Haushaltshilfen

Bolivarische Republik Venezuela (República Bolivariana de Venezuela)
liegt an der Karibikküste und hat Grenzen zu Brasilien, Kolumbien und Guyana

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arnego2
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Haushaltshilfen

Beitrag: # 1048Beitrag arnego2 »

Hauspersonal,
das scheint ja ein sehr beliebtes Thema zu sein.
Da es in der dritten Welt, Aufgrund des niedrigerem Lohnniveaus, leichter ist sich Hausangestellte zu holen und zu bezahlen, machen das auch viele Einwanderer.

Ich gehöre nicht dazu. Ich muß nicht in einer Villa leben und schaffe es mein Studio Apartment selbst aufzuräumen. Kochen kann ich auch und Essen gehen macht mir Spass.
Außerdem hasse ich das Gefühl das immer irgend jemand in meinen Räumen rumputzt und in meinen Sachen wühlt. Für mich ist es als gehe dann meine Privatsphäre flöten. 8)

Andere Leute haben da sicher andere Vorlieben und möchten den Alltag so genießen das Sie sich nicht mehr um die Mülltüten kümmern müssen. Also werden Hausangestellte eingestellt, Gärtner und einen Elektriker.Und nun beginnen die Probleme. :o

1. Wie bezahle ich am besten?
2. Wie verhalte ich mich zu einer Hausangestellten?
3. Abgaben, was muß ich tun?
4. Wie kann ich Problem verhindern?
5. Was für Probleme treten auf?

Nicht jede(r) hat schon einmal Angestellte gehabt und es ist auch nicht jederman/jedefrau (s) Sache mit "Untergebenen" sich abzugeben. In einem Land in dem es ein "natürliches" Klassenbewustsein gibt, wie z.B Venezuela kann keiner erwarten das die Angestellte(n) bei einem vorsprechen um gewisse Probleme zu lösen. Und es gehört Fingerspitzengefühl dazu mit Angestellten eines anderen Kulturkreises reden zu können ohne diese zu beleidigen.
Gute Retorik und mit Überzeugung etwas rauszubringen, wird von vielen Venezolaner/innen als Beleidigung angesehen. Bei uns ist das duzen gefährlich denn ein "du Ars.." rutscht ja bekanntlich schneller heraus als ein "Sie Ars.." . Nun in Spanisch sprechenden Ländern ist das genau umgekehrt. Und das ist nur 1 Beispiel. :oops:

Bitte setzten sie nichts voraus, sie können auch nicht verlangen das der Gärtner bei 35 Grad Celsius rumackert und alles in Nulkommanix hinbekommt. Auch sollte Wasser für die Angestellten da sein. Aber bitte nicht das gleiche aus der gleichen Flasche aus der Sie trinken. Abgrenzung ist ein Muß. :wink:

1. Eine angemessene Bezahlung macht es möglich das das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer funktioniert. Ein Basislohn mit kleinen Aufbesserungen (Belohnungen) kann Wunder wirken. Wieviel als Monatsentgeld gezahlt werden müssen, das Hängt von dem Land ab; es tendiert aber fast immer zum Bereich des Mindestlohnes. :cry:

2. Das Verhalten: Zwei Kulturen krachen aufeinander. Lokal wird das Problem des Verhaltens einfach gelöst. Die Angestellte(n) werden mit gewisser Entfernung behandelt. D.h. das die Angestellten nicht mit am Tisch mitessen, das Sie nicht mit kleinen Geschenken überhäuft werden, und das sie ihre Wäsche nicht bei Ihnen in der Waschmaschine wäscht. Und so einiges mehr.

In der Regel wird die Freundlichkeit des Arbeitgebers von ihren meist nicht mit Hochschulbildung versehenem Personal als ein " ich gehöre zur Familie" ausgelegt und dann, im Verlauf von ein paar Jahren, Monaten oder Wochen lebt die Angestellte dann mit Ihnen, bedient sich am Kühlschrank, schläft wenn grad nichts zu tun ist, etc.
Wenn Sie Personal einstellen sollten sie ein Briefing machen, eine kurze Unterhaltung, Ansprache an das Personal was von ihm/ihr erwartet wird.
Dann sollten Sie darauf achten das das Personal alles das tut was Sie als Arbeitgeber Ihr/Ihm vorgeben.
In anderen Worten sie bilden sie aus. In der Regel geben sich die Neuangestellten viel Mühe das sollte nicht von Ihnen torpediert werden das Sie Ihr/Ihm ein Geschenk kaufen.
Geschenke haben eine sehr symbolische Wirkung,
So einfach schenkt einem keiner was, also gehört die/der Angestellte jetzt dazu und dann geht der Spass los. Irgendwann streiten sie sich dann regelrecht um die Wurst. :roll:

Führen Sie die Angestellten langsam an Ihre Aufgaben heran. Bedenken Sie bitte das, andere Länder andere Sitten, auch die Schulbildung, Disziplin, Denkweisen, Moral anders sind. :idea:

Stellen Sie keine(n) an sollten sie nicht wenigstes in der Lage sein sich mit Ihr/Ihm verständigen zu können. Es ist kein Fehler die Sprache des Gastlandes zu beherschen.

Es ist möglich das Sie sich Angestellte holen die dort in einem Zimmer (Kammer) leben und sich um ihr wohlergehen kümmern. Alles kein Problem aber ein Wort zur Vorsicht: Bitte lassen sie keine Wertgegenstände lose herumliegen. Das soll nicht heißen das die Angestellten klauen, aber sie kommen schnell in den Verdacht es zu tun nur weil Sie die Dinge nicht wegschließen. Außerdem steht geschrieben das man niemanden in Versuchung führen sollte.
Das gilt für Stundenkräfte wie für Angestellte die bei ihnen leben. :shock:

3. Wer mehr als 4 Angestellte hat muß diese bei dem IVSS (http://www.ivss.gov.ve) anmelden und Abgaben abführen, es handelt sich hier um 5 bis max 13% des Einkommens der Angestellten. Sie finden den IVSS durch ihre Webseite. Diese Zahlen beinhalten auch den Beitrag der an CONAVI http://www.conavi.gov.veabgeführt werden muß.
Außerdem müssen für jeden Angestellten 45 Arbeitstage am Ende des Arbeitsjahres ausgezahlt werden. Und das jedes Jahr. Pro Jahr Anstellung erhöht diese Zahl um 2 Tage bis 60 Tage erreicht werden. :idea:

4. Problemverhinderung: Es ist relativ einfach. Probleme werden angesprochen und man/frau einigt sich. Sollte das keine Änderung erbringen gibt es eine Warnung und dann Tschüß.
Ein Wort noch zur Verabschiedung. Die Venezolaner machen es sehr elegant. Nach der letzten Warnung wird der Angestellte nach Haus geschickt mit den Worten, "wenn wir dich brauchen rufen wir an" was übersetzt; zwischen den Zeilen soviel wie "Vergiss es" heißt. :?

5. Probleme die auftreten: Man/frau sieht seine Angestellte(n) sitzen.
Sie/Er wäscht ihre/seine Wäsche in ihrer Waschmaschine.
Essen fehlt im Kühlschrank.
Die Arbeiten werden nicht mehr erledigt.
Die Arbeiten werden schlecht ausgeführt.
Der Garten wird nicht gegossen sondern ergossen.
Und so weiter. In meinen Augen sind das die Ergebnisse eines Arbeitgebers der nicht aufpasst nicht dabei ist, und der/die zu freundlich zu seinen/ihren Angestellten ist.
(soll nicht heißen das sie unfreundlich sein sollen) sondern mehr bestimmt und Konsequent machen was Sie ankündigt haben. Ich sehe ein das es recht einfache Formeln sind und glaube auch nicht das es die Lösung für die schwerwiegende Problematik zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist, aber es ist ein Ansatz vor allem für ihre Vermeidung.
Viele der Einwanderer meinen das Venezuela Deutschland aber wärmer sein sollte. Sie nehmen einfach an das Schulbildung, Disziplin, Pünktlichkeit genauso gehandhabt werden wie Zuhause. Nun, weit gefehlt.

M-f-G
Arnego2

Ps. Diese Tips werden einigen schwer in den Ohren liegen denn sie entsprechen nicht gerade unserem Gleichheitssinn. Aber Venezolaner haben den in den seltensten Fällen. Ich glaube aber auch nicht das viele Ihre Angestellten in Deutschland mit Sachen beschenken würden, ich glaube viel mehr das es das schlechte Erstweltler Gewissen ist das dem Drittweltler "helfen"
will. Bedenken Sie bitte das sie den Leuten mit einem stetigen Einkommen mehr helfen als sie mit am Mittagstisch sitzen zu lassen, und das meist nur für kurze Zeit. :(
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Jupp
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Beitrag: # 1060Beitrag Jupp »

harter Tobak.

Was ich mir hier nicht leisten kann, woanders umso mehr!

:oops:
Auswandern? Eher nicht, aber ein Altersruhesitz irgendwo im Nirgendwo?
--------
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arnego2
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Harter Tobak

Beitrag: # 1063Beitrag arnego2 »

Hallo Jupp,
Ich bin mir völlig darüber im Klaren das es nicht gerade mit unseren Gleichgerechtigkeitssinn dahergeht, was ich da geschrieben habe.
Leider ist es aber Realität das die Arbeitgeber-Arbeitnehmer Verhältnisse anders geregelt sind, andere Kulturen gehen andere Wege.

Ich verzichte auf den "Spaß" Hausangestellte zu haben.
Es liegt mir nicht.
Aber wenn jemand sich ein großes Haus mietet (400 - 1000 qm Wohnfläche) dann ist Extrahilfe nicht fehl am Platz.

Unterschiede in Vorlieben:
Deutsche Vorliebe: großes Grundstück - kleineres Haus.
Venezolanische Vorliebe: Kleines Grundstück - riesiges Haus.

Wenn wir dann in die weite Welt ziehen haben wir oft noch das "edle Wilde" Klischee im Kopf.
Wir Menschen sind aber leider alle gleich, Keiner/Keine ist edler als der/die Andere.
Freundschaft ist z.B recht selten, meistens ist es mehr eine finanzielle Interessengemeinschaft, zumindest in diesen Breitengraden. Viele Einheimische denken nicht im Traum daran etwas von Ihren persöhnlichen Problemen zu erzählen, zumindest wenn Sie dich schätzen. Leidensgeschichten gibt es da häufiger. Warum? Nun ich glaube das viele aus der ersten Welt (Europa) eine Art schlechtes Gewissen mit sich rumtragen was dazu führt angeblich Armen Essen zu kaufen
oder auf anderem Wege "Gutes" zu tun. Und das hat sich herumgesprochen.
Einem(r) was zu schenken hat, da es ungewöhnlich ist, meist schwer wiegende Folgen. Es ist ja bekannt das Blumen zu Schenken gewisse Neigungen signalisiert. Sachen zu schenken haben auch Signalwirkungen, vielleicht nicht die die erreichen werden sollten.

Es gibt halt überall Faule, nicht so Faule, nicht so Fleissige und Fleissige die gibt es in jedem Land nur in anderen Proportionen. (Sehr vereinfacht)
So kann sich kaum eine/r vorstellen das es Leute gibt die sagen: "Wenn ich dreissig Dollar in der Tasche hab dann hör ich für Heute auf zu arbeiten ." So was gibt es sehr häufig in der dritten Welt. So was gibt und gab es auch in Europa. :shock:
m-f-G
Arnego2
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Jupp
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Beitrag: # 1069Beitrag Jupp »

Hallo Arnegodue,
400 - 1000 qm Wohnfläche
Das ist wirklich groß, da bräuchte ich auch Personal zur Reinigung.

Das ist dann wie auf diesen Farmen, wo riesige Wohnhäuser stehen, nehme ich mal an. Die größte Wohnung, die ich mal gesehen habe, hatte 300 Qm auf einer Etage, aber irgendwie mit einer Treppe in der Mitte oder so. Man brauchte 5 Minuten um von einer Ecke in die andere zu gelangen. Das war schon riesieg. 1000 kann ich mir gar nicht mehr vorstellen. Wer braucht so was. Naja, andere Mentalität.
oder auf anderem Wege "Gutes" zu tun. Und das hat sich herumgesprochen
Das glaube ich sofort. Diese ganze Spenderei ist sowieso irre, wenn auf der anderen Seite Geld genug da ist für Waffen oder was auch immer - während die armen hungern. Aber das ist ein anderes Thema.
Sachen zu schenken haben auch Signalwirkungen, vielleicht nicht die die erreichen werden sollten.
:?:
Wenn ich dreissig Dollar in der Tasche hab dann hör ich für Heute auf zu arbeiten ." So was gibt es sehr häufig in der dritten Welt. So was gibt und gab es auch in Europa
... und mindestens in Deutschland haben wir das bald auch wieder, wenn es so weitergeht.

Tja, was hierzulande im Moment abgeht, ist schon erschreckend. Nein, ich reg mich jetzt nicht auf, ich bin ganz ruhig und geh schlafen... Dreißig Dollar sind verdient. Fast. 8)

Gruß aus der Sonne (nach einer Woche mehr oder weniger Dauerregen)
Auswandern? Eher nicht, aber ein Altersruhesitz irgendwo im Nirgendwo?
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