Da schreibe ich in meinem Blog also über Bücher, Vulkane und Wirberstürme und frage mich ob es nichts anderes, wichtigeres zu berichten gibt. Ja gibt es.
Also wechsle ich das Thema? Heute morgen schlage ich die Zeitung Reforma auf und sehe auf der Titelseite dieses:
Ich verzichte darauf die Details ins Deutsche zu übersetzen. Der einzige Grund, weshalb dieses Verbrechen es bis auf die Titelseite schaffte, ist "
die neue Vorgangsweise beim eliminieren der Gegner.
Die 21 Leichen die vorgestern in Morelia, Mich. verstreut gefunden wurden, die drei "Exekutionen" in Mazatlan Sin. , zwei in Chihuahua, Chih., diese Unternehmen ermorden inzwischen auch in Guatemala und liefern sich ein Feuergefecht mit US Grenzern bei Mc Allen, Texas. Und das ist es was an einem Tag hier so passiert. Und es passiert jeden Tag. Und nichts passiert. Alles geht weiter wie bisher. Die dringenden Reformen des maroden Staatsapparates werden auf die lange Bank geschoben. Der Präsident, stramm, konservativ und schlicht beharrt auf seiner Kriegsstrategie.
Alles ist schon wieder Wahlkampf, selbst wenn ein notorischer
Gesetzesbrecher wie Hank Rohn wegen Besitzes unerlaubter Waffen in aller Frühe von Soldaten unsanft aus dem Bett geholt wird. Das
Gesetz ist eingentlich klar, und reicht aus um den Herrn ( und einige mit ihm) mit mehreren Jahren Gefängniss wegen "Ansammeln von unerlaubten Waffen" zu belegen. Das nur am Rande.
Die Herren Diputados haben es geschafft, die "Reforma politica", welche vom Präsidenten vorgeschlagen und vom
Senat bereits in verwässerter Form abgesegnet wurde, in die Sommerferien zu retten, und damit verhindert, das wichtige Reformen in Gang gebracht werden. Der Grund? Alles wie gehabt, bitte keine Verbesserungen.
Nun könnte ich die Massaker, die Hinrichtungen, die Gefechte, Opfer und Entführungen ja als neuen Themenbereich etablieren, doch das liest sich dann so wie im
Mexiko-Lexikon, eine kalte Agenda des Grauens. Und das möchte ich nicht. Nicht weil es nicht wert wäre, immer wieder das tägliche Grauen zu dokumentieren. Doch, und das sieht und spürt man hier, findet sehr schnell eine Gewöhnung an das Grauen statt. Muss sie ja auch, wie will man sonst in einem Land leben, in dem abgeschnittene Köpfe gern als "Visitenkarten" der jeweiligen Kartelle an promineten Orten abgelegt werden, wo Massenerschiessungen und die dazu gehörigen Massengräber genauso lapidar zur Kenntnis genommen werden wie die schleichende Militarisierung und Brutalisierung der Gesellschaft. Aber der Wirtschaft geht's gut. Das ist doch was, oder?
Solange in Mexiko Menschen bei lebendigen Leib an Brücken aufgehaengt werden, um dann vor den Augen der Passanten (und der Polizei) erschossen zu werden, scheinen mir doch alle anderen "Kleinigkeiten" nicht mehr so transzendent zu sein.
