makis hat geschrieben:Keiner von uns hat eine Uhr.
Das ist der größte und der wahre Reichtum. Auch wenn man in Afrika manchmal denkt, der eine oder andere könnte mal etwas pünktlicher sein - besonders der dunkle Teil der Bevölkerung. Aber die haben den Luxus, keine Uhr haben zu müssen, schon lange. Obwohl wir uns oft darüber aufregen: In Wirklichkeit ist es doch richtig, sich nicht von Uhrzeiten verrückt machen zu lassen.
Das Fürchterlichste für mich ist, wenn ich tausend Termine habe, wenn ich morgens aufstehen muss, bevor ich überhaupt richtig wach bin, wenn ich das Haus verlassen muss. Wenn ich - statt das tun zu können, was ich möchte - an irgendwelche von außen kommenden Vorgaben gebunden bin. Zeit ist der größte Luxus, den man haben kann.
Womit man diese Zeit gern verbringt, das ist sicher individuell verschieden. Ein Leben ohne Arbeit wäre für mich eine Horrorvorstellung, ein Leben auf Reisen ebenso. Ich möchte das, was ich brauche und was ich mag, um mich haben, an einem Ort, an dem ich mich wohlfühle. Ich habe noch nie verstanden, warum man in der Weltgeschichte herumreist. Wenn es mir irgendwo gefällt, dann möchte ich da wohnen und leben. Warum irgendwo hinfahren, wenn man dann doch wieder weg muss?
Ich bin vergleichsweise oft umgezogen in meinem Leben, weil ich eben dort wohnen wollte, wo andere Urlaub machen bzw. wo es mir gefiel. Jetzt wäre ich ganz froh, wenn ich nicht mehr umziehen müsste, weil ich alles habe, was ich brauche. Wenn mich äußere Umstände nicht dazu zwingen wegzugehen, bleibe ich hier bis an mein Lebensende.
Ein gewisses Geldpolster ist natürlich nötig, wenn man frei leben will, aber ehrlich gesagt: Wenn ich schon mit 22 finanziell unabhängig geworden wäre, dann wäre ich nach der ersten Freude über diese Unabhängigkeit depressiv geworden. Zum Nichtstun muss man auch die entsprechenden Gene haben. Die habe ich nicht. Natürlich kann man sich daran erfreuen, Ölbilder zu sammeln, aber das ist weder eine Beschäftigung noch eine Leistung. Es ist einfach nur Zeit totschlagen. Das ist für mich auch eine Horrorvorstellung.
Anerkennung - auch Neid - habe ich schon eine Menge erfahren, aber ich denke, nichts davon wäre passiert, wenn ich mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden wäre. Ich habe mir das erarbeitet.
Was ist man ohne Arbeit? Gar nichts. Wenn einen jemand im nächsten Moment von dieser Erdoberfläche wegpustet, wer würde einen dann vermissen oder was für ein Unterschied wäre das, wenn man nichts leistet und nichts zu irgendeinem Teil der Gesellschaft beiträgt? Wenn man faul herumsitzt und sich nur amüsiert?
Nein, das könnte ich mir nicht vorstellen. Für mich war es immer wichtig, für mich selbst zu arbeiten und nicht für andere. Nicht jeden Morgen um eine bestimmte Uhrzeit irgendwo sein zu müssen (das habe ich schon gehasst, als ich noch in die Schule ging). Mir nicht von anderen vorschreiben zu lassen, was ich zu tun und zu lassen habe. Darauf habe ich hingearbeitet. Und auch wenn man nie hundertprozentig frei sein kann, habe ich doch jetzt eine Freiheit, die ich mir früher nie hätte vorstellen können. Ich kann zu jedem nein sagen, wenn ich das nicht will, was er möchte. Ich bin nicht davon abhängig, dass mir irgendjemand ein Gehalt zahlt oder dass ich überhaupt einen Job habe. Ich bin nur von meiner eigenen Leistung abhängig. Bzw. alles, was ich habe, habe ich mir durch meine eigene Leistung verdient, jeden Pfennig. Das ist schon ein gutes Gefühl.