Wie zufrieden sind Auswanderer?

Das Caféhaus - äh Stüberl - für alle Ausgewanderten, damit man den Kontakt nicht verliert, oder so...

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Siggi!
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Wie zufrieden sind Auswanderer?

Beitrag: # 43373Beitrag Siggi! »

Hallo,

ich habe in letzter Zeit verstärkt Kontakt vor Ort zu anderen Auswanderen bekommen. Ich kann die Leute dabei in Gruppen einteilen:
1. Diejenigen, die erst kurze Zeit im Land sind. Alles ist noch gülden und sie sind voller Optimismus. Fast grundsätzlich ist alles in der neuen Heimat besser. Oft sind diese Menschen auch "Macher" (zumindest auf dem Papier) mit manigfaltigen parallelen Projekten.
2. Diejenigen, die keine andere Chance mehr haben, das Land nicht mögen, aber es trotzdem nicht verlassen können. Oft grießgrämig, würden sie jedem von einer Auswanderung in dieses Land abraten.
3. Diejenigen, die sich alles schön reden. Sie stellen ihre Situation möglichst positiv da, obwohl es ihnen nüchtern betrachtet vermutlich in der alten Heimat mit Grundsicherung besser gehen würde.
4. Diejenigen, die unter großem ökonomischen Druck leben. Das zentrale Thema fast jeden Gesprächs ist die Erschliessung neuer Einkommensquellen.
5. Diejenigen, die andere zu Neidern machen wollen. Sie stellen sich als erfolgreich und materiell abgesichert vor. Oftmals ist es nur ein Trugbild. (Diese Gruppe ist hier extrem selten.)

Selten trifft man Menschen, die die Dinge halbwegs ausgewogen sehen und ein ehrliches Maß an Zufriedenheit gewonnen haben.

Liegt das jetzt nur daran, dass ich in ein "armes Land" ausgewandert bin? Wie ist das bei Euch so?

Gruß
Siggi
Oryx
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Beitrag: # 43376Beitrag Oryx »

Also es gibt immer so ne und solche, das wissen wir ja. Ich denke, daß ich selbst das schon ziemlich ausgewogen sehe, es ist nicht alles Gold, was glänzt, aber ich bereue die Auswanderung an keinem Tag. Jedenfalls nicht, wenn die Verhältnisse so bleiben, wie sie sind.

Die meisten Auswanderer hier, die ich kenne, sehen das genauso. Aber es gibt natürlich auch die anderen. Eine Familie ist letztes Jahr nach Deutschland zurückgegangen, und die Frau hat nur über Namibia gemeckert, sie fand hier alles nur furchtbar. Ihr Mann sah das nicht so, und sie haben hier auch gut gelebt, waren im diplomatischen Dienst, aber sie hat Namibia nur schlecht gemacht. Ich habe mich immer gefragt, warum sie dann überhaupt hergekommen ist, aber das wissen die Leute ja dann selbst nicht mehr.

Ansonsten gibt es natürlich auch Leute, die sich das alles hier ganz anders und viel besser vorgestellt haben, auch finanziell. Die gibt es wohl überall. Viele kommen halt mit Illusionen über Jobs und Einkommensmöglichkeiten und sind dann enttäuscht. Und manche können nicht mehr zurück, weil sie nicht mal mehr das Geld für das Flugticket haben. Die sieht man dann am Bahnhof rumhängen und betteln, am liebsten deutsche Landsleute anbetteln. Touristen vor allem.

Aber ist das nicht in jedem Land so?
vallartina
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Beitrag: # 43389Beitrag vallartina »

In jedem „meiner“ Länder traf ich Leute aus all den 5 Gruppen.
Der Sturz aus den Wolken mancher Gruppe (1) Leute war verheerend;
Manche der Gruppe (2) Leute haben sich in gewaltigen Hass gegen ihr Gastland hineingesteigert;
(3) Manche reden sich das Leben schön, manche saufen es sich schön
(4) Von denen wurde ich in jedem Land angepumpt oder als „einzig möglicher Geschäftspartner einer absolut revolutionären Geschäftsidee“ auserkoren....
(5) Kenne ich weniger, eher die Variante, dass man“ Gott-sei-Dank“ hier im neuen Land sich von derart belastenden Sachwerten wie“ Ferraris, 600-qm-Villa, Ferienchalet und Rolex etcpp“ befreien konnte!
Von der ‚ausgewogenen‘ Gruppe kenne ich 3 Paare und mit denen habe ich über die Kontinente hinweg noch regen Kontakt.
Auch vielleicht wg. der Statistik:
die Gruppe 5 traf ich verstärkt in Spanien
No hay nada imposible, porque los sueños de ayer son las esperanzas de hoy y pueden convertirse en realidad mañana.
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Siggi!
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Beitrag: # 43391Beitrag Siggi! »

vallartina hat geschrieben:(4) Von denen wurde ich in jedem Land angepumpt oder als „einzig möglicher Geschäftspartner einer absolut revolutionären Geschäftsidee“ auserkoren....
Oh ja, das hatte ich schon verdrängt!

Gruß
Siggi
spassmusssein
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Ach - wasssss oder ungenügend...

Beitrag: # 43395Beitrag spassmusssein »

...würde der hochgeschätzte Vicco von Bülow auf die verfehlte Fünfzahl von Sigggi antworten. Die Ente bleibt draussen!
Auswandererforenleser und oftauch Schreiber haben somit ausschliesslich ausschweifendes Looser-Charisma.
Oftmals, mag sein, da ein Forum 2-dimensional funzt und wir Seelnkörperchen in zuminnerst 3.
Reallife ist anders als www2,3,4 oder tron.
Mein gestriger Tagesgang:
Augen geöffnet und dem grossen jefe über uns Allen gedankt, dass ich bin, hier bin und vielleicht auch noch ein wenig sein darf.
Nie war ich lebensglücklicher, dankbarer, zufriedener und kreativer.
Früh zu früh mit mate (Marke "Union", bajo contenido de polvo/saludos cordiales para "capitalino") auferstanden.
www...
Notwendigstes...
8.00hs municipalitad Formular 08 (Autoverkauf) abgestempelt unterzeichnet (da ich töfftöff in Kleinlaster tausche).
Zum inmobiliario um Mieten abzugreifen, da ich versuche, Kleinsozialismus zu praktizieren, gingen schon vor dem Zahlziel die Mieten ein.
Atmosferico (um den Exinhalt, den wir hinter uns lassen, aus der Klärgrube abzupumpen).
Ins Zentrum gefahren um der welthübschesten Anabela in der Textilreinigung meine Hemden zu übergeben. Leider wohnt sie bei mir um die Ecke und ist mit 27 Lenzen nicht mehr meine Altersklasse :( (ojo, das "nichtmehr" ist spassi...der ist zu jahresreich...die welthübscheste Anabela ist zu jung)
Kurzcafe mit medialunas, 11 Ps (mit soda y jugo de naranja), nett von den Kellnern begrüsst worden, wohl letztlich die Zeche gezahlt, in den Vortagen :P
Schlüsselkopien für den neuen Maler, Freundesempfehlung.
Zum Bahnhof, um "Lucho" abzuholen, der ein freigewordenes Derpa streicht, der Exmieter liess die Farbe, wie im Vertrag steht.
Streichen erklärt, Arbeit vorausbezahlt und weg.
Tren a capital federal (seit die Schweinepriester 15 Steine für die Kombis abgreifen wollen, nehme ich nur bei Hochschwangerschaften oder ramontischen Zweisamkeiten dies Medium des Körpertransfer).
100 Minuten Laufband im Gym...dabei "The Game" mit Michael Douglas angehimmelt.
Liste von Filmen erstellt, die ich unbedingt von meinem callero kriegen sollte und diesem gegeben.
Seña angeboten..."nono sr. spassi!"
(Fear and Nothing in Las Vegas, Dejau vue (Denzel W), El Vidente, Con Air, Beeing John Malcovic, Big Lebowsky, Vanilla Sky, Limite Vertical, El juego, Falling Down, Clockwork Orange, Tron (Ursprungsversion), Apocalypse Now, Mission Impossible (1 + 2), Matrix 1 + 2 + 3, Quantum of Solance, A.I. (erneut Cruise, ohne sektische Ideen zu mögen), El señor de la guerra, Termintor 1,2,3,
Casino) den Rest habe ich schon.
Welche Filme hättet ihr auf die Toplist gesetzt??
Mein Favorit von Allen ist ohnehin "Harvey" mit James Steward.
"You can be in this world o so smart or o so pleasant. Many years I was smart, Dr. Chumley, I recomend "Pleasant". You may cuote me".
Fast gleichauf mit "Casablanca"
Erstmals im Scuzzi Lentejas genossen (hier ist Herbst, 22 Plusgrade kalt). Der übliche Hauswein wie stets genussbringend, der Rezeptor begann, such zu suhlen.
20 Minuten vor dem Bahnhof Retiro auf einen Maleer gewartet, dem ich im hiesigen "ebay" ein geniales Bild abkaufte. Trotz sombrero und Kiton-Blazer nicht beraubt worden (kennt hier eh Keiner).
Bild (ca. 12 Kilo schwer, da Kollage mit Glas und Holz) zehn Blocks zum Rahmen geschleppt.
Da ich nicht zu klein und austrainiert bin, kam keiner auf die Idee, den durchgeknallten Sombreroträger zu berauben...glückglückglück... 8)
Mit bestem Freund in "Iglesia" getroffen (ist ein Cafe mit teilgewerblichen Damen und Wein zu Sonderpreisen für freilaufende "spassmussseins", ausschliesslich.
Mit Bus 45 (1,20Ps) nach San Telmo gefahren.
www.brasseriepetanque.com und den lieben Freund der es betreibt besucht.
Ungewollt auf ein Morchelgericht eingeladen worden (100 Minuten cinta-Fitness beim Geier).
Lange geratscht und die Idee anentwickelt, die Armut hier zu beenden. (Det Thema bringe ich demnächst mal zum Feinschliff ein).
2.00hs...kein Konbi mehr...Frühzug erst um 4.00hs.
Zu Fuss zur Avenida 9 de julio gelaufen (die pööhhsen Buben in den bestzten Häusern kennen spassi und passen auf ihn selbst angeschiggert auf.
Dort blockieren "piqueteros" der angeblichen Malvinas-Krieg-Soldaten die Strasse/Avenida um Geld zu erpressen.
Bis 4.00hs mit den Jungs diskutiert und ein wenig das menschliche Miteinander zu engramieren versucht.
Zum Bahnhof mit der Buslinie, Frühzug und volltrunken mit Auto nach Hause gefahren.
Auto vor der Tür des Mechanikers stehen lassen, da der noch nit wach war, ich zu müde.
In meinem Zelt ein letztes Glas Wein von vorgestern genossen und irgendwas in irgendeinem Forum gepostet. (Welcher Satzteil des gepixten entspricht der Unwahrheit??)
Heute habe ich mir frei gegeben.
ALSO
Geschätzter Siggi!, können wir den nomadierenden Hedonisten noch in Deine Unstatistik aufnehmen undauch den schlichten Jobinhaber beim Daimler, Porsche, Eurocopter oder Lusthansa...det sin nämlich oooch Auswanderer.
Danke
Zuletzt geändert von spassmusssein am So Mai 15, 2011 4:12 am, insgesamt 1-mal geändert.
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el capitalino
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Wie zufrieden sind Auswanderer?

Beitrag: # 43396Beitrag el capitalino »

In meinem Fall moechte ich sagen, das ich in Mexiko Stadt und Umland ganz zufrieden lebe. Es mag angesichts der Lage etwas absurd klingen. Ein zufriedenes Leben. Will es aber nicht zu weit ausfuehren.
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Jordania
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Beitrag: # 43397Beitrag Jordania »

Beim zufriedenen Leben würde ich mich so anschließen.
Ich war kürzlich zum Europaurlaub - nicht wegen Heimweh, wirklich nicht. Das hatte ich dann in D. Was mir mehr als sonst auffiel, war das Geschubse bei Bussen und Bahnen.

Zurückkommen nach Amman fühlte sich richtig gut an. Die üblichen Problemchen warteten halt, das haben die so an sich - aber ohne wäre ja auch langweilig.

Wie es anderen Deutschen hier geht, kann ich nicht sagen - ich kenne keine.
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Siggi!
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Re: Ach - wasssss oder ungenügend...

Beitrag: # 43402Beitrag Siggi! »

spassmusssein hat geschrieben:können wir den nomadierenden Hedonisten noch in Deine Unstatistik aufnehmen undauch den schlichten Jobinhaber beim Daimler, Porsche, Eurocopter oder Lusthansa...det sin nämlich oooch Auswanderer.
Sicher gibt es noch andere Gruppen von Auswanderern. Die Liste war höchst subjektiv und ohne Anspruch auf weltweite Gültigkeit oder gar Vollständigkeit erstellt. Hier in der Provinz von UA bin ich noch nie einem Expat begegnet. In Kiew mag das ganz anders sein und die Liste der Auswanderer würde sicher anders aussehen. Ich versuchte, sicher sehr unvollkommen, ein Bild der anderen Auswanderer in der Provinz von UA zu zeichnen.

Gruß
Siggi
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kurtchen
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Beitrag: # 43411Beitrag kurtchen »

Wo isch nen das Iglesias Cafe in BA genau webseite ?
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Jupp
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Beitrag: # 43418Beitrag Jupp »

Was mir mehr als sonst auffiel, war das Geschubse bei Bussen und Bahnen.
Das liegt einfach daran, daß mehr damit fahren (teures Benzin) und an der ganz allgemein zunehmenden Rücksichtslosigkeit.
Auswandern? Eher nicht, aber ein Altersruhesitz irgendwo im Nirgendwo?
--------
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tahbesu
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Beitrag: # 43429Beitrag tahbesu »

Bin Zufrieden.

Ist alles so ruhig hier.

Bezahl´einmal im Montat die Ancel ( Telecom ) und einmal die UTE ( Strom ). Im Abitab Stübchen ; die machen Überweisungungen u.Ä. und sind in fast jedem Dorf. Fertig.
Briefkästen die Überquellen mit Werbung oder Rechnungen... Fehlanzeige.

Manchmal wundere ich mich daß nix aus D kommt. Anfragen , Aufforderungen , Mahnungen ... irgend soon Kram halt.

Manchmal denk´ich aber auch an Afrika.....ist wohl wie so eine Art Virus wenn man mal infiziert wurde.


Saludos
Zuletzt geändert von tahbesu am Sa Mai 14, 2011 8:22 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Siggi!
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Beitrag: # 43439Beitrag Siggi! »

@tahbesu
Habt ihr keinen Kontakt zu anderen Auswanderern? Was für Gruppen von Auswanderern gibt es? Man darf gern eigene Kategorieren bilden!

Gruß
Siggi
tahbesu
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Beitrag: # 43446Beitrag tahbesu »

Hi Siggi ,

keine Angst , es ist alles in Ordnung.

Wir haben hier um die Ecke unsere besten Freunde wohnen. Auch Deutsche. Und sehen / sprechen/ winken / grillen :lol: uns auch 3-7 x die Woche. Das ist kein Problem in Uruguay. Es gibt noch ein anderes sehr nettes Paar aber da ist der Kontakt nicht so intensiv.
20km weiter gibt es ein Städtchen dort leben viele Deutsche. Da gibt es einen schönen und großen Markt einmal die Woche .Dort trifft man sich ebenfalls , wenn man will. ( oder auch nicht )

Jetzt bin ich aber auch nicht aus D ausgewandert um in Südamerika das Deutschtum zu pflegen. Und SAT TV und Deutsche Sender.. ganz toll...noo pliiiiiiis .

Uruguay ist " sauber " . Hier gibt es auch - oder noch - keine " Freunde " die einmalige Gelegenheiten und Schnäppchen an den Mann bringen wollen um sich selbst über Wasser halten zu können.
Also alles recht angenehm. Ruhig war nicht negativ gemeint. Es fällt halt auf. Und das miteinander hier im Ort auch. Da wird noch "Guten Tag "gesagt .. und " Wie gehts ?" Geh´ich alleine werde ich nach meiner Frau gefragt - geht sie alleine dann halt nach mir ...schon lustig - aber auch nett.Wir tätigen unsere Einkäufe nach Möglichkeit vor Ort.

Wir haben uns kürzlich eine Chacra ( Farm ) zugelegt ...hat nen bißchen gedauert..nen bißchen zu lang für mich und auch genervt ..war aber auch unser Anliegen im vorhinein gewesen und in den nächsten Tage geht es endlich los. Wir sind aber auch schon von etlichen Bekannten aufgefordert worden Bescheid zu sagen wegen unseres Umzugs. Das find´ ich natürlich auch Klasse... wenn es so läuft.
Dann ist´s vorbei mit Renterleben und ich freue mich schon.

Zur Gruppe.

Gruppe 6 vielleicht.

Wohnt im Land . Fühlt sich wohl. Könnte zurück - will es aber nicht. Sucht Kontakt zu Landsleuten und Einheimischen aber lebt auch nach dem Motto , My Home is my Castle . Macht sich schon einmal Gedanken über die Betreuung im Alter.


Gruß

tahbesu
spassmusssein
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Auswanderer, Ex-pats und Integrierte...

Beitrag: # 43448Beitrag spassmusssein »

...Da Argentina (ausser bei den limitrofen Mercosur-Ländern) recht stringente Anforderungen für die Einwanderung stellt (auch Uruguay hat da verständlicherweise angezogen) ist der typische "Auswanderer" hier eher ein Firmenmitarbeiter eines internationalen Konzernes, ein Investor oder ein Ruheständler. Möglicherweise auch Gaststudent oder Firmenpraktikant.
Normalerweise mache ich einen Bogen, wenn ich die Muttersprache höre, was soll ich mich noch gross über die Altenrepublik austauschen?
In Paraguay mache ich einen grossen, noch viel grösseren Bogen, da ich nicht angeschnorrt werden mag und auch an "blendenden Investitionen" kein Interesse habe.
Einzig für Jubilare hat die Inmigraciones dieses Jahr die geforderte Mindestrente fallen lassen, d.h. mit dem Nachweis des steten Renteneinganges auch geringer Höhe wird die Genehmigung erteilt.
In meinem Umfeld befinden nahezu ausschliesslich argentinische Freunde in den verschiedenen Orten, wo ich mich aufhalte. Meine Bauleute sind Paraguay-Argentinier, meine unsoliden Damen zumeist Paraguayas.
In Buenos Aires microcentro und San Telmo bin ich nach fast 10 Jahren und sehr intensivem und manchmal sehr extrovertiertem Lebensgenuss einigermassen seh-bekannt. Zumal ich wohl einen hohen Wieder-Erkennungswert habe.
In einem Stammlokal fragten neulich Gäste einer Firmenfeier den Wirt, ob er wisse, dass ich in der Stadt "un personaje muy conocido" sei...mich hat's erstaunt und gefreut...
Ich habe mir zum Lebenswunsch gesetzt, meinen Menschen Freude in den Tag zu bringen, ratsche mit Gott und der Welt, oft ganz spontan aus einer Situation heraus und habe mein ehemaliges Land nie so ungeheuer geliebt wie dieses querverrückte Argentinien.
Üblicherweise forder ich den Taxifahrer oder Zug-Ticketverkäufer auf, mich nach "Cancun..Mejico" zu bringen, wegen der Strände...ja und schon ist man im Ratschen...
Ich gehe auch gelegentlich in irgendwelchen Promikneipen einfach auf ein nettes Pärchen oder einen mehr oder weniger bekannten TV-Moderator/Schauspieler zu und danke ihnen für die "buena onda" die sie ins Lokal gebracht haben...es wird fast immer ein gutes Gespräch daraus.
Gelegentlich spätabends in okupierte Häuser oder zu den Strassenblockierern um einen Ratsch zu halten...und meinen Respekt zu zeigen und vielleicht ein wenig weiterzuhelfen. Selbst in einigen ultralinken asembleas bin ich wohlgelitten, da ich halt die Probs der Menschen dort erntsnehme, das Tagesgeschehen und Politik oft besser, näher kenne als sie und aus der europäischen Erfahrung, andere Lösungsansätze andenken kann.
Ich zähle nur einen einzigen Deutschen hier zu meinen besten Freunden, er geniesst seine Pension mit seiner reiznden Freundin aus Paraguayund fährt jedes Jahr 6 Monate nach D und Spanien, um den Sommer auch dort zu geniessen. Nochdazu ist auch Heimweh nach Capital Federal für ihn ein gutes Gefühl, wenn man weiss, wieder zurückzukehren.
Zwei sehr gute Ex-pat-Freunde haben seit Jahren erfolgreiche Innenstadtkneipen, einer ist Schwyzer und der zweite Engländer.
In deren Kneipen führt man nette Gespräche mit Turisten und eher selten mit Auswanderern und Ex-pats. Ich persönlich kann mit den amrikanischen Freunden hier nicht so viel anfangen, mir gefällt die Überheblichkeit auf billigem Niveau nicht so sehr. Einen guten Bekannten aus Texas kann ich etwas ausnehmen dabei, aber auch er schimpft halt lieber über die Argies als das Land wirklich zu mögen.
Leider bin ich somit dem Auslandsdeutschen entgegen eher unwirtlich.
Als mich unlängst ein Kneipenbetreiber anrief um mich (ungewollt) mit einem Gast zu verbinden (deutscher Urlauber auf Tango-Show) und dieser frug: "Hallo, sprechen Sie deutsch?" antwortete ich nur spontan: "Vermutlich besser als Sie!"...das Gesprach führte nicht allzusehr weiter. :shock:
Warum soll ich mich gross für Reminiszenzen aufkoffern?
Mein Spansich wird schwerlich so gelegenheitss-schräg sein wie mein Deutsch aber ich arbeite dran und da beide Länder eine grosse Freude am bissigen, zweideutigen, sprachspielenden zynischen Homur pflegen...gefällt es mir besser in castellano meine Grenzen zu suchen.
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el capitalino
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Zufriedener Auswanderer

Beitrag: # 43449Beitrag el capitalino »

So, nun habe ich den Nachmittag lang Mate genossen und den Climax erreicht. Meine erste Antwort weiter oben finde ich nun doch schon fast unverschaemt kurz und schroff.

Und durch das anregende Warmgetraenk bin ich jetzt so richtig in Fahrt gekommen. Draussen hat der Moloch einen Gang zurueckgeschaltet. ich lasse den Tag Revue passieren. Gleich am Morgen eine erfreuliche Mail: Es liegt Arbeit als Ueberstetzer an, fein. Am Montag sollen die Konditionen festgemacht werden. Dann das Samstagsritual:
Essen gehen.
Heute traf es den Libanesen, gerade richtig beim dem schwuel-heissen Wetter. Die (Deutsch-)Hausaufgaben mit der Tochter nachmittags wurden durch einen Brand im Kindergarten nebenan unterbochen. Altes Mobiliar (ueber Jahre dort angesammelt) brannte lichterloh, bis die Feuerwehr den dicken Schlauch in Position brachte. Nach rund 15 min waren die Floriansjuenger am Brandort. Nachmittaegliches Kicken im Park und ein eiskalter Green-Tea-Shaken von Starbucks, neue Filiale eroeffnet, 2x1 Promotion. Heimfahrt dann wieder etwas adrenalinfoerdender, das Tochter auf dem Roller einen anderen Weg waehlte als Papa auf dem Fahrrad.
Ein friedlicher Samstag. Doch ich hatte ja bereits vorgewarnt.

In Oaxaca wurden heute 10 Menschen in einem Hinterhalt erschossen, in Zihuatanejo wurden bei einer Schiesserei 3 Polizisten und 9 "Verbrecher" getoetet, bei Casas Grandes, Chihuahua wurden der Polizeichef und zwei Leibwaechter "eliminiert", das waren so die, die es heute in die Presse brachte, die seit einigen Monates zu 90 % "gleichgeschaltet" wurde, was Berichte ueber Auseinandersetzungen der Guten gegen die Boesen angeht. Die Stadt ist eine Insel des Friedens, Geruechte besagen, dass im DF ein Pakt gilt, dass hier nicht Krieg gespielt werden soll, anders kann man sich die Zonifizierung des Buergerkriegs nicht erklaeren.

Es wird auch nicht mehr viel nachgefragt, bei der Frequenz.

Und das heute fast der Kindergarten in der Nachbarschaft abbrennt, weil auf dem Flachdach (seit Jahren) saemtliches ausgemustertes Mobiliar lagert. Die Direktorin sagt: Ich habe das Erziehungsministerium aufgefordert die Moebel abzuholen. Sie sind nie gekommen.
Ich darf die Moebel nicht wegschaffen, sind ja Eigentum des Ministeriums. Der Herr vom Zivilschutz meint nur: Eigentlich muessten die Kindergaerten einen Katastrophenplan haben, und so viel entzuendliches Material auf dem Dach ist natuerlich ein potentieller Brandherd, auf den wir vom Zivilschutz hinweisen. Zuckt mit den Schultern und guckt auf die qualmenden Sperrholzplatten.
Der Polizist, auf Anfrage ob da nicht fahrlaessiges Verhalten im Spiel sei, guckt auf die qualmenden Balken und meint nur, wer sich beschweren wolle, der muss zum Buergertag am Mittwoch ins Rathaus gehen.

Der Fussbal im Park war erschoepfend, die Sonne brannte heiss herunter und die Luft ist seit zwei Tagen eh zum Schneiden. Aber ein wenig Bewegung ist angesagt. Morgen Sonntag. Noch ruhiger, hoffe ich. So ruhig, dass es nicht mal fuer einen Post hier reicht.
" mi casa es mi casa "
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