R.I.P. Mandela ... wer war er wirklich ?

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Oryx
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Re: 1995

Beitrag: # 52473Beitrag Oryx »

Gundola hat geschrieben:Er war es aber, der das Land vereinte und vor einem Bürgerkrieg bewahrte. Das ist sein großes Verdienst. Nach der Geschichte, die das Land hatte und der großen Verbitterung auf allen Seiten kann man das gar nicht hoch genug einschätzen.
Ganz richtig. Und jetzt, wo er tot ist, kann man nicht unbedingt darauf rechnen, dass dieser Geist sich bewahrt.

Aber gerade kürzlich habe ich eine sehr ausführliche Betrachtung eines Afrikaaners, der gegen die Apartheid gekämpft hat, gefunden, die mich sehr nachdenklich gemacht hat. Jeder Mensch hat eben mehrere Seiten, nicht nur eine, das traf auch auf Madiba zu. Hier die Betrachtungen des wirklich nicht des Rassismus zu bezichtigenden Breyten Breytenbach in Harper's Magazine zum 90. Geburtstag damals:

http://harpers.org/archive/2008/12/mandelas-smile/

Das schmälert Mandelas Verdienste in keiner Weise, wie ich finde. Es zeigt nur, dass er auch nur ein Mensch war. Aber sicher ein ganz besonderer.
Oryx
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Re: R.I.P. Mandela ... wer war er wirklich ?

Beitrag: # 52474Beitrag Oryx »

Jambo hat geschrieben:das "Neue Südafrika" und was dort heute die Tagesordnung ist und über was die dort planen und was die nach Mandelas Tod mit den Weissen vorhaben!
Damit sagt Dein Briefpartner doch selbst, dass Mandela einen guten Einfluss hatte. "Nach seinem Tod". Genau das Gefühl hatte ich auch immer: Solange er lebte, haben sie sich zurückgehalten, der "eiskalte Terrorist". Das ist doch wirklich Quatsch. Wir alle können uns gar nicht vorstellen, was für "eiskalte Terroristen" die weißen Südafrikaner waren, die an der Macht waren. Nur werden sie nicht als solche bezeichnet, weil sie ja die Regierenden waren.
Was Mandela getan hat, war dasselbe, was die Hitler-Attentäter getan haben: Er wollte ein grausames System beseitigen. Und grausame Leute überzeugt man nicht mit sanften Reden. Man muss deren Sprache sprechen. Was bedeutet: Am besten ist, man bringt sie um. Da habe ich überhaupt kein Mitleid, und jemand, der so etwas tut, ist für mich kein Terrorist.
Jambo hat geschrieben:Vielleicht kann ja Oryx noch etwas aus erster Hand berichten
Ich bin ja nicht in Südafrika, aus eigener Anschauung habe ich Südafrika bei meinen Besuchen als sehr friedlich erlebt, aber ich lebe ja nicht dort. Und ich weiß, dass es eine Menge Hass gibt, eine Menge Gewalt. Besonders unter den Schwarzen. Das ist furchtbar. Ich sage auch nicht, dass das richtig ist, und ich sage auch nicht, dass ein Mensch, nur weil er schwarz ist, ein guter Mensch sein muss.

Speziell Männer in Afrika sind fast immer gewalttätig. Das ist in der Kultur verankert. Sie halten es für ihr Recht, eine Frau zu vergewaltigen (selbst kleine Kinder und alte Omas), sie kennen oft kein anderes Mittel, als ihre Wünsche mit Gewalt durchzusetzen. Das liegt an der Erziehung.
Dieses Gewaltpotential, das durch Testosteron gesteuert wird, kann man aus Männern ja nicht so einfach herausschneiden (obwohl ich mir das manchmal wünschen würde). Auch Du hast ja Deinen Teil, Jambo. ;-)

Diese männliche Gewalttätigkeit und Überheblichkeit ist in Europa durch Erziehung etwas gemildert worden, aber in Afrika dauert das eine Weile. Deshalb war Mandela ja so eine Ausnahme.

Von Namibia her kann ich nur sagen: Wir hoffen, dass diese Gewalttätigkeit, die es in Südafrika tatsächlich gibt, die aber bei uns nicht so ausgeprägt ist, nicht auf uns überschwappt. Wirtschaftlich haben wir natürlich jetzt alle darunter zu leiden, weil der Namibia-Dollar an den südafrikanischen Rand gebunden ist. Und die Entwicklung des Rand geht zur Zeit abwärts.
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Beitrag: # 52476Beitrag Oryx »

Gundola hat geschrieben:Ich habe starke Zweifel, dass sich Namibia so sehr von Südafrika unterscheidet, aber kenne Namibia nicht so gut wie du.
Das, Gundola, streiche ich mal rot (oder markergelb) an. Du kennst Namibia nicht, aber Du nimmst einfach so an, dass es genauso ist wie Südafrika.

Diesen Kampf kämpfen makis und ich ständig: Dass uns niemand glauben will, wie schön es in Namibia ist, wie gut es sich hier leben lässt und dass es eben nicht so ist wie in Südafrika, auch wenn es Gemeinsamkeiten gibt.

Und dieses Gutmenschengerede - da gebe ich Jambo recht - ist völlig unangebracht. Ich habe schwarze Freunde, ich kenne sogar schwarz-weiße Mischehen, die gut funktionieren und nicht aus ökonomischen Gründen geschlossen wurden, Freunde von mir, aber das ist die Ausnahme. Ansonsten hat Jambo recht. Das kann man nicht wegdiskutieren.

Hier in Afrika gibt es sehr wohl "die Schwarzen" und "die Weißen" (auch wenn ich mich mit weißen Buren nicht sehr verbunden fühle), das liegt in der Natur der Sache, sprich der ursprünglichen Ausprägung des Kolonialismus, der nun einmal von "Weißen" gegen "Schwarze" ging, ganz egal,welche Weißen es waren, aus welchem Land sie kamen, und welche Schwarzen es waren, welcher Stamm.

Man erreicht nichts dadurch, dass man versucht, die Unterschiede zu ignorieren und so zu tun, als wären alle weißen und schwarzen Menschen gleich. Das sind sie nicht. Ebensowenig wie Frauen und Männer gleich sind, was man auch nicht ignorieren sollte.

Aber gerade diese Unterschiede sind es doch, die wir in den Vordergrund stellen sollten und schätzen sollten. Was kann der andere, was ich nicht kann? Was kann ich, was der andere nicht kann? Können wir uns vielleicht gegenseitig ergänzen? Und nicht: Ich bin besser als der andere.

Das wäre der Idealfall, aber der ist noch lange nicht erreicht.

Und eins ist sicher: Wenn ein schwarzer Mann eine Frau vergewaltigt, ist er für mich genauso ein Schwein und Abschaum wie ein weißer Mann, de dasselbe tut. Da mache ich tatsächlich keine Unterschiede. Und wenn schwarze Männer mir erzählen, es wäre ihr gutes Recht, Frauen zu unterdrücken, zeige ich ihnen, wo der Hammer hängt, und das hat nichts damit zu tun, dass ich weiß bin und sie schwarz. Ein Mensch ist ein Mensch, aber als solcher hat er nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Z.B. als Mann die Pflicht, seine körperliche Überlegenheit gegenüber einer Frau nicht auszunutzen. Egal, welche Hautfarbe er hat.

Es wird einfach zu viel unter den Teppich gekehrt von den absoluten Gutmenschen. Sie wollen einfach die Realität nicht sehen, sondern wollen unbedingt alle dazu zwingen, die Augen vor der Realität zu verschließen und nur das zu sehen, was so einem Gutmenschen eben in den Kram passt.

Ich glaube, dass ich durchaus ein guter Mensch bin, aber ein Gutmensch will ich nicht sein. Ich sehe, wenn ich mich auch oftmals gegen die auch in mir vorhandenen Gutmensch-Fasern wehren muss, die Realität, und die Realität ist es, mit der man sich auseinandersetzen muss, nicht mit irgendwelchen abstrakten Wunschvorstellungen.
Gundola hat geschrieben:Ich würde es vermeiden, von Stämmen zu sprechen.
Aha. Und warum? Wenn doch jeder schwarze Afrikaner von seinem Stamm spricht und wenn Tribalismus das größte Problem hier in Afrika ist, nicht der Unterschied zwischen schwarz und weiß? Du hast es doch selbst beschrieben, den Hass des einen Stammes gegen den anderen. Aber benennen - ganz objektiv, denn Stamm ist ja keine wertende Bezeichnung, außer Du willst es so sehen - willst Du es nicht?
Warum nicht?

Schwule bezeichnen sich selber als Schwule, obwohl es früher eine diskriminierende Bezeichnung war. Und warum darf ein schwarzer Afrikaner nicht genauso die Bezeichnung seines Stammes als positiv für sich in Anspruch nehmen? Warum verweigerst Du ihm das? Das ist nicht sehr nett.
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Beitrag: # 52477Beitrag Oryx »

makis hat geschrieben:@Gundola:
Ich hatte dir gestern eine lange und ausfuehrliche Antwort geschrieben, weil ich fand dass du und ich auf einer sehr guten Ebene kommunizieren und mich das gefreut hat.
Leider hab ich irgendwas falsch gemacht - wahrscheinlich nur "Vorschau" gedrueckt und nicht "Absenden" (ich war bisschen unter Zeitdruck
:oops: ). Ist mir noch nie passiert und peinlich...hab ganz schoen dumm geguckt als ich heute sah dass mein Beitrag nicht da ist.
Ein kleiner Hinweis: Es gibt eine nette kleine Browsererweiterung namens "Lazarus": http://www.maximumpc.com/article/featur ... ek_lazarus
Der speichert alles, was Du tippst, und wenn Du es nicht abgeschickt hast, kannst Du es wiederherstellen. Hat mir schon öfter geholfen.
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Beitrag: # 52480Beitrag Gundola »

@Oryx: Was auch immer du dir anstreichen willst, es sei dir gegönnt, in welcher Farbe auch immer. Nur verstehe ich nicht ganz, wieso ich keine Meinung zum Vergleich Südafrika-Namibia haben darf. Ich habe lange in Südafrika gelebt, du lebst in Namibia. Ich war ein paar Mal in Namibia bis zum Caprivi-Zipfel und du bist sicher mal nach Südafrika gereist. Du nimmst dir das Recht, zu sagen, dass Namibia (wo ich nie gelebt habe) total anders als Südafrika ist (wo du nie gelebt hast), aber ich darf dazu nichts sagen? Wo ist da die Logik?

Die Gewalt in Südafrika gibt es vor allem in den großen Städten, die in Namibia fehlen. Alleine dadurch erklärt sich schon vieles.

Deine Kritik an "Gutmenschen" lasse ich mal aus, so etwas halte ich für unsachlich."Gutmensch" war übrigens Unwort des Jahre 2011 in Deutschland, nur mal so zum Nachdenken.

Klar lebt ihr in einer getrennten Gesellschaft in Namibia. Man kann ganz gut da leben, das glaube ich. Ich habe auch gut in Südafrika gelebt und ich vermisse immer noch vieles aus Südafrika, der Abschied ist mir sehr schwer gefallen nach all den Jahren, aber man kann es nicht vergleichen mit dem Leben in Europa, wo man nicht ein Fremder ist. Ihr sagt ja selbst, dass die Einwanderung von Weißen in Namibia unerwünscht ist. Ich fühle mich wohler in Europa.

Dann sei einfach weiter ein guter Mensch und genieße die Feiertage! Im Unterschied zu mir musst du ja nicht vor dem Ofen sitzen.
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