkommen :x


Grüße
Jambo



.
brooklyn
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Beitrag: # 52131Beitrag brooklyn »

Jambo hat geschrieben:meine Erfahrung hat mich gelehrt, sich auch mit der Historie des Landes auseinander zu setzen, in welches ich möglicherweise auswandern möchte. und da käme Mexiko für mich z.B. nie in Frage, der ja der "Güero" vor nicht allzu langer Zeit den Großteil der mexikanischen Vorfahren platt gemacht hat
Vor nicht allzulanger Zeit sind immerhin runde 500 Jährchen. Da ist viel passiert seither.


Wenn Du dich in die Geschichte Mexikos etwas tiefer einlesen willst empfehle ich dir die folgenden Bücher:

Conquest: Cortes, Montezuma, and the Fall of Old Mexico: Montezuma, Cortes, and the Fall of Old Mexico

Rückkehr der Götter : Die Aufzeichnungen d. Azteken über d. Untergang ihres Reiches. Hrsg. von Miguel León-Portilla u. Renate Heuer. [Aus d. Náhautl übers. von Angel Maria Garibay K. Dt. von Renate Heuer], dtv[-Taschenbücher] ; 285

Hernán Cortés [Spanisch] von Christian Duverger

Mexico - A Land Of Volcanoes From Cortés To Alemán von Joseph H.L. Schlarman

First Stop in the New World [Englisch] von David Lida

Nueva Historia Minima de Mexico
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Siggi!
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Beitrag: # 52132Beitrag Siggi! »

Jambo hat geschrieben:meine Erfahrung hat mich gelehrt, sich auch mit der Historie des Landes auseinander zu setzen, in welches ich möglicherweise auswandern möchte. und da käme Mexiko für mich z.B. nie in Frage, der ja der "Güero" vor nicht allzu langer Zeit den Großteil der mexikanischen Vorfahren platt gemacht hat :roll:
Dank Gröfaz müssten wir dann aber auch alle DE schlagartig verlassen und nie mehr zurückkehren.

Gruß
Siggi
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Beitrag: # 52134Beitrag brooklyn »

Guter Einwand siggi.
Tja, so ist das mit der Geschichte, ein Päkchen das wohl jedes Volk mit sich rumtragen muss, ob es nu will oder nicht.
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Wie ich nach Mexiko eingewandert bin 2. Teil

Beitrag: # 52531Beitrag brooklyn »

Ein weiterer, für mich wichtiger Aspekt bei der Einwanderung sind die sozialen Kontakte gewesen. Aber ich schaue Samstag kein Fussball mehr, und bin auch sonst überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden....so kanns kommen mit den Jahren.
Zuletzt geändert von brooklyn am Di Jan 14, 2014 3:08 am, insgesamt 1-mal geändert.
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Ein Grund zum Einwandern

Beitrag: # 52832Beitrag brooklyn »

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Sascha Blodau
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Beitrag: # 52841Beitrag Sascha Blodau »

..das ist schön brooklyn, dass es so gut für dich läuft, es gibt einem auch irgendwie Mut an etwas zu glauben. Von Deutschland bin ich nach wie vor nicht überzeugt und ich arbeite auch jeden Tag an einer Lösung hier weg zu gehen. Aber ich lasse mir dabei Zeit und passe auf, dass ich nicht aus reiner Euphorie Fehler mache und eventuell wichtige Punkte übersehe oder falsch einschätze.
Der Zustand, der mich überall auf der Welt sehr beunruhigt ist die rasche Zunahme der Kriminalität. Überall kann man feststellen das die alten Wirtschaftsstrukturen langsam wegbrechen. Sei es durch chinesische Billigprodukte zerstörte Wirtschaftszweige oder durch amerikanisierte Geldhaie, die alle Betriebe förmlich verschlingen, die es zu was gebracht haben. Und als alternative werden zwar viele Kredite gegeben und etwas neues versucht, damit aufzubauen.
Aber es entsteht nichts nachhaltiges, was die Wirtschaft des Landes voranbringt.
Das Geld wird irgendwie verpulvert und was übrig bleibt ist Verzweiflung und letzt endlich die Kriminalität.
Grüße Sascha ..
Alles was du brauchst, kommt im richtigen Moment zu dir. Sei geduldig.
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