Ein gutes Jahr in meiner neuen Heimat
Wahrsager gibt es nicht nur in Bulgarien, sondern auch in Deutschland. Zum Beispiel Veronika Schöneberg, Vorstandsmitglied der Deutsch-Bulgarischen Gesellschaft in Leipzig, und „Tute“, mein Stammkneiper in Delitzsch. Beide haben mir schon vor Jahren prophezeit, dass ich eines Tages nach Bulgarien ziehen werde. Und jetzt ist es tatsächlich passiert.
Eigentlich wollte ich im Jahr 2012 nur drei mehrwöchige Urlaube in Bulgarien verbringen. Doch dann sind daraus fünf Monate geworden, die ich im Hotel verbracht habe. Der Hotelaufenthalt ist mir dann aber doch auf die Nerven gegangen, Bulgarien selbst natürlich nicht. Im Gegenteil: Auf einmal war mir danach, in Bulgarien zu wohnen. Deswegen habe ich mir etwa sechs Kilometer vom Sonnenstrand entfernt ein Apartment gekauft, in dem ich seitdem lebe. Ich bin auch im Besitz einer ca. vierjährigen Aufenthaltsbestätigung und eines bulgarischen Ausweises. Dies ging ganz unkompliziert: Ich musste nur genügend Geldmittel und eine deutsche Krankenversicherung nachweisen, um dem bulgarischen Staat nicht zur Last zu fallen.
Aber zurück zur Wahrsagerei! Derartiges gibt es vermutlich in Deutschland auch, begegnet ist mir das bisher allerdings nur in Bulgarien. So habe ich zwei Mitarbeiterinnen des Hotels Sun Palace auf ein Dorf zu einer Frau gefahren, von der sie sich haben die Zukunft vorhersagen lassen. Eine andere Bekannte stellt in der Weihnachtsnacht Essen auf den Tisch, von dem sich die verstorbenen Verwandten und Freunde etwas holen sollen. Mit Mühe habe ich der Versuchung widerstanden, einfach etwas wegzunehmen und die Reaktion abzuwarten. Das Kind dieser Bekannten trägt auch einen Armreif gegen den „Bösen Blick“. So nach dem Motto, „Wenn es auch nichts nützt, schaden kann es auf keinen Fall.“ Eine andere Bekannte hat Äpfel an Kinder des Dorfes verteilt. Sie hatte nämlich in der Nacht zuvor geträumt, die kürzlich verstorbene Großmutter habe nach diesem Obst verlangt. Ich will niemandem zu nahe treten, und jeder soll glauben, was er will. Ich selbst allerdings bin für solche Dinge einfach zu skeptisch.
Bisher habe ich meinen Umzug nach Bulgarien nicht bereut. Das liegt vermutlich auch daran, dass ich nicht einfach ins kalte Wasser gesprungen bin. Bei meinen ca. 20 Bulgarienurlauben hatte ich schon einige Freunde und Bekannte gewonnen beziehungsweise kennengelernt. Und natürlich helfen mir auch meine bescheidenen Bulgarischkenntnisse, mich im Alltag zurecht zu finden. Das Leben hier ist für mich schon zur Routine geworden. Dank meines Autos bin ich mobil, sodass Einkäufe, Besuche von Freunden/Bekannten usw. trotz meiner etwas abgeschiedenen Wohnlage kein Problem sind. Aber faul bin ich geworden! Im Gegensatz zu meinen vorherigen Urlauben habe ich nur einen einzigen Ausflug unternommen. Der war allerdings toll. Näheres finden Sie hier:
http://www.manfred-boettcher.eu/46705/482126.html
Abgesehen von meinem Kumpel Peter, der in der gleichen Anlage wohnt wie ich, treffe ich mich nur sehr selten mit anderen Deutschen. Ich habe außerhalb der Urlaubssaison fast nur Kontakt mit Bulgaren und einigen Briten. Allerdings fehlen mir manchmal bestimmte deutsche Speisen/Zutaten. Aber ich bin dabei, den Nachschub zu organisieren. Sonst geht mir hier nichts ab und ich fühle mich in Bulgarien wohl!