Angebliches Verlernen der Muttersprache

alles, was nicht in die speziellen Länderrubriken paßt

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Siggi!
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Beitrag: # 36511Beitrag Siggi! »

makis hat geschrieben:Übrigens spreche ich den ganzen Tag zu fast 100% deutsch, und trotzdem kann es passieren dass mir eine passende Redewendung oder ein Wort nur auf englisch einfallen.
Das geht mir genauso, aber es liegt nicht an der Landessprache, sondern daran, dass ich mir bestimmte Teile meines Wissens über das Studium englischsprachiger Fachliteratur angeeignet habe und ich meine ganzen Dokumentationen in Englisch erstellen muß. Ich kenne die deutschen Fachbezeichnungen einfach nicht. Wenn ich die deutschen Bezeichnungen dann höre, so empfinde ich sie oft als umständlich und nicht so prägnant (z.B. "Internetverbindungsfreigabe" statt "Internet connection sharing").

Gruß
Siggi
LJ
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Beitrag: # 36512Beitrag LJ »

makis hat geschrieben:Ich denke es liegt hauptsächlich am Willen, und an der Beziehung die man zum Deutschen hat.
Wenn man beispielsweise in die USA auswandert, dann wird es einem dort schon ziemlich leicht gemacht seine Herkunft zu verleugnen, schließlich sind viele dort immigriert, und man wird einfach mit in den großen amerikanischen Topf geworfen. Wenn man nun schon immer USA-begeistert war und dem Deutschen nicht so sehr verbunden wird man diese Integration dankbar annehmen, und dafür sorgen dass man ab sofort ein guter Amerikaner wird. Da wird dann zuhause nur noch Englisch gesprochen, auch um es den Kindern leichter zu machen, und prompt verlernen diese schnell ihre Muttersprache bzw lernen sie erst gar nicht mehr.
Sehr gut beschrieben.
Ich wuchs in Queens, New York mit einer Deutschen Mutter und einem Südamerikanischen Vater auf und wir sprachen immer Deutsch zuhause. ALLE meine Nachbarn waren Immigranten(Queens halt). ALLE sprachen ihre Heimatsprache zuhause(Spanisch, Ukrainisch, Finnisch, Polnisch, Chinesisch usw) außer die Deutschen Familien. Ich kannte eine Deutsche Famile wo keines der Kinder Deutsch konnte, obwohl die Eltern ein grotten schlechtes Englisch redeten. :cry:
Ich denke bei vielen Deutschen steckt noch dieser Minderwertigkeitskomplex drin.

Ich kenne aber fairerweise auch sehr viele Deutsche im Ausland, die nach Jahren immer noch 1A Deutsch sprechen und nicht dieses affektierte Getue drauf haben. Mit denen redet man noch ganz locker und selbstverständlich Deutsch. In Bolivien war einer meine Kumpels reiner Bolivianer, der noch nie in Deutschland gelebt hat, aber auf der Deutschen Schule von La Paz war. Komischerweise sprach er auch 1A Deutsch.
Hier ist zB Sandar Bullock, derren Mutter Deutsche war:
http://www.youtube.com/watch?v=s10x38SM ... re=related

Also ich finde sie spricht besser Deutsch als mancher Deutscher, der 1 Jahr in Amerika lebt. :lol:
nene

Beitrag: # 36515Beitrag nene »

Wenn man beispielsweise in die USA auswandert, dann wird es einem dort schon ziemlich leicht gemacht seine Herkunft zu verleugnen, schließlich sind viele dort immigriert, und man wird einfach mit in den großen amerikanischen Topf geworfen
Gerade in den USA wird in den Clubs die Herkunft unf die Muttersprache geradezu gepflegt im Gegensatz zu anderen Einwanderungsländern,

Wir sind vor 3 Jahren ausgewandert, wir haben keinen Grund, unsere Herkunft zu verleugnen, aber dennoch vermischt sich das eine oder andere norwegische Wort inzwischen ganz unaufgeregt mit in einem deutschen Satz.
Mikkel Rev
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Beitrag: # 36516Beitrag Mikkel Rev »

nene hat geschrieben: Wir sind vor 3 Jahren ausgewandert, wir haben keinen Grund, unsere Herkunft zu verleugnen, aber dennoch vermischt sich das eine oder andere norwegische Wort inzwischen ganz unaufgeregt mit in einem deutschen Satz.
Das meine ich. Man "nimmt sich das doch nicht vor", es geschieht einfach. :D
makis

Beitrag: # 36517Beitrag makis »

nene hat geschrieben: Gerade in den USA wird in den Clubs die Herkunft und die Muttersprache geradezu gepflegt im Gegensatz zu anderen Einwanderungsländern
Deshalb hab ich ja geschrieben dass es auf die Einstellung ankommt die man seiner Herkunft gegenüber hat. Die Deutschen sind ja nun nicht gerade für ihren Nationalstolz bekannt, oder? Kann sich aber natürlich im Ausland auch ändern wenn diese Deutschen auf Einheimische deutscher Herkunft treffen, denn die sind meistens sehr nationalstolz und pflegen die deutsche Kultur. Schließlich haben sie oder ihre Vorfahren das Dritte Reich und/oder die seitdem währende Bußezeit nicht mitgemacht...
Hier in Namibia gilt das jedenfalls so, und ich nehme an dass das in diesen Clubs in USA ähnlich ist.
nene hat geschrieben:Wir sind vor 3 Jahren ausgewandert, wir haben keinen Grund, unsere Herkunft zu verleugnen, aber dennoch vermischt sich das eine oder andere norwegische Wort inzwischen ganz unaufgeregt mit in einem deutschen Satz.
Nein, ich selbst sehe ja auch keinen Grund meine Herkunft zu verleugnen. In Namibia gäbe es auch überhaupt keinen Anlass dazu weil es eine deutsche Vergangenheit gibt und eine relativ große deutsche Gemeinschaft. Und trotzdem, trotz hauptsächlich deutschem Umfeld fällt selbst mir oft nur das englische (oder sogar afrikaanse :shock: ) Wort ein, und das passenden deutsche nicht. Ich hab deshalb das größte Verständnis wenn ein im Ausland lebender Deutscher immer mal nach Worten suchen muss - was ich jedoch nicht verstehe ist, wenn einer kaum einen vernünftigen Satz zustande bringt und einen Akzent hat wo es einen graust, schlimmer als jeder Einheimische.
Wir hatten vor kurzem Funkkontakt zu einem US-amerikanischen Funkamateur an der Westküste. Es stellte sich heraus, dass der Mann vor fünfzig Jahren aus Franken ausgewandert war. Als er deutsch sprach musste ich schmunzeln, denn sein fränkischer Dialekt ließ sich auf keinen Fall verleugnen :wink: - dafür hatte er aber kaum einen Hauch von einem Akzent (übrigens war sein Englisch lupenrein und sehr amerikanisch).
Es geht also, wenn man nur will.
solemar
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Beitrag: # 36518Beitrag solemar »

makis hat geschrieben:Jeder weiß um die Schwierigkeiten, die Einwanderer in Deutschland verursachen weil sie an ihrer Sprache und ihren Traditionen festhalten und sich nicht intregrieren wollen. Andererseits würde ihnen genauso etwas verlorengehen wie den Deutschen im Ausland, wenn sie ihre Herkunft verleugneten.
Ich finde dass man da einen Kompromiss finden muss. Es ist sehr schade wenn die Muttersprache nicht mehr gesprochen und sogar den Kindern nicht mehr beigebracht wird, denn mit der Sprache geht auch die Kultur eines Volkes einher.
Ganz richtig! Ich lebe seit 21 Jahren in Italien und wir sprechen mit unseren Kindern immer 2-sprachig. Meine Frau nur Italienisch, ich nur Deutsch. Das ist für mich schon etwas mühsam gewesen, aber unsere Kinder sind damit 2-sprachig und haben damit nach unserer Meinung vielen etliches voraus. So sind weitere Fremdsprachen für sie kein Problem und der Große studiert in Australien. Mit der Zweiprachigkeit wird nicht nur die eigene Identität sichtbarer, sondern die Kinder werden auch gegenüber "der Welt" offener. Dieser Kompromiss für mich, von dem Makis schreibt, ist natürlich manchmal eine Gratwanderung, denn es ist ja bequem mal Deutscher und mal Italiener zu sein (bei der Fußball-WM wird es dann kritisch, wenn beide Mannschaften aufeinander treffen..). Es macht auf jeden Fall das Leben spannend und interessanter.
fuer meine Zukunft sehe ich blau!
LJ
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Beitrag: # 37250Beitrag LJ »

Heute lief die Sending "Vermisst", wo Leute ihre Angehörigen suchen. In dem heutigen Beiitrag suchte eine Berlinerin ihre Schwester, die vor 50 Jahren in die USA ausgewandert ist.
Als man die Schwester aufspürte, sprach die Schwester komischerweise ein katastrophales Englisch mit starkem Deutschem Akzent aber konnte kein komischerweise kein Deutsch mehr....gimme a break :roll:
White Trash Deluxe :lol:
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Jupp
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Beitrag: # 37255Beitrag Jupp »

will heißen, die hat in fünfzig Jahren nicht vernünftig Englisch gelernt, aber Deutsch verlernt?

Oder wie oder was? Oder ist das alles manipuliert?
Auswandern? Eher nicht, aber ein Altersruhesitz irgendwo im Nirgendwo?
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Caribe-Klaus
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Beitrag: # 37257Beitrag Caribe-Klaus »

Jupp hat geschrieben:Oder ist das alles manipuliert?
Sicherlich nicht. Sind genauso "echt" ohne jegliche Beeinflussung der Redaktionen wie z.B. die "Auswanderer-Sendungen" oder "Bauer sucht Kuh" - oder war das doch ne Frau ? :roll:

Sicher wird auch an diesen Sendungen der selbe "Qualitätsanspruch" gestellt, wie an diesen "informativen" Talk-Shows... 8)

Gruss Klaus
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khale
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Beitrag: # 37264Beitrag khale »

Caribe-Klaus hat geschrieben:Sicher wird auch an diesen Sendungen der selbe "Qualitätsanspruch" gestellt, wie an diesen "informativen" Talk-Shows... 8)
Der "Qualitätsanspruch" des Fernsehens misst sich einzig daran, wie viele Zuschauer sich "gut unterhalten" fühlen.
(das ist in Deutschland sicher auch so, oder?)
Caribe-Klaus
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Beitrag: # 37267Beitrag Caribe-Klaus »

khale hat geschrieben:
Sicher wird auch an diesen Sendungen der selbe "Qualitätsanspruch" gestellt, wie an diesen "informativen" Talk-Shows... 8)
Der "Qualitätsanspruch" des Fernsehens misst sich einzig daran, wie viele Zuschauer sich "gut unterhalten" fühlen.
Erklärt zumindest nun mir das niederschmetternde Resultat der Pisa-Studie...Danke.
Davon ist natürlich niemand hier im Forum betroffen !
Und damit halte ich besser wieder meine vorlaute Klappe...:wink:

Gruss Klaus
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Jupp
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Beitrag: # 37270Beitrag Jupp »

"Bauer sucht Kuh"

Schäm Dich!
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Caribe-Klaus
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Beitrag: # 37377Beitrag Caribe-Klaus »

Jupp hat geschrieben:Schäm Dich!
Ich ? :shock:

Wegen der fortlaufend produzierten Volksverdummung vielleicht ?

Um der Dame seines Herzens etwas bieten zu können, sei er, so erfährt man, gerade frisch umgezogen. Davon, dass dieser Umzug vielleicht damit zu tun haben könnte, dass Maurizio gar kein Bauer ist und seinen angeblichen Hof für die RTL-Sendung von einem Freund gemietet hatte, wird lieber nicht gesprochen. > click

Gruss Klaus, der auch keine Blöd-Zeitung liest :wink:
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BGNature
hat Urlaub...
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Sprache verlernen

Beitrag: # 39713Beitrag BGNature »

Diese Erfahrung kann ich nicht bestaetigen, weder ich noch meine Kinder, die nicht in Deutschland aufwuchsen,

haben Probleme mit unserer Heimatsprache deutsch ...

Meine Kinder wechseln vollkommen selbstverstaendlich zwischen deutsch und spanisch oder bulgarisch.. als gaebe es keinen Uebergang

Sie unterhalten sich mit mir in deutsch und geben sekundenschnell Antwort in anderen Sprachen und umgekehrt....

Das einzige was ich erlebe, dass Lehrer oder andere Leute, immer wieder verwundert sind.. wie Nahtlos dieses geht....
DasCaro
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Beitrag: # 39732Beitrag DasCaro »

Ich bin grad wieder bestätigt dass es schon ok ist keinen Fernseher zu haben :lol:

Ich träume ab und an auch fremdsprachig und wache auf weil mir ein Wort fehlt :shock: da hilft dann auch nur nachschauen im Wörterbuch wenn ich wieder einschlafen möchte.
Ich bemühe mich auch ganz bewusst in einer andern Sprache zu denken, die Sätze so zu formulieren gedanklich dass sie eben passen (würden). Heisst ich denke tatsächlich nach ein paar Tagen Spanisch-lernen-mit-CD die fünf Worte die ich kann eben auf Spanisch. Und das ist weder übertrieben noch gelogen - ich erzähl's nur keinem :lol: und wenn's dann mehr als fünf Worte sind werde ich sicher auch spanisch träumen und aufwachen weil ich nicht weiterkomme im Traum mangels Vokabeln.

Wenn jemand seine Sprache verlernen möchte dann stört mich das nicht; vielleicht spreche ich dann absichtlich(er) nur in eben dieser Sprache und tu so als würde die Person es ja nicht verstehen :wink: oder ich respektiere es einfach.
Je nach Laune und Beziehung zu der Person.

Wenn mich Vergaltensweisen (die so unwichtig sind wie eben dieses) an andern Menschen stören entferne ich mich möglichst davon und überlege warum ich so viel Zeit haben um mich über Verhaltensweisen von andern Menschen zu ärgern obwohl mich das so überhaupt nichts angeht :wink:
Soll doch jeder nach seiner Facon glücklich sein, wenn das dazugehört - fein :D
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