Wie zufrieden sind Auswanderer?

Das Caféhaus - äh Stüberl - für alle Ausgewanderten, damit man den Kontakt nicht verliert, oder so...

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makis

Beitrag: # 43453Beitrag makis »

Ich kenne nicht so viele deutsche Expats hier, höchstens als Teil einer "Mischehe": viele sind der Liebe wegen hergekommen, meist die Frauen, denn will man eine ordentliche Ausbildung für seine Kinder dann schickt man sie ins Ausland - vorzugsweise nach Deutschland. Und dort finden die dann eben ihre Partner die sie nach Ausbildungsende hierher mitbringen.
Das wäre dann wohl die siebte Kategorie: Leute die durch eine Heirat hierhergespült worden sind.
Dann gibt es noch die "abgebrochenen Deutschen" die schon in Deutschland nix auf die Reihe gebracht haben bzw vielleicht sogar auf der Flucht vor der deutschen Justiz sind, und es irgendwie geschafft haben ins Land zu kommen. Die sind naturgemäß oft auch in Kategorie 4 zu finden.
Kategorie 1 bis 6 findet man natürlich hier auch, wobei die Schnorrer sich zurückhalten wenn man sie sich von Anfang an vom Leib hält - dieses Land und Windhoek sowieso sind ein Dorf wo sich schnell herumspricht mit wem man es machen kann, und mit wem nicht.
Tatsächlich sind die Übergänge fließend: jemand kann sich ja durchaus anfangs in der ersten Kategorie wiederfinden, und "arbeitet" sich dann über Kategorie vier in die zweite Gruppe vor :wink:
Ich kann nicht sagen dass wir uns bewußt von deutschen Expats fernhalten, ganz im Gegenteil, jedenfalls nicht von denen die jetzt erst ins Land kommen, da es Ausländern ja inzwischen nicht mehr so leicht gemacht wird wie früher. Uns interessieren die Beweggründe, und ihre Vorstellungen. Wenn es nicht passt, dann halt nicht. Auch wenn man in einem bestimmten Einkaufszentrum verhältnismäßig viele Deutsche antrifft, muss man sich nicht zwangsläufig dauernd über den Weg laufen.
Unsere persönliche Zufriedenheit ist absolut im grünen Bereich. Uns zieht es so gar nicht nach Deutschland, auch nicht auf Besuch. Wir verschieben es jedes Jahr auf das kommende, denn jedesmal wenn ich mir vorstelle ich sitze im Flieger nach Deutschland überkommt mich ein solches Heimweh nach Namibia dass ich den Gedanken schnell wieder vergesse.
Der Virus Africanum mag da auch eine Rolle spielen (*zwinker zu tahbesu*), aber vor allem ist es die Vorstellung dort unter Leuten zu sein die nicht verstehen können wie wir uns hier fühlen. Die sich vermutlich auch weder die Zeit nehmen noch die Mühe machen uns verstehen zu wollen. Wir würden da sitzen und die ganze Zeit das Gefühl haben am falschen Ort zu sein...
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Siggi!
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Beitrag: # 43456Beitrag Siggi! »

makis hat geschrieben:Das wäre dann wohl die siebte Kategorie: Leute die durch eine Heirat hierhergespült worden sind.
Ich habe noch keinen getroffen, der keine Beziehung zu Einheimischen hat und trotzdem hier ist. Insofern sind meine Kategorien alle Abstufungen Deiner siebten Kategorie. Bislang ist mir auch keine westeuropäische Frau über den Weg gelaufen. Alles 100% Männer, die hier seit der Unabhängigkeit herkamen.

In Kiew (oder sonstigen Metropolen) bei den Expats ist das vermutlich alles ganz anders.

Gruß
Siggi
makis

Beitrag: # 43458Beitrag makis »

Ja, aber sind die Männer damals alleine gekommen, oder hatten sie schon zuvor eine Beziehung zu einer Einheimischen und sind ihr sozusagen "gefolgt"?
Hier gibt es alles: rein deutsche Paare/Familien, deutsche Singles und Mischehen. Wobei man sich dabei immer vor Augen halten sollte dass "Mischehen" mit Deutschen meistens Beziehungen mit Deutschnamibiern sind, oder auch mit Namibiaburen/-engländern. Farblich gemischte Ehen sind immer noch eher selten.
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Siggi!
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Beitrag: # 43459Beitrag Siggi! »

Ist das wichtig, in welcher Abfolge die Ereignisse eingetreten sind? Entscheidend ist doch, dass z.B. keine rein deutschen Paare hierin ziehen. Niemand zieht auch hierher, wenn nicht eine Partnerschaft besteht. Vorher kommen die Leute (ggf. auch viele Monate) nur als Tourist (mit den üblichen Border Runs alle 2 oder 3 Monate). Nur durch Heirat gibt es die Aufenthaltsgenehmigung (oder man muss $100'000 in eine Firmengründung investieren, was für die viele hier schon außerhalb ihrer Möglichkeiten ist.)

Gruß
Siggi
makis

Beitrag: # 43460Beitrag makis »

Naja, ich hätte es für wichtig erachtet wenn die Möglichkeit bestünde (neben der Investition) dort ohne Heirat ein Aufenthalts- und Arbeitsrecht zu bekommen.
Dass dies nicht der Fall ist wusste ich nicht - und damit ist es auch nicht mehr wichtig.
Immerhin bin ich jetzt wieder ein bisschen schlauer :wink:
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Siggi!
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Beitrag: # 43461Beitrag Siggi! »

makis hat geschrieben:ich hätte es für wichtig erachtet wenn die Möglichkeit bestünde (neben der Investition) dort ohne Heirat ein Aufenthalts- und Arbeitsrecht zu bekommen.
Formal gesehen gibt es das auch (zumindest temporär), als Hochqualifizierter oder als entsendeter Arbeitnehmer oder als ehemaliger ukrainischer Staatsbürger. Aber wer ist das schon? Es gibt z.B. keine Aufenthaltsgenehmigung für Rentner. Die Ukraine ist kein Einwanderungsland.

Gruß
Siggi
Oryx
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Beitrag: # 43567Beitrag Oryx »

tahbesu hat geschrieben:Also alles recht angenehm. Ruhig war nicht negativ gemeint. Es fällt halt auf. Und das miteinander hier im Ort auch. Da wird noch "Guten Tag "gesagt .. und " Wie gehts ?"
Und ist das nicht schön? Es ist eigentlich schon peinlich, wenn man sich daran erinnert, daß man, als man vor ein paar Jahren aus Deutschland kam, nicht daran gewöhnt war, jeden, den man traf, mit "Wie geht's" zu begrüßen (statt "Guten Tag"). Wie fand ich das am Anfang exotisch. ;)

Es ist lediglich ein Ritual. Man fragt "Wie geht's?", der andere antwortet: "Gut. Und Ihnen/dir?", dann antwortet man "Gut, danke", und das war's. Dann geht man zu dem über, was man eigentlich wollte, beispielsweise in einem Geschäft etwas kaufen oder am Telefon jemand etwas fragen. Somit hat dieses "Wie geht's" eigentlich keine Bedeutung, und trotzdem ist es nett, gefragt zu werden.

Schwieriger ist das Fragen. Ich vergesse selbst heute oft noch, wenn ich in ein Geschäft oder eine Arztpraxis oder sonstwohin komme, als erstes "Wie geht's?" zu fragen, und das bringt alles durcheinander. ;) Weil der andere dann nämlich schon antwortet "Danke, gut, und Ihnen?", ohne daß ich gefragt habe. Aber so ist das eben. Man muß einfach weiterüben.

Aber in Deutschland würde ich mich sicher wundern, wie unhöflich die Leute sind, weil sie nie "Wie geht's?" fragen (außer man kennt sich bereits). Das ging mir sogar schon beim ersten Mal so, als ich aus Namibia zurückkam. Da dachte ich: "Meine Güte, wie unfreundlich sind die Leute hier". Und da war ich nur zwei Wochen in Namibia gewesen. :)
tahbesu hat geschrieben:Zur Gruppe.

Gruppe 6 vielleicht.

Wohnt im Land . Fühlt sich wohl. Könnte zurück - will es aber nicht. Sucht Kontakt zu Landsleuten und Einheimischen aber lebt auch nach dem Motto , My Home is my Castle . Macht sich schon einmal Gedanken über die Betreuung im Alter.
Da kann ich mich nur anschließen. Zu der Gruppe würde ich mich definitiv zählen.
makis hat geschrieben:Uns zieht es so gar nicht nach Deutschland, auch nicht auf Besuch. Wir verschieben es jedes Jahr auf das kommende, denn jedesmal wenn ich mir vorstelle ich sitze im Flieger nach Deutschland überkommt mich ein solches Heimweh nach Namibia dass ich den Gedanken schnell wieder vergesse.
Der Virus Africanum mag da auch eine Rolle spielen (*zwinker zu tahbesu*), aber vor allem ist es die Vorstellung dort unter Leuten zu sein die nicht verstehen können wie wir uns hier fühlen. Die sich vermutlich auch weder die Zeit nehmen noch die Mühe machen uns verstehen zu wollen. Wir würden da sitzen und die ganze Zeit das Gefühl haben am falschen Ort zu sein...
Du sprichst mir aus der Seele. Uns zieht es auch nicht nach Deutschland, und ich denke auch, daß ich schon im Flieger Heimweh nach Namibia kriegen würde.
Und jedesmal kriege ich wieder die Krise, wenn die mit "Rassismus" und "Kolonisalismus" anfangen, auch die Kommentare von den "Deutschländern" in der AZ immer ... Keine Ahnung von gar nichts, aber sie meinen, sie wissen alles.
Und zu denen soll ich dann nach Deutschland? Nein, danke. 8)
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