Anerkennung der Berufsausbildung

Benelux

Moderator: Moderatoren

careni
Beiträge: 32
Registriert: Mo Dez 01, 2008 2:03 pm
Wohnort: Belgien

Beitrag: # 28031Beitrag careni »

n´Abend Kurtchen,

het gaat me zover wel.

Tja, dann muss wohl der persönliche Eindruck von meinem Gatten mehr als Sch...... gewesen sein.

Ne Spass beiseite, wir haben mittlerweile erfahren, dass der Chef wohl ein ziemlicher Geizhals sein soll . Er ist ansonsten sehr nett und auch hilfsbereit, aber wenn es an seine Mörtelbörse geht, wird er merkwürdig.

Dann sind dein Kumpel und mein Mann ja vom selben Fach!
Er hat auch am Anfang nur den Kopf geschüttelt und hat sich wegen der hiesigen Arbeitsweise auch schon mit einem Architekten in die Wolle gekriegt. Mein Mann hat ihm rigoros gesagt, dass er eine Gewährleistung bei der geforderten Arbeitsweise ablehnen wird.

Aber was ich eigentlich meinte, sind die verschiedenen Baustile, auch in Neubausiedlungen. Sowas wäre in D undenkbar. Da müssen die Klinker stimmen, ein Putzbau würde in einer Klinkersiedlung schon gar nicht zugelassen und wehe jemand wählt grüne oder blaue Pfannen, oder den neuerdings so beliebten Toskanischen Baustil mit Mönch und Nonne. Oooha, der kriegt aber dann vom Bauamt was an die Ohren.

Gruß C.
SavvyTraveller
Beiträge: 304
Registriert: Mi Sep 26, 2007 11:16 pm
Wohnort: Bélgica

Beitrag: # 28052Beitrag SavvyTraveller »

In Witz-Klischees sind die Geizhälse immer nur die Schotten, aber Nederlanders sind auch dafür bekannt sehr "zuinig" zu sein. Vielleicht trifft das auch für Vlamen zu. Am Sprachgebrauch sieht man schon: "zuinig" bedeutet gleichzeitig geizig, aber auch sparsam sein (vor allem mit Geld) oder gut mit etwas umgehen (z.B. mit Kleiding). Es hat durchweg eine positive Bedeutung. Ein negatives Wort für Geiz existiert eigentlich nicht, ausser gierigheid, aber Gier ist dann natürlich schon wieder einen Schritt weiter und es geht dann um von anderen nehmen und nicht nur behalten was man schon hat.

Soviel zum Sprachgebrauch. In der Realität sieht es dann so aus, dass Hausbesitzer grundsätzlich jedweden Unterhalt so lange wie möglich verschieben und nichts machen was nicht unbedingt nötig ist. Ausser natürlich wenn sie selbst in dem Haus wohnen! In Deutschland würde man eher einmal eine grosse Investition tätigen, um danach lange von guter Qualität geniessen zu können. Anstatt zerfallen lassen und so lange es geht noch so viel Miete wie möglich herauspressen. Oder eine Gasheizung so lange nicht reparieren bis dann mal jemand umkommt.

Es reicht zurück in die Nachkriegszeit. Damals wurde fast alle in Holland produzierte Butter nach Deutschland verkauft. Deswegen essen die Holländer bis heute grösstenteils Margarine auf Brot und Butter ist die absolute Ausnahme. Wenn man als Deutscher mehrere Brote gleichzeitig auf dem Tisch liegen hat, sich die Scheiben etwas dicker geschnitten hat oder mehrere Sorten Aufstrich oder Belag noch um sich herum aufgebaut hat und das nicht heimlich in einer Ecke macht um dann nur mit einem bestrichenen Brot zum Esstisch zu kommen, so sieht das gleich nach deutscher Grosskotzigkeit aus.

Manche schieben das auf den Kalvinismus, eine religiöse Strömung die eher durch Bescheidenheid geprägt war. Aber das ist wohl eher ein Klischee, weil in den katholisch geprägten Teilen des Landes ein Unterschied schwer zu beweisen ist.

In den 60/70er Jahren gab es Kurse für Hausfrauen in denen ihnen eingeimpft wurde wie sie mit dem Gehalt ihres Gatten sparsam umgehen sollen und in der Küche keinen Cent verschwenden. Das hatte natürlich alles wirtschaftliche Gründe. Damals wurde von der Regierung genau das Gegenteil praktiziert von dem was man aus Amerika kennt: anstatt so viel wie möglich konsumieren lassen, lieber so viel wie möglich sparen. Es gab sogar Maximumlöhne (heute gibt es nur noch Minimumlöhne), die in einer Zeit von Arbeitskräftemangel dazu geführt haben, dass zum offiziellen Lohn noch schwarz dazu gezahlt wurde, um Arbeitskräfte zu finden. In den 80ern zog sich die Regierung von derartigen Regulierungsmassnahmen zurück.

Der Raummangel verbildlicht natürlich noch mal die Situation, dass man sich mit wenig zufrieden gibt... oder zumindest so tut und nach aussen hin nicht so viel rumprotzt und teure Sachen drinnen versteckt. Klar, bei anhaltender Wohnungsnot müsste es einem eigentlich schon leid tun wenn man eine Wohnung hat die etwas grösser oder schöner ist als absolut notwendig.

Wenn ein Holländer zur Essenszeit (ab 18 Uhr) sagt, dass er jetzt Essen wird (mit Frau oder Familie), wird erwartet dass man dann nach Hause geht weil es so üblich ist, dass das jeder für sich isst und man nicht für Besuch mitkocht. Wenn man jemand zum Essen einlädt, ist das was ziemlich besonderes. Eher geht man weg und kommt um 20 Uhr noch mal zurück auf einen Kaffee. Weltberühmt ist auch die Benimmregel, dass man sich pro Tasse Kaffee nur einen einzigen Keks nehmen darf, und nicht mehr, und dann die Keksdose wieder zugeht. Bei der nächsten Tasse darf man sich dann noch mal einen Keks nehmen.

Das Herumknausern bei Arztbesuchen bzw. allgemeinem Gesundheitssorgkonsum ist auch krass. Sowohl bei Regierung und Krankenkassen als auch bei dem Menschen selbst. In Deutschland könnte ich mir absolut nicht vorstellen, dass sich jemand total freut nur noch ein Gebiss zu haben und keine echten Zähne mehr, weil er dann 5 oder 10 Euro im Monat bei der Krankenversicherung spart.

So... vielleicht hat Euch das die Mentalität etwas näher gebracht und könnt Ihr jetzt Euren Chef verstehen, wenn er versucht keinem auch nur einen Cent mehr zu zahlen als absolut nötig und am liebsten noch weniger.
careni
Beiträge: 32
Registriert: Mo Dez 01, 2008 2:03 pm
Wohnort: Belgien

Beitrag: # 28059Beitrag careni »

" Geiz ist geil"! Werr hats erfunden? DIE BELGIER!

Auf jeden Fall weiß ich jetzt, warum es hier so viele Menschen mit relativ schlechten Zähnen gibt. Ich hatte schon die guten belgischen Pralinen und die Fritten in Verdacht, aber dein Bericht hat ja einiges klar gestellt.
Ja, für seine Zähne tut der Deutsche wohl etwas mehr. Weiß ich aus eigner Erfahrung. Wenn die Dinger nicht strahlendweiss und gesund sind fühl ich mich nicht wohl.

Über das Beispiel mit den Brotscheiben hab ich mich selbst auch schon geärgert. Die sind ja dünn wie Briefmarken und deshalb kann man sie wohl nur mit Margarine bestreichen. Ich kauf jetzt nur noch ganze Brote und schneide mir selbst richtig schöne dicke Kniften, die ich ( hm lecker ) mit Butter bestreichen kann.

Gruß C.
Benutzeravatar
Jupp
Beiträge: 4427
Registriert: Do Feb 19, 2004 12:25 pm
Wohnort: im Westen

Beitrag: # 28075Beitrag Jupp »

Ich kauf jetzt nur noch ganze Brote
Sollte man sowieso, das hält dann auch viel länger...
Auswandern? Eher nicht, aber ein Altersruhesitz irgendwo im Nirgendwo?
--------
Weihnachtsblog: Geschenkideen und mehr ;-)
SavvyTraveller
Beiträge: 304
Registriert: Mi Sep 26, 2007 11:16 pm
Wohnort: Bélgica

Beitrag: # 28083Beitrag SavvyTraveller »

In Holland muss man manche Bäcker geradezu anschreien, damit sie einem das Brot nicht schneiden.

Ich hatte schon welche die wiederholten "okee, niet gesneden" und es dann trotzdem in die Schneidemaschine geworfen haben, weil sie diesen Handgriff aus Routine so sehr gewöhnt sind.
Benutzeravatar
kurtchen
Beiträge: 1175
Registriert: Fr Jul 08, 2005 6:34 pm
Wohnort: nach 5 Jahren Beneluxländer in Köln gelandet

Beitrag: # 28159Beitrag kurtchen »

SavvyTraveller hat geschrieben:In Holland muss man manche Bäcker geradezu anschreien, damit sie einem das Brot nicht schneiden.

Ich hatte schon welche die wiederholten "okee, niet gesneden" und es dann trotzdem in die Schneidemaschine geworfen haben, weil sie diesen Handgriff aus Routine so sehr gewöhnt sind.
aber das Brot in den Niederlanden und Belgien schmeckt einfach grausam.

Gefallen tun mir aber die Appelflappen, die sind lecker(aus Norrd_Brabant).
Benutzeravatar
kurtchen
Beiträge: 1175
Registriert: Fr Jul 08, 2005 6:34 pm
Wohnort: nach 5 Jahren Beneluxländer in Köln gelandet

Beitrag: # 28160Beitrag kurtchen »

careni hat geschrieben:" Geiz ist geil"! Werr hats erfunden? DIE BELGIER!


Gruß C.
also ich bin mir sicher das die Belgier bei weitem nicht so geizig sind wie die Niederlaender.

ich denke z. B an die vielen Touristen aus den Niederlanden an der Mosel.
Die kommen alle mit Ihrem Caravan und gehen auf den Campingplatz.
Kartoffeln und Tomaten bringen sie mit. Sie gehen nicht essen sondern wenn ueberhaupt mal eine Tasse Kaffee trinken.

Die Belgier quartieren sich in Pensionen ein. Sie sind auch sparsam, aber ich höre in Restaurants Vlaams und nicht Niederländisch, soll heissen
die Belgier gehen auch schon mal in ein Restaurant um zu essen, die Niederländer wohl eher selten.

Wie auch immer, beide sind willkommen und es heisst ja: andere Länder andere Sitten.

groeten
careni
Beiträge: 32
Registriert: Mo Dez 01, 2008 2:03 pm
Wohnort: Belgien

Beitrag: # 28184Beitrag careni »

Mit dem Brot muss ich zustimmen.....wirklich grausig!
Ich war nie ein großer Fan von Schwarzbrot, aber ich ertappe mich schon sehr oft dabei, dass ich einige Pakete richtiges Schwarzbrot mitnehme, .....wenn ich sie denn im Laden finde.

In Punkto RESTAURANT, sind die Belgier ganz gewiss nicht geizig oder sparsam.
Gut, ich kann jetzt nur von unserer Gegend hier sprechen, aber die Fresstempel sind grundsätzlich am Sonntag bis auf den letzten Platz besetzt und auch unter der Woche ist jedes Lokal rappelvoll.
Selbst über die Hälfte eines solchen Besucherstroms würde sich so manches Lokal in D wirklich freuen.

Prettige dag
C.
Benutzeravatar
kurtchen
Beiträge: 1175
Registriert: Fr Jul 08, 2005 6:34 pm
Wohnort: nach 5 Jahren Beneluxländer in Köln gelandet

Beitrag: # 28192Beitrag kurtchen »

careni hat geschrieben:Mit dem Brot muss ich zustimmen.....wirklich grausig!
Ich war nie ein großer Fan von Schwarzbrot, aber ich ertappe mich schon sehr oft dabei, dass ich einige Pakete richtiges Schwarzbrot mitnehme, .....wenn ich sie denn im Laden finde.

In Punkto RESTAURANT, sind die Belgier ganz gewiss nicht geizig oder sparsam.
Gut, ich kann jetzt nur von unserer Gegend hier sprechen, aber die Fresstempel sind grundsätzlich am Sonntag bis auf den letzten Platz besetzt und auch unter der Woche ist jedes Lokal rappelvoll.
Selbst über die Hälfte eines solchen Besucherstroms würde sich so manches Lokal in D wirklich freuen.

Prettige dag
C.
Dag Carenim

ja das Brot ist grauenvoll.

Wenn Ihr mal nach Bruessel fahren solltet (so ein kleiner Ausflug am
Wochenende), da gibt es zwei deutsche Bäckereien die ganz gut bekannt sind (auch bei Belgiern).

Ja im Essengehen sind die Belgier Meister und sind nicht knauserig, es ist ja Ihre Hauptfreizeitbeschäftigung.

Careni, wenn Ihr mal in Antwerpen seid, ich empfehle Euch die Pizzeria
Don Giovanni, die beste Pizza die ich jemals hatte. Nur wie überall in Belgien, sehr teuer.

In Mol wohnt Ihr, ist da nicht ein Naturschutzgebiet ?

groetjes
Kurtchen
careni
Beiträge: 32
Registriert: Mo Dez 01, 2008 2:03 pm
Wohnort: Belgien

Beitrag: # 28193Beitrag careni »

Jetzt haste mich aber eiskalt erwischt.
Soweit kenn ich mich hier noch nicht aus und muss erstmal auf meiner Stadtkarte nachsehen, ob es hier ein Naturschutzgebiet gibt.

Jawohl,.... es gibt.
Liegt bei Mol-Rauw am Maas-Schelde-Kanal. Wenn ich es richtig lese, ist es das Natuur Reservaat > De Maat <.

Ansonsten ist hier sehr viel chemische Industrie angesiedelt und auch ein Studiencentrum für Kernenergie.

Gruß
C.
Antworten

Zurück zu „Belgien, Niederlande, Luxemburg“