Reiseberichte

Republik Paraguay: Paraguay ist ein Binnenstaat in Südamerika und wird eingeschlossen von Bolivien, Brasilien und Argentinien.

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Pit
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Reiseberichte

Beitrag: # 1877Beitrag Pit »

Hallo,

wir haben ein schönes Live-Reisebericht von Brigitte:

Zitat Anfang:
Ist Paraguay eine Reise wert?

Warum nicht – für Globetrotter allemal und für Auswanderungswillige ein Muss.

Die Weite des Landes, die Schönheit von Fauna und Flora sind beeindruckend, allerdings nur mit toleranten Augen zu betrachten. Die Mentalität, Korruption und die Armut der Bevölkerung sind Garanten für Schlendrian, Bauruinen und Verfall von Denkmälern und Kulturschätzen. Bauten der Kolonialzeit verfallen zusehends. Erhaltungsaufwand wird nicht betrieben. Naturschutz, ein Fremdwort. Raubbau mit der Natur durch Umweltverschmutzung, Asuncion ist von Autoabgasen regelrecht verpestet. Häuser schwarz und Müll überall. Was liegt, liegt.

Aber es gibt sie, die Fleckchen auf dem Land, saubere, reine Luft, klares Wasser in Bächen und Seen, friedlich grasende Kühe und Schafe, Idylle pur. Und die Jugend macht Mut, ein Umdenken ist überall zu bemerken.

So haben wir uns nach 11 Jahren auf die Suche nach dem Wandel begeben, beabsichtigt seit Jahren in Hinblick einer möglichen Auswanderung oder eines Altersruhesitzes auf Zeit.

Zunächst war geplant, eine Schnupperreise zu machen. Kontakte wurden rechtzeitig geknüpft. Allerdings merkten die einschlägigen „Veranstalter“ schnell, dass mit uns kein schnelles Grundstücksgeschäft abzuschließen ist und so bekamen wir kurzfristige Absagen. Wir haben uns dann entschlossen, bei Südamerika-Line den Flug zu buchen und zwar mit der TAM, weil wir die Varig bereits kannten. Der Service ist vergleichbar mit anderen Airlines wie z.B. mit dem der Air France. Sitzkomfort und Beinfreiheit entsprechen dem üblichen Maß, allerdings sind unter dem einen Vordersitz die Tower der Fernsehbildschirme untergebracht, die sich störend auf die Beinfreiheit auswirken. Deutsches Programm wurde leider nicht angeboten. Positiv ist anzumerken, dass 64 kg freies Gepäck im Flugpreis inbegriffen sind. Günstig für die, die den preiswerten Einkauf ausnutzen wollen. Zum Flugticket wurden Gutscheine für 1 freie Übernachtung im DZ im Palmas del Sol, 1 Tag Leihwagen bei National Car und für ein Essen im Restaurant Piroschka im Westfalenhaus über Gs 50.000,00 überreicht.

Nachdem wir den Besitzer des Palmas del Sol, Herrn Bachmann von unserer ersten Reise her kannten, entschlossen wir uns, die erste Woche unseres fast 4wöchigen Aufenthalts in Paraguay dort zu verbringen. Nach einem langen Flug wurden wir völlig geschafft am Flughafen abgeholt. Wegen der Zeitverschiebung verzichteten wir jedoch darauf, gleich ins Bett zu fallen, sondern begaben uns auf die Suche nach einem Geldautomaten, bewaffnet mit einem Stadtplan, in die City. ASU hat sich sehr verändert, nichts ist mehr da und vieles neu. Restaurants geschlossen, an „jeder Ecke“ ein Shopping-Center. Internetcafes und Computer-Läden scheinen Hochkonjunktur zu haben. 15 Minuten Internet, 1500 Gs. Die meisten Banken hatten keinen Geldautomaten an dem man mit EC-Karte Geld abheben kann, aber in den Shopping-Centren ist das kein Problem. Übrigens sollte man tatsächlich gleich auf dem Flughafen im Eingangsbereich, Geld ziehen. Wir haben es irgendwie verpasst.

Am ersten Abend bilden wir uns ein, unbedingt ein Rindersteak essen zu müssen. Wir erkundigten uns nach unserem alten „Brasilianer“. Der war auch inzwischen umgezogen. Aber wir bekamen die Adresse vom Paulista Grill (erst ab 19:00 Uhr), eine Churrasqueria an der Mcal. Lopez Ecke San Martin. Unser Acuarela liegt gleich daneben. In den Churrasquerias kann man in ganz Paraguay vom Büfett so viel essen, wie man möchte, kostet für 2 Personen mit Getränken, zwischen 70.000,00 und 100.000,00 Gs. Diese Restaurants sind sauber und bieten eine Menge Abwechslung im Speisenangebot, vor allem der Nachtisch ist umwerfend. Die Taxifahrt zum Hotel war abenteuerlich. Der Fahrer machte mit uns eine Stadtrundfahrt und die Straßenkarte konnte er angeblich auch nicht lesen. Am nächsten Tag lernten wir im Hotel einen Gast aus Philadelphia kennen, der uns darauf aufmerksam machte, dass man nie mehr dem Taxifahrer zahlen sollte, was die Fahrt eigentlich gekostet hätte. Schließlich müsste jeder mit seinen Guaranies rechnen. Hinter der Verfahrerei liegt Methodik.

Am 2. Tag machten wir uns auf die Suche nach einem Leihwagen (siehe im Forum die Geschichte des Leihwagens). Aßen Fast Food im Shopping del Sol und suchten meinen Lieblingsort im Ausland, den Supermarkt auf (mein Mann liebt dafür die „Obis“ = Baumärkte). Schließlich will ich meine Rentenjahre nicht immer oder nur zeitweilig in DE verbringen, also muss ich wissen, ob ich mit meinem Haushaltsgeld auskommen kann. Und das entsprechende Angebot muss vorhanden sein. Käse 2,80 €/kg, Mehl 0,16 €/kg, Zucker 0,33 €/kg, Äpfel 0,61 €/kg, Salat 0,31 €, grüne/frische Bohnen 1,22 €/kg, 30 Eier € 1,67, Rinderfilet 1,84 €/kg, Rumpsteak 1,63 €/kg, 1 Sahnetorte (nicht Stück) 2,62 €, Nudeln 0,24 €/kg. Wenn man auf gewohnte Seifenartikel nicht verzichten kann, von Colgate, über Deos, Haarfärbemittel, Ariel usw. alles vorhanden, allerdings nicht so ganz billig, etwa die Hälfte wie in DE. Abends aßen wir im Restaurant San Roque vom Hotel aus in der Nähe. Sehr gut, angenehmes Klima, freundliche Bedienung, Sonntags leider geschlossen, wie viele Stadtrestaurants, weil die Bevölkerung sich scheinbar in Scharen in den Shoppings trifft.

Am 3. Tag weiterhin auf der Suche nach einem Leihwagen und trotzdem lernten wir die Stadt etwas näher kennen, weil eben viel zu Fuß unterwegs. Aßen im „Le Saint-Tropez“ in der Mexico 466/ 25 de Mayo, einem einheimischen Restaurant Fisch und Rinderfilet zu 55.000,00 Gs. für 2 Personen. Sondierten unsere Besucherliste, machten Termine aus und hatten die Gelegenheit zur Meinungsbildung, weil wir im Hotel uns lange mit einem deutschen Diplomaten unterhalten konnten. Auch Martin Bachmann hatte etwas Zeit, uns so manches aus den letzten 11 Jahren zu berichten. Nun waren wir entgültig groggi und gingen früh ins Bett. War ja schließlich Herbstanfang mit 40° C.

Am 4. Tag waren wir weiterhin unterwegs, z. B. den Führerschein besorgen. Sahen uns schon mal wegen Übernachtungsmöglichkeiten nach unserer geplanten Rundtour um. Waren in Luque und abends im Piroschka essen. Sehr gut, aber gehobenes Preis-Leistungsverhältnis, wir hatten ja den Gutschein und die Differenz, war o.k. Etwas außerhalb, aber gehobene noble Wohngegend.

Am 5. Tag wollten wir uns eigentlich mit Jonny treffen wegen Auto, aber nichts von ihm zu hören. Der geplante Besuch des Botanischen Gartens viel wegen Durchfall aus. Erst nach 10 Tagen übelster Krämpfe, konnte ich feststellen, dass ich das Mineralwasser, egal welcher Firma, nicht vertrug, warum auch immer. Erst als ich auf Cola umstieg, war es vorbei. Ich kam meinen Verpflichtungen nach Schreiben von Urlaubspost nach. 1 Briefmarke 8.000,00 Gs. Karte 2.500,00 – 3.000,00, wir waren schon 4 Wochen wieder zu Hause, als sämtliche Bekannten und Verwandten anriefen, um sich zu bedanken. Lohnt sich also nicht.

6. Tag, Botanischer Garten, mit dem Taxi, in der Stadt nie mehr als 25.000,00 Gs bezahlt, außer Flughafen. Naja, wie gesagt, nie deutsche Augen mitnehmen. Große Anlage, weitläufig, bei der Hitze eine Qual, verstreute Freilandtiergehege und Käfige mit einigen Tieren, nicht sehr sauber, daher stinkend. Museum mit einheimischen Tieren, eben museumsreif, wird leider auch nicht gepflegt, aber trotzdem informativ. Mittags hat uns Jonny dann abgeholt und wir bekamen dann endlich unseren Jeep. Ab da an ging es uns besser, wir konnten uns nun frei bewegen und der Stadtplan von TAP Guia hat uns große Hilfe geleistet. Abends wollten wir ins Austria, leider geschlossen und der Wachmann erklärte uns, dass das Restaurant für immer geschlossen hätte. Wir fuhren dann in die Bayernstuben, waren wir schon vor 11 Jahren. Wie uns der Besitzer erklärte, ist es sehr schwer die Existenz aufgrund vom Umsatzrückgang zu erhalten. Vor 20 Jahren mag es eine Marktlücke gewesen sein, Eisbein mit Sauerkraut, Schwarzbrot mit Schmalz und deutsche Spezialitäten zu servieren. Allgemein erfährt man unterwegs, dass wenn die ehemals ausgewanderte Generation sich aus dem aktiven Geschäft zurückzieht und der Betrieb den Kindern und Einheimischen überlassen wird, das Niveau sinkt und die Umsatzzahlen rückläufig sind. Viele Restaurants, die wir kannten, waren geschlossen, so auch das im 13. Stock am Regierungspalast. Abends haben wir uns dann vom Martin Bachmann verabschiedet.

7. Tag, Sonntag 10:00 Uhr bestiegen wir den nostalgischen Zug „Tren del Lago“, Bahnhof in der Nähe der Trinidad, Nähe Botanischen Garten. Die Fahrt endet in Aregua am Lago Yparacai und kostet Gs 30.000,00. Der Touristenandrang ist nicht zu unterschätzen. Also mindestens halbe Stunde vorher anwesend sein. Vor Fahrtbeginn findet eine Führung durchs Museum statt. Während der gesamten Fahrt werden Sketche aus der Kolonialzeit mit entsprechenden Kostümen unter Einbindung der Gäste aufgeführt. Unterwegs wird zum Wassertanken und Brennmaterial aufladen, gehalten. Im Preis inbegriffen, ein kleiner Snack mit Getränken, die auch während der Fahrt gereicht werden. In Aregua ist genügend Zeit sich in den Keramikläden umzusehen, zum See zu spazieren oder im etwas entfernten Restaurant zu essen. Allerdings scheinen die Kellner vom Andrang der Zugreisenden überfordert, deshalb nur Kleinigkeiten bestellen. Gegen 17:00 Uhr ist die Rückfahrt beendet und ein gelungener Ausflug, der einem die Landschaft genießen lässt, beendet

8. Tag, Montag, den 21.03.2005 begannen wir unsere 14 tätige Rundreise von Asuncion nach Asuncion über die Ruta 1, 6, 7 und 2 mit Abstecher über die Ruta 8 nach Villarrica und Independencia. Von San Lorenzo (1. Mautstelle 5.000,00 Gs) über Guarambare fuhren wir abseits der Ruta nach Viletta. Wir wollten zum Hafen des Paraguay. Das war der Moment, als wir das erste und nicht letzte Mal froh waren, einen Jeep zu haben. Ob wir nun den Hafen gefunden haben, können wir nicht mal sagen, in der Ferne lag ein alter Kahn am Ufer, eine umzäunte Fabrik versperrte den Zugang zum Wasser. Es war menschenleer, aber ein kleiner Imbiss mit kalten Getränken vorhanden, 2 Colas für 1.500,00 Gs. Begeisternd war der Abstecher von der Ruta nun gerade nicht. Es ging dann zurück auf die Ruta, vorbei an Zuckerrohrplantagen nach Ita, und wieder 5.000,00 Gs Maut. Die Fahrt führte uns dann über Yaguaron nach Paraguari. In Yaguaron wollten wir die Franziskaner-Kirche besuchen, die mit Unterstützung der EG restauriert wurde. Allerdings war bereits Mittagszeit und der Pfarrer hielt wohl Siesta, weil abgeschlossen. Uns wurde berichtet, dass es sich lohnt, die Kirche wegen des Barockstils und der Holzschnitzarbeiten von innen zu besichtigen. Im Ort soll es auch ein Museum geben. Aber Hinweisschilder gibt es nirgends.

Langsam beschlich mich der dringende Wunsch, ein Nachlager zu finden. Für mich war das immer die größte Sorge, weil es so schnell und früh dunkel wird. Meinen Mann schien es nicht zu stören. Von Paraguari in Richtung zur Ruta 2 fanden wir nach der Ortschaft Chololo das Hotel Hospedaje Gabriela, wo wir uns für 2 Nächte einquartierten. Am Nachmittag besuchten wir die Wasserfälle von Chololo. Dort gibt es auch ein Hotel, jedoch fast unbesucht. Wir fuhren durch die Cordillera de los Altos nach Piribebuy. Eine sehr schöne grüne Landschaft mit etwas Landwirtschaft (kein roter Boden), Baumwolle und Apfelsinen. Der Weg von Chololo führte uns über Valenzuela, Caballero, Sabucai und Escobar zurück zum Hotel, wo extra für uns die Chefin Gabriela das Abendessen zubereitete. Ein gepflegtes Anwesen und zahlreiche nützliche Auskünfte in deutsch. Plötzlich wurde es kalt, statt 40 nur noch 17 Grad. Man kann ganz schön frieren.

9. Tag. Nach einem guten Frühstück machten wir uns auf nach La Rosada über Carapegua, Acahay und Ybycui. Tapfer ignorierten wir die Regenwolken, aber es nutzte nichts. Es schüttete so gewaltig, dass ein Fortkommen nicht mehr möglich war und so fielen die Wasserfälle von La Rosada buchstäblich ins Wasser. Nicht weit entfernt befindet sich der Bach Mina mit einem Naturpark, ist an der Straße angeschrieben. Es werden, sofern die Herren Lust verspüren, Führungen durchgeführt. Park- und Grillplätze sind vorhanden. Allerdings muss man vor Beginn des Rundweges über eine Hängebrücke. Der habe ich nicht getraut, aber ich traue ja nie einer Hängebrücke. Über Acahay, La Colmena, Tebicuar-Mi, Tebicuary, Ybytymi, Caballero ging es nach Sapucai, wo wir die Eisenbahnwerkstatt besuchen wollten. Gefunden haben wir sie dann allerdings nicht. Die Strecke hört sich kurz an, aber im Regen nur langsam zu befahren. In Paraguari haben wir an der Straße im Restaurant Santa Rosa Parrillada zu Abend gegessen, 2 Schnitzel (Rind) mit Salat 1 Liter Bier, 2 Cola 28.000,00 Gs. Früh ging es ins Bett bei Gabriela, deren Mutter uns zuvor erzählte, wie sie mit dem Leben in zwei Welten zurecht kommt. Sie pendelt zwischen DE und PY.

10. Tag. Es war immer noch kalt. Nach dem Frühstück haben wir gepackt und sind in Richtung Lago Ypua, ein noch sauberer See im Parque Nacional aufgebrochen. Kurz hinter Quiindy beginnt die im Tap als langen malerischen Naturweg (29 km) bezeichnete Abfahrt. Ist ausgeschildert. Wieder einmal bedankten wir uns im Stillen bei Jonny, dass er uns den Jeep aufgedrängt hatte. Als der Weg dann zugewachsen war und wir nur noch zu Fuß hätten weitergehen können, haben wir auch diese Exkursion abgebrochen. Der Weg war einfach zu schmal und wir hätten noch 3 Stunden gebraucht. Es war zudem immer noch kalt und regnerisch. Also zurück auf die Ruta 1, Richtung Villa Florida. Eigentlich wollten wir dort am weißen Strand unser Badezeug auspacken, aber ....Hinter der Brücke befindet sich auf der linken Seite ein großes Restaurant, in dem man sehr gut Fisch essen kann. Wir mögen es nicht. Schon Gabriela erzählte uns, dass es schwierig sein wird, zu Ostern ein Hotelzimmer zu bekommen, weil auch die Einheimischen verreisen. Also begaben wir uns auf die Suche und fuhren über San Miguel, San Juan Bautista nach San Ignacio, bewaffnet mit einer Hotelliste aus dem Internet. Vertrauenserweckend sah da keines aus, also schauten wir uns weiter um und erreichten von der Hauptstraße im Ort abzweigend, das Hotel La Casa de Loli in einem schönen Naturgarten. Für 80.000,00 Gs für das DZ blieben wir eine Nacht, weil wie befürchtet, über Ostern wegen der Prozessionen die Zimmer sämtlich reserviert waren. Das Frühstück war sehr schlicht. Erwähnen will ich noch, dass die Fahrten zwischen den größeren Orten durch kleine, nicht auf den Karten eingezeichneten Orte führen. Dazwischen ist weites Land, so weit das Auge reicht.

11. Tag, Grüner Donnerstag. Unser geplante Abstecher nach Pilar musste entfallen, weil wir unbedingt erst unser Osterquartier finden mussten. Das Hotel Papillon war telefonisch nicht zu erreichen, war aber sowieso ausgebucht, weil auch für die Auswanderer die 1. Adresse am Platz. Fündig wurden wir dann im Hotel Tirol in Capitán Miranda an der Ruta 6. Die Fahrt führte uns auf der Ruta 1 durch plattes Land mit Landwirtschaft und Unmengen von Termitenhügeln durch Santa Rosa, San Patricio, Gral. Delgado, Cnl. Bogado, Carmen del Paraná, Encarnación auf die Ruta 6 nach Miranda. War natürlich ein Umweg, wie wir tags darauf haben feststellen müssen. In Carmen del Paraná hätten wir Richtung Fram abbiegen müssen und ca. 8 km nach Fram in eine nicht eingezeichnete Asphaltstraße nach Trinidad.

Ostern im Hotel Tirol und die nächsten Stationen demnächst.

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Sicherlich wird so mancher beim Lesen des 1. Teilberichts denken, was haben die gemacht, waren die nur auf der Suche nach Hotels? Das Land ist so groß und zwischen den einzelnen Ortschaften, gibt es nun mal „nur“ Landschaft. In den kleinen Ortschaften ist man um Sauberkeit bemüht, nur vereinzelte „Basuras“. Die Menschen sind mit Müßiggang beschäftigt, man fährt an Schulen vorbei, in denen Kinder in Uniformen in ihren Pausen auf dem Hof spielen. Längs der Rutas verkaufen Leute, die ihre Grundstücke an der Straße haben, ihre Waren, meistens Obst und Gemüse, Honig von Zuckerrohr, Sirup und Marmelade. Auch Korbwaren und Möbel für den einheimischen Markt. Ab und zu sind auch Stände mit Fleisch und Fisch zu entdecken, sowie kleine „Tante Emma-Läden“, die den täglichen kleinen Bedarf decken können. Außerdem überall kleine Werkstätten zum Wechseln von Reifen, da muss einen mächtiger Bedarf bestehen, aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse im Innenland. Tankstellen gibt es in ausreichender Anzahl, auch in den abgelegensten Orten.

Am 11. Tag unserer Tour, übrigens war es inzwischen wieder brütend heiß, haben wir uns nun über Ostern ins Hotel Tirol einquartiert. Wie bereits im Posting „Unterkünfte“ beschrieben, hat das Hotel bessere Tage erlebt. Der Besitzer, deutschsprachig, betont, dass er zu Zeiten der Hochkonjunktur versäumt hat, klein zu bleiben und ist deshalb heute aufgrund rückgängiger Übernachtungen nicht mehr in der Lage, die finanziellen Mittel zur Erhaltung der Anlage zu erwirtschaften. Allerdings sind das keine stichhaltigen Gründe, nicht mehr auf Sauberkeit achten zu müssen. Aufgrund dessen, dass in der Region über Ostern viele Restaurants geschlossen haben, war es nur möglich, Vollpension zu buchen. Wir machten uns also auf den Weg in die deutschen Kolonien Obligado, welche mit Hohenau schon zusammengewachsen ist und Bella Vista, deren Auswanderer ursprünglich über Brasilien, z.B. Blumenau kamen. Etwas entfernt liegt die Kolonie Pirapo mit japanischen Auswanderern. Deutsche Kultur ist auf dem ersten Blick nicht zu entdecken, hier waren wir schon etwas enttäuscht. Einzig trafen wir in den Geschäften einige Leute, die sich deutsch unterhielten, ansonsten paraguayische Orte, deren Bewohner nach über 80 Jahren Auswanderung nicht mehr auf ihre Herkunft schließen lassen. Diese Feststellung ist nicht negativ zu bewerten, sondern nur als Hinweis für die Leute gedacht, die glauben, dort deutsche Enklaven vorzufinden.

Die Hälfte unseres Paraguayurlaubs war nun schon überschritten, sodass wir am Karfreitag, unserem 12. Tag, die Ruinen von Trinidad (Weltkulturerbe) und im Ort Jesus die Jesuiten Mission besuchten. Eintritt je Standort, 2.000,00 Gs pro Person. Zu den Ruinen von Trinidad führt eine rote Erdstraße, nicht wie auf den Karten ausgewiesen mit Asphalt versehen, deshalb ausgefahren und auch ein geübter Fahrer muss sein Vehikel langsam in die Kuhlen gleiten lassen. Eile ist hier nicht angebracht. Auch hier ein heimlicher Gruß an Jonny (wegen des Jeeps). Zur Führung begleitete uns eine junge Menonitin, die uns bereitwillig in deutsch die Geschichte der einzelnen Ruinenteile und deren Funktion zur Zeit des Jesuiten Ordens (1539..) erklärte. In den Reduktionen lebten vorwiegend Guarani-Indianer, die bekehrt werden sollten. Es war ein friedliches Zusammenleben, bis der einstige Jesuitenstaat nach einem erbitterten Kampf, nach der Versklavung der Indianer durch die Spanier, vom König(1767..) aufgelöst wurde. Die junge Frau erklärte uns auch, das die 3. Generation der Auswanderer noch zu Hause deutsch spricht, außerhalb jedoch spanisch oder guarani. Gelder von der UNO fließen zum Erhalt der Ruinen kaum, sodass der Zahn der Zeit gewaltig nagt.

Zum Mittagessen fuhren wir dann ins Tirol, ganze Fische mit Kopf und Kragen in der Bain-marie, aber der Salat war zu essen und die Nudeln mit Tomatensoße auch. Am Nachmittag fuhren wir dann bei Obligado zum Rio Parana. Von der Anhöhe aus hat man einen herrlichen Blick über den sich schlängelnden Fuß, eingebettet im (Ur)Wald.

Am Samstag unserem 13. Tag fuhren wir nach Encarnacion. Wir besuchten die 1968 erbaute Kathedrale Kreusser/Estigarribia und in der Gral. Gamarra einen kleinen Pettirossi-Markt. Vor der Brücke nach Posadas aßen wir in einem American Grill für 55.000,00 Gs zu zweit vom Büfett. Posadas liegt auf der argentinischen Seite, es erfolgt eine Passkontrolle, mit dem Leihwagen ist es nicht möglich, die Grenze zu passieren. Paraguayische Autos sind dort nicht sehr willkommen, sodass auch kein Versicherungsschutz besteht. Zu Fuß war es uns zu weit zu laufen. Wie wir jedoch erfahren haben, fahren die Taxis gern rüber. Versehentlich sind wir dann in den Slums am Fluss gelandet. Dieser Teil der Altstadt soll überflutet werden, das ist allerdings schon seit Jahren geplant. Überraschend war für uns, dass es keine Hochhäuser in der Innenstadt gab, oder wir haben sie nicht gefunden. Wir gingen noch in einen Supermarkt, um wie immer die Preise zu vergleichen und um ein paar Einkäufe für zu Hause zu erledigen (Wackelpudding und Marmelade, schließlich brauchten wir uns diesmal nicht um Übergepäck Gedanken zu machen).

Am Sonntag verließen wir das Tirol in Richtung Independencia. Eigentlich wollten wir den direkten Weg über Leandro Oviedo über Caazapa nehmen, allerdings auch entgegen der Straßenkarte kein Asphalt, sondern Sand. Der Ausbau ist für das Jahr 2012 geplant. Da Regen angesagt war, verzichteten wir auf das Abenteuer und fuhren über die Ruta 6 Richtung Ciudad del Este vorbei an riesigen Sojafelder, die gerade mit großen Gerätschaften abgeerntet wurden. Der Verkehr war nur mäßig. Unsere Straßenkarte ließ flache Einöde vermuten, jedoch durchfuhren wir doch einige kleine Orte, in denen großes landwirtschaftliches Gerät von uns bekannten großen deutschen Herstellern verkauft wird. Zu den Wasserfällen fuhren wir nicht, da wir dort schon vor 11 Jahren waren und diese zudem im Januar 06 besuchen werden. Auf der Ruta 7 nahm der Verkehr rapide zu, vom Regen war nun nichts mehr zu befürchten, aber es hätte ja anders kommen können und so erreichten wir dann mit qualmendem Motor eine Tankstelle vor Cnel. Oviedo, die Abfahrt davor nach Independencia hatten wir verpasst, weil kein Straßenschild vorhanden. Der nette Tankwart kannte sich mit wasserlosen Kühler aus und nach kurzer Zeit konnten wir die Fahrt über Yataity und Mbocayaty nach Independencia fortsetzen. Nach einem Kaffee im Hotel Independencia am Ortseingang machten wir uns auf die Suche nach unserer Familie Altersberger, die uns vor 11 Jahren in ASU beherbergte. Wir fanden sie in ihrem neuen Haus an der Hauptstraße rechts, das Gästehaus Palo Santo. Die Freude war groß, sie waren zu Hause und vermieteten zu unserem Glück, uns auch noch ein Zimmer. Ein Abend mit Austausch von Erinnerungen.

Ausdrücklich will ich betonen, dass es wichtig ist, sich in Gesprächen seine persönliche Meinung zu bilden und die Erlebnisse von Auswanderern im täglichen Leben zu analysieren, um abzuwägen, ob man gewillt ist, die Unlänglichkeiten und Fußfallen zu akzeptieren. Der Paraguayer hat eine andere Einstellung zu „Mein und Dein“. Horst erzählte uns, dass er auf sein in der Nähe liegendes Grundstück eine LKW-Ladung Natursteine hat anfahren lassen, um eine Brücke und Abmauerung zum Bach zu erstellen. Für die Gerätschaften hat er Stromleitungen verlegt. Scheinbar ist jemand davon ausgegangen, dass ohne Bewachung das Eigentum aufgegeben wurde, sodass nur das zurückblieb, was zu schwer zum Transportieren war. Sogar die Isolatoren an den Strommasten wurden entwendet. Außerhalb von Independencia hatte ein Metzger, der sich zur Zeit wegen der Ausbildung seiner Kinder in DE aufhält, seine Gerätschaften in einem Container untergebracht, ohne Bewachung, also weg. Dieses Verhalten wird durch die Armut der Einheimischen hervorgerufen. Überall in PY werden größere Bauten, die leer stehen, bewacht, so auch die Villa vom Strössner in ASU, um Diebstählen vorzubeugen.

Independencia, eine deutsche Kolonie. Durch die Aktivitäten eines einzelnen Immobilienmaklers ziehen auch immer mehr Auswanderer dort hin. Grundstückspreise steigen in die Höhe und die Neuen versuchen, deutsche Verhältnisse zu schaffen, zum Leidwesen der bereits seit vielen Jahren Ansässigen. Für vermeintlich geringen Preis werden Villen gebaut und eine Zweiklassengesellschaft herbeigeführt. Dies führt zu Unfrieden und hebt die ortsüblichen Preise, weil die Neuen die Euros mitbringen. Für die, die ihren Lebensunterhalt dort erwirtschaften müssen, ist das fatal. Es wird deutsch gesprochen, man kennt sich. Klügelwirtschaft und Grüppchenbildung, für Neue nicht leicht, Anschluss zu finden. Auf einem großen Gebiet leben Auswanderer und Paraguayer nebeneinander. In der „City“ gibt es einen Supermarkt, kennt man aus RTL, Apotheke, Metzger und noch einen Supermarkt. Ein Internetcafe und kleine Restaurants. Ein Krankenhaus, ein Hubschrauberlandeplatz war nicht zu erkennen, mit guten Ärzten, so Horst, einen deutschen Sportverein mit Kegelbahn. Eine Antiquität, die mit Bowlingkugeln bespielt wird. Es werden Turniere durchgeführt und man fährt wie in DE zu Punktespiele, allerdings sind die Entfernungen, die zu überwinden sind, dann wesentlich größer. Donnerstags treffen sich die Vereinsmitglieder zum Skat. Im Mitgliedsbeitrag des Vereins sind gleich die Friedhofsgebühren inbegriffen. Auf einem leeren Grundstück weißt ein Schild darauf hin, dass ein Altersheim gebaut werden soll. Das allerdings schon seit Jahren. Es gibt auch eine ambulante Krankenpflege, die durch die Ehefrau des Wirts vom Sportheim durchgeführt wird. Viele Kinder der Auswanderer, auch von denen, die bereits in 3. Generation dort leben, gehen zu Verwandten nach DE, um eine adäquate Ausbildung zu machen, weil in PY die Möglichkeiten nicht gegeben sind. Deutsche Schule und Kindergarten vor Ort. Vom ehemaligen Weinanbaugebiet ist nicht mehr viel übrig, aber trotzdem eine hügelige schöne Landschaft mit versteckten kleinen Wasserfällen.

Demnächst mehr, denn die Fahrt ist noch nicht zu Ende.
Brigitte
Zitat Ende.

Danke Brigitte :!:

Gruss Pit
P.S. Veröffentlichung mit Zustimmung der Verfasserin.
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