Siggi! hat geschrieben: ist es eine Möglichkeit das Land mit Rückkehroption kennenzulernen.
Die Rückkehroption hat man ja eigentlich immer. Was macht es da für einen Unterschied, ob man als Entwicklungshelfer in ein Land geht oder als Auswanderer? Allerdings halte ich von Entwicklungshilfe mehr so gar nichts, das hat wohl in den vergangenen Jahrzehnten mehr kaputtgemacht als geholfen. Die einzige "Entwicklungshilfe", die wirklich hilft, ist Hilfe zur Selbsthilfe, und da sehe ich eher Leute wie Karl-Heinz Böhm oder andere, die so etwas auf privater Basis gemacht haben. Organisationen sind da meistens viel zu unflexibel.
Die haben feste Vorstellungen, wie ein Entwicklungshelfer sein muß, was für eine Ausbildung er haben muß usw. Typisch deutsch eben. Es gibt Leute, die vielleicht gut für das Land und die Leute vor Ort wären, die aber nicht genommen werden, weil sie nicht die richtige Ausbildung haben. Dabei müßte viel mehr darauf geachtet werden, ob jemand als Mensch geeignet ist. Dazu sollte er nicht gerade zwei linke Hände haben und gut mit einer neuen, fremden Kultur umgehen können.
Was sagt es über meine Eignung als Entwicklungshelfer aus, wenn ich irgendein Studium abgeschlossen habe oder eine andere Ausbildung, die mit dem, was ich dann in Afrika vorfinde, sowieso nichts zu tun hat? Typisch deutsch, wie gesagt. Weil die Leute in Deutschland nicht in der Lage sind, Menschen zu beurteilen und daraus deren Eignung abzuleiten, legen sie sich auf Papiere fest. Und wie diese Leute sich dann hier vor Ort betragen, interessiert eigentlich niemanden. Manche können es halt trotzdem - trotz Ausbildung und Papieren -, aber viele schaffen es dann eben auch nicht. Hinterlassen aber einen Scherbenhaufen. Das wurde ja oben auch schon angedeutet. Das liegt aber nicht an diesen Leuten, sondern eben an den Organisationen in Deutschland, die mehr auf Papiere wert legen als auf den Menschen und deshalb oft die falschen Leute schicken.
pierre hat geschrieben:Auswandern ist gleichzeitig Einwandern; und nicht nur Bockwurst und Schnitzel wie in Namibia, wo es aber eine Etoscha-Pfanne statt Schwarzwald gibt!
Ach, sag an, ist mir noch gar nicht aufgefallen.
Bockwurst und Schnitzel? Habe ich hier noch nie gegessen. Aber Oryx-Steak oder Kudu. Und Etoscha ist auf seine Art natürlich wunderschön, aber mit dem Bodensee oder dem Schwarzwald nun einmal nicht zu vergleichen.
Zudem bin ich sicherlich nicht ausgewandert, um Bockwurst oder Schnitzel zu essen, da hätte ich auch zu Hause bleiben können (obwohl das Fleisch hier in Namibia natürlich besser ist). Es ging aber um die Antwort auf die Frage, ob alles andere besser ist als in Deutschland zu bleiben. Und darauf lautet die Antwort halt nein. Man kann sehr gut und sehr bequem in Deutschland leben. Hier in Namibia zu leben ist wesentlich anstrengender und immer wieder eine Herausforderung. Eine andere Herausforderung als in Deutschland, wo viele Dinge geregelt sind, so sehr geregelt, daß es einem manchmal die Luft abschnürt. Hier muß man sich die Regeln zum Teil selbst machen, kann dafür aber auch Dinge tun, die man in Deutschland vor lauter Vorschriften nie hätte verwirklichen können. Selbst im Schwarzwald nicht.
Es gibt eben immer Vor- und Nachteile bei einer Auswanderung. Aber ich wehre mich dagegen, daß Deutschland immer nur schlecht gemacht wird, gerade von uns Deutschen. Ich bin nicht ausgewandert, weil Deutschland so schrecklich ist, sondern ich bin
eingewandert, weil Namibia so schön ist und mehr meinen Vorstellungen entspricht, etwas machen zu können und mit einer anderen Lebensqualität leben zu können.
pierre hat geschrieben:Ich bin sicher, deutsche Auswanderer koennten heute (!) zum deutschen Immigranten-"Problem" eine Menge Gutes beitragen.
Das verstehe ich jetzt nicht. Was haben deutsche Auswanderer mit ausländischen Einwanderern (=Immigranten) zu tun, die nach Deutschland einwandern wollen? Wie sollen die, die auswandern, das Problem derjenigen lösen, die einwandern? Ich sehe den Zusammenhang nicht. Kannst Du das einmal etwas genauer erklären?
Gruß,
Oryx