Okay, erstmal ist unser (bescheidener) Wohlstand nicht alleine das Verdienst meines Mannes, denn schliesslich habe ich in Deutschland auch zwanzig Jahre lang gearbeitet
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Und dann seh ich das so: wenn all unsere Gebrauchsgegenstaende, von der Kleidung bis zum Fernseher, noch wirklich Made in Germany gewesen waeren, haetten wir auch mit dem Kauf Deutschlands Wirtschaft und deutsche Arbeiter unterstuetzt. Wir haetten wahrscheinlich weniger Zeugs, dafuer aber hoechstwahrscheinlich in einer recht guten Qualitaet. Und wir haetten weniger Geld auf dem Konto, da die Dinge ja recht teuer waeren.
Deine arme bolivianische Familie bzw meine arme indische Familie waeren weiterhin arm, oder vielleicht auch nicht, weil die jeweiligen Regierungen die eigene Wirtschaft vielleicht langsam aber sicher aufgebaut haette, mit all den Bodenschaetzen und all der Arbeitskraft. Im ersten Fall waere ihre Umwelt wenigstens noch intakt - im zweiten Fall waeren sie an ihrer Umweltverschmutzung selber Schuld, und wuerden vielleicht auch eher Massnahmen ergreifen.
Da wir aber alle irgendwann in diese Geiz-ist-geil-Maschinerie geraten sind, und der Mensch nun mal den Hals nicht voll genug bekommen kann, mussten die Sachen billiger werden, und dafuer war der deutsche Arbeiter nun mal zu teuer, und deutsche Gesetze zu rigoros.
Wir haben also, wie jeder andere auch, den neuen Billigkram gekauft, und kaufen ihn noch heute, am besten jedes Jahr etwas Neues denn es ist ja so billig, und man will ja nicht etwas weniger Cooles und Modernes haben als der Nachbar, und ausserdem haelt das Zeugs ja eh nicht viel laenger. Reparieren lohnt sich nicht...
Mit diesem Verhalten haben wir uns einen hohen Lebensstandard leisten koennen - du, ich , Sascha, wir alle. Ja, wir haben dafuer gearbeitet und uns das Geld verdient. Wir sind nicht in einer Huette am Fluss gesessen und haben Maniok gekocht. Wir haben aber auch nicht zehn Stunden am Tag an einem Fliessband gestanden oder an der Naehmaschine gesessen, in einem Haus ohne Klimaanlage, ohne Brandschutz, mit giftigen Faerbedaempfen um uns herum oder unter wahnsinnigem Zeitdruck.
Hier mal ein Vergleich mit China aus dem Jahre 2011:
Daten des Staatlichen Statistikamtes in China zeigten, dass das durchschnittliche Einkommen von Chinas Stadtbewohnern im Jahr 2011 insgesamt 1998 Yuan (242 Euro) betrug.
Quelle
Das waere, bei einer Arbeitswoche von sechs Tagen und einer Arbeitszeit von 10 Stunden taeglich ein Stundenlohn von 1 Euro. Ich habe auch schon von Loehnen gehoert, die deutlich darunter lagen.
Wir haben Geld verdient, um uns dann Dinge zu kaufen, die wir uns deswegen leisten konnten weil die Leute in den Herstellungslaendern so schlecht bezahlt werden, und konnten uns von dem, was dann noch dankenswerter Weise uebrig blieb, einen relativen Wohlstand anhaeufen.
Ich hoffe, ich konnte jetzt besser den Zusammenhang herstellen.