Eine persönliche Perspektive der Krim Krise

[Siggi!]

Wenn ich mir aber Vorstelle die Sachen in einem durchweg total armen Land loskriegen zu müssen, dann sehe ich kaum Licht am Horizont.

Unsere Zielgruppe beim Verkauf werden vermögende Personen aus Russland (z.B. Moskau) sein, die sich nun ein Feriendomizil auf der Krim zulegen wollen, weil die Krim wieder zu RU gehört. (Auch in der ukrainischen Vergangenheit stellten die Russen hier eine breite Schicht der Immobilienkäufer.)

Moskau ist die teuerste Stadt der Welt, die Immobilienpreise in unserer Kleinstadt werden ihnen wie Schnäppchen erscheinen. Ich bin daher nicht so pessimistisch. Mittelfristig (Zeitrahmen von ca. 5 Jahren) sehe ich sogar das Potential für deutliche Preissteigerungen, wenn RU die Infrastruktur verbessert hat, d.h. Strom- sowie Wasserversorgung sichergestellt sind, die Brücke zum Festland existiert und der Flughafen ausgebaut wurde. Schätzungen sprechen von einer Verdoppelung bis Verdreifachung der Preise für gute Lagen. Die Hütte auf dem Dorf, fernab vom Meer wird davon natürlich nicht betroffen sein. Wichtig ist Nähe zum Meer und am besten auch Meerblick. Auf diese Kriterien haben wir beim Kauf seinerzeit geachtet.

Gruß
Siggi

[kurtchen]

War oben in Kaliningrad das gleiche, von wegen !

Kaliningrad gehört zu ärmsten Regionen aus Putins Reich.

Die Russen werden die geplanten Investionen bald absagen bzw. abbrechen weil der Westen die Wirtschaftssanktionen verstärken wird.

Ergo: Sigi verliert einen Teil seines Vermögens.

Kroatien oder Spanien sind die Alternativen.
Allerdings: auch Kroatien gehörte einmal zum Ostblock, anders als Serbien ist man dort allerdings nicht besonders Russenfreundlich.

Denke dann passt Spanien doch besser. Oder Türkei?

Eins ist sicher, der Niedergang der Krim durch den russischen Überfall ist eingeleitet.

[Siggi!]

Sigi verliert einen Teil seines Vermögens.

Das kann natürlich auch sein. Das verzeihe ich mir, da es unvorhersehbar war.

Es wäre im übrigen nicht das erste Mal, dass uns so etwas passiert ist. Beispiel aus dem Sommer 2008: Wir hatten einen Vorvertrag für eine Wohnung auf der Krim gemacht. Verkaufspreis war $75T, Anzahlung von $1T wurde geleistet. Der Käufer wollte zurück nach Moskau, das Finanzielle regeln und dann zurückkommen. Als der Käufer wiederkam, gab es keine USD mehr. Valutakrise! Die Anzahlung lies der Käufer verfallen, die Wohnung wurde von uns nicht verkauft, da wir die Landeswährung nicht akzeptierten. Kurze Zeit später brach der Immobilienmarkt zusammen. "Verlust" wohl $25T.

Aber war das wirklich ein Verlust? Oder muss man so rechnen, dass wir eben nicht zum Höchstpreis verkauft haben. Aber wegen unseres niedrigen Einkaufspreises von seinerzeit $26T, hätten wir auch nach der Krise immer noch das Doppelte des Einkaufspreises realisieren können.

In diesem Zusammenhang erwähne ich immer meine Frau, die schimpft, dass ich so dumm war und nicht alles Geld, was wir auftreiben konnten, in UA in Immobilien investiert haben. Selbst bei Verkauf nach der Krise hätten wir riesige Gewinne machen können. Nachher weiß man immer alles besser.

Aber was RU angeht, bleibe ich zunächst optimistisch. Wenn wir bleiben, ist der Wert der Immobilie ohnehin egal, was zählt ist der Nutzwert.

Wir haben heute einen Ausflug an die Südküste gemacht. Bei uns am Ort sind deutlich weniger Touristen als im Vorjahr, aber dort ist es vergleichsweise leer. Merkwürdig, denn in den Vorjahren war die Südküste immer das beliebtere Ziel gewesen.

Noch eine merkwürdige Beobachtung: Die Betreiber haben die Personalstärke noch nicht angepasst, was die Verluste weiter erhöht. Wenn es noch 1 oder 2 Jahre so bleibt, werden vermutlich viele Restaurants und Beherbergungsbetriebe vor dem Konkurs stehen.

Gruß
Siggi

[Sascha Blodau]

...Moskau ist die teuerste Stadt der Welt, die Immobilienpreise in unserer Kleinstadt werden ihnen wie Schnäppchen erscheinen...

..das ist auf jeden Fall eine Interessante Sache, Siggi!
Ich hatte es so verstanden, dass ihr den ganzen Hausrat einzeln verkaufen wolltet, daher meine Skepsis.
Immobilien sind natürlich immer gut zu verkaufen.
Wobei, abwarten währe wirklich zu empfehlen, es kann ja schließlich nur noch besser werden, dort, mit genügend Zeit natürlich..

[Siggi!]

Ich hatte es so verstanden, dass ihr den ganzen Hausrat einzeln verkaufen wolltet, daher meine Skepsis.

Hausrat kann man sogar einzeln in UA besser verkaufen, als in DE. Man erzielt aber keine hohen Preise.

Beispiel: Wir hatten von Sumy eine gebrauchte Couchgarnitur auf die Krim mitgebracht, die uns dort schon nicht mehr gut/schön genug erschien. Nach Verwendung für Ferienvermietung über 7 Jahre, war sie für diesen Zweck auch nicht mehr geeignet. In DE wäre es Müll gewesen, man hätte vermutlich noch für die Entsorgung zahlen müssen. In UA konnte meine Frau die weit über 10 Jahre alte Garnitur noch für umgerechnet 60 Euro veräußern.

Sicher wird man damit nicht reich. Ich ziehe es vor, solche Dinge zu verschenken, wenn ich ein bedürftige Familie mit Bedarf kenne.

Man kann die Immobilie auch inkl. Hausrat verkaufen, was ein wenig die Attraktivität erhöht, da die Wohnung dann für den neuen Eigentümer sofort nutzbar ist. Extra Geld kann man in diesem Fall für den Hausrat nicht verlangen, das muss eingepreist sein. Aber so teuer ist der Hausrat hier (im Vergleich zur Immobilie) auch nicht.

Die Sahnestückchen des Hausrats kann man natürlich auch im Auto wieder in den neuen Wohnsitz mitnehmen.

Gruß
Siggi

[Bulgarienfan]

Hallo Siggi,

vielen Dank fuer deine persoenliche Schilderung des aktuellen Geschehens auf der Krim. Ich war gut 14 Tage ohne Internet und habe mich gerade in diesem Thread auf den neuesten Stand gebracht. Dir und deiner Familie wuensche ich alles Gute und dass alles so ablaeuft, wie ihr es euch wuenscht.

Gruss

Manfred

[Jupp]

Das ist wirklich alles ziemlich übel, am Rande habe ich nur was von dem Flugzeugabschuß gehört.

Hoffen wir, daß Ihr heile aus der Sache rauskommt, so oder so. Mit Verkauf oder ohne.

Vielleicht wird ja wirklich alles besser, allein, der Glaube fehlt.

ano ist gesperrt übrigens.

[Siggi!]

Vielleicht wird ja wirklich alles besser, allein, der Glaube fehlt.

Es wird sich schon irgendwann wieder normalisieren. Ist alles nur eine Frage der Zeit. Aber an eine schnelle Normalisierung glauben wir nicht.

In der Ukraine ist die Stimmung im Moment eher negativ. Die Leute sind perspektivlos. Arbeiten gehen beim "Feind" in RU scheidet nun für viele aus. Die EU redet nur, eröffnet aber unmittelbar keine Möglichkeiten, im Ausland (oder noch besser im Inland) Geld zu verdienen. Die Preise sind gestiegen, für Gas sogar enorm (ca. um die Hälfte), aber die Löhne haben sich nicht angepasst. Zudem steigt die Arbeitslosigkeit.

Es gibt natürlich auch einige, die an die EU glauben. Die sind euphorisch und denken, dass in weniger als 5 Jahren in UA nun eine ökonomische Situation, ähnlich wie die in PL herrschen wird.

Auf der Krim ist der Tourismus arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Das wird wohl erst einmal so bleiben, bis die Infrastruktur verbessert wurde. Die Brücke zum Festland ist hier an erster Stelle zu nennen. Aber diese Maßnahmen benötigen 3-4 Jahre. Zumindest steht den Einwohnern der Arbeitsmarkt in RU offen, was auch nur ein kleiner Trost ist, weil man dann die Familie verlassen muss.

Gruß
Siggi

P.S: Danke Manfred für die guten Wünsche!

[Jupp]

Tja, bleibt nur: Abwarten und Tee trinken. Und das Beste hoffen!

[Siggi!]

In Details nicht ganz präzise, ausgewählte Bilder, um eine schlechte Stimmung zu verbreiten, aber im großen und ganzen nicht falsch. Man kommt sogar nicht umhin, eine zentrale Aussage von mir zu bestätigen, die in der Vergangenheit immer wieder bestritten wurde:

Der Großteil der russischen Bevölkerung hingegen ist glücklich, dass die Krim wieder zu Russland gehört.
...
Doch es könnte, sagen viele mit Blick auf den Donbass, schlimmer sein: "Wenigstens ist hier kein Krieg."

http://www.n-tv.de/politik/Die-Krim-ist ... 30471.html

Bei solchen deprimierenden Bildern stelle ich die Webcam am Ort dagegen:
http://webcam.shelkino.su/cam1
und aus Feodosia, ca. 45km entfernt an der Südküste gelegen:
http://feo.ua/webcam/

Gruß
Siggi

[Siggi!]

Zu unserer ausländerrechtlichen Situation:
Heute war die Kommission der Gemeinde bei der Schwiegermutter. Zwei junge Damen, ein paar Fragen zu den Fakten, innerhalb von 5 Minuten wurde das geforderte Dokument ausgestellt, welches einen Wohnsitz auf der Krim seit 2006 bestätigt. 3 Nachbarn bezeugten dies. Noch ein paar Unterschriften bei der Gemeinde mit Stempel besorgt. Alles innerhalb von 2 Std. erledigt.

Nächste Woche kommt die Kommission zu meiner Frau. Dies ist das wichtigste Dokument im Gerichtsverfahren für die Feststellung des Wohnsitzes. Das Gerichtsurteil wiederum die unabdingbare Voraussetzung für eine Aufenthaltsgenehmigung oder die Staatsbürgerschaft.

Insgesamt wird das Verfahren wohl ein paar Monate benötigen.

Neues aus Schelkino:
Hauptsaison! Deutlich mehr Touristen als zuvor. Fast keine Ukrainer, aber deutlich mehr Russen, als in den Vorjahren. Die Russen können jedoch den Ausfall der Ukrainer nicht kompensieren. In Summe also weniger Touristen, aber keine absolute Katastrophe, wie man im Frühjahr noch befürchten konnte.

Auf dem Markt gibt es einen neuen Stand, der frische Salate verkauft. Keine 200m von unserer Wohnung entfernt hat ein Restaurant eröffnet. Ideale Lebensbedingungen für faule Menschen, wie wir es sind.

Gruß
Siggi

[Siggi!]

Der neue Weg zur Krim, die Brücke über die Straße von Kerch:
https://www.youtube.com/watch?v=iQbNcDj4rRs

Ein Artikel zum Thema (mit englischer, automatischer Übersetzung):
http://www.microsofttranslator.com/BV.a ... F143269%2F

Schätzungen zur Bauzeit sind willkommen. Ein paar Beispiele:
Brücke über den Bosporus (1,5km), 3 Jahre
Öresundbrücke (zwischen Dänemark und Schweden, 16km) 5 Jahre
China (Qingdao-Haiwan-Brücke, 42km) 4 Jahre
Benno-Ohnesorg-Brücke in Hannover (100m) 5 Jahre

Gruß
Siggi

[Siggi!]

Eine Krim Bewohnerin zeichnet ein deprimierendes Bild (man beachte auch die sorgsam ausgewählten Bilder des Artikels):
http://www.cczzoo.de/274aw

Gruß
Siggi

P.S: Preiserhöhungen um den Faktor 2 oder 3 habe ich vor Ort nicht festgestellt. Die Erhöhungen der Renten fielen hier höher aus, als im Text erwähnt. Wie kann das sein? Wer hat falsche Informationen oder gibt es wirklich lokale Unterschiede?

[Jupp]

Ein Ausrufezeichen in der URL - wie dämlich ist das denn?!

Link ist gefixt, geht jetzt direkt.

Noch ein paar Kleinigkeiten, dann sollte es bald funktionieren.

[Siggi!]

Ein paar Preise von der Krim, auf der angeblich die Preise explodieren:
Mittagessen komplett mit Vorsuppe und Getränk 100 Rubel (gut 2 Euro)

Bier (Marke Krim) vom Fass 0,5l 30 Rubel
Salat (geröstete Kartoffeln, Wurst, Gurken, Tomaten, Käse, Mayonnaise) 200g 50 Rubel
Hühnerfilet gebraten, überbacken mit Ananas und Käse 70 Rubel
Pommes (große Portion) 30 Rubel
Summe 180 Rubel, also ca. 3,9 Euro

Gruß
Siggi

P.S: Das Preisniveau versöhnt mich wieder.