Ja, das hab ich gelesen, und das find ich echt schlimm
Schlange stehen ist in Afrika ja auch normal. Wer seinen Fuehrerschein machen will, muss frueh aufstehen und sich anstellen, sonst kommt er an dem Tag nicht mehr dran - und da gibt es auch keine Nummern damit man am naechsten Tag schon mal vorne steht. Da geht es auch immer wieder von vorne los. Die Schlangen sind aber nicht so lang, dass es vier Tage dauern wuerde, und man ist hier tatsaechlich staendig dabei, die Ablaeufe zu verbessern, das faellt mir immer wieder auf.
Home Affairs ist ein gutes Beispiel dafuer: bei meinem letzten Besuch vor zwei Jahren war noch alles so wie immer, lange Schlange vor dem "Alienschalter" bis auf die Strasse hinaus, Wartezeit bis zu zwei Stunden, im Stehen. Auch an den Schaltern fuer die Namibier lange Schlangen. Dieses Jahr haett ich meinen Schalter beinahe nicht gefunden - die haben den naemlich in ein anderes Gebaeude neben dem alten verlegt, mit neuer freundlicher Wartehalle - und Stuehlen! Ich war total baff....
Bei der Geschichte mit den Paessen haette ich uebrigens auch in der Schlange warten muessen bis ich dran bin, nur hat mir dann eben einer der Wartenden das mit dem Nachmittagsproblem gesagt und ich wollte nicht da eine Stunde sitzen, nur um zu erfahren dass ich morgen wiederkommen soll. Meine Sitznachbarin ermutigte mich dann einfach zum Schalter zu gehen und zu fragen - hab mich dann also "vorgedraengelt"
Aber niemand hat sich beschwert, alle Wartenden hatten Verstaendnis dafuer. Ging ja dann auch schnell
Uebrigens gibt es hier jede Menge Leute die sich gegen Geld in die Schlange stellen und die jeweiligen Antraege einreichen. Das ist ein regelrechter Businesszweig. Beim Fuehrerschein geht das natuerlich nicht
Was mich so fasziniert ist, dass man mit den Leuten hier reden kann. Es gibt Regeln, und Vorschriften, und da sollte man sich natuerlich auch dran halten, aber manchmal weiss man es einfach nicht, oder man ist in Gedanken, oder man hat es wirklich sehr sehr eilig - und dann ist ein Gespraech allermeistens erfolgreich. Mein Mann ist zweimal ohne Gurt im Auto "erwischt" worden - er hat nie eine Strafe bekommen, wurde nie angezeigt oder sonstwas. Beim zweiten Mal hat er der Beamtin (war dieselbe wie beim ersten Mal) versprochen dass er sich in Zukunft anschnallen wird - und das hat er auch seitdem eingehalten, einfach weil er sagt die Dame war so freundlich und hat ihm das so nett ans Herz gelegt, da macht er das dann gerne.
Uebrigens haben wir in den acht Jahren hier noch nie Bakschisch fuer irgendetwas gezahlt, sei es dass wir in einer Schlange nach vorne kamen, oder Antraege schneller bearbeitet wurden, oder dass wir keine Strafe dafuer bekommen nicht angeschnallt gewesen zu sein oder die Vorfahrt nicht beachtet zu haben. Es gibt Leute, die gerne behaupten dass ohne Bestechung hier nichts gehen wuerde - das ist schlichtweg nicht wahr. Man braucht einen langen Atem, viel Geduld, aber vor allem muss man sich auf die Leute hier, auf ihre Kultur und ihre Mentalitaet einlassen, dabei respektvoll und herzlich bleiben, dann oeffnen sich die Tueren auch ohne den Schluessel aus bedrucktem Papier.
Gestern auf der Messe haben wir den Stand der Antikorruptionskommission entdeckt und uns kurz ueberlegt, ob wir uns eine Nummer geben lassen sollen. Aber dann haben wir gedacht wofuer? Wir haben noch niemanden kennen gelernt, den wir melden muessten/koennten.
Wahrscheinlich gibt es da auch Parallelwelten. Wenn jemand das nicht anders kennt als durch Korruption, dann wird er automatisch diesen Weg gehen, und natuerlich wird er auch hier immer jemanden finden der gerne die Hand aufhaelt.
Noetig ist es jedoch nicht - und ich find es schon ein bisschen traurig, dass diese Menschen den ehrlichen Weg nicht mal sehen.
lg
makis