Lieber Gerald,
wir tragen das ADH Syndrom mittlerweile seit 3 Generationen (zumindest sind nur die 3 bekannt) mit uns herum. Mein Vater, ich, mein Sohn - wir drei haben es.
Es ist erblich bedingt und kann nicht beeinflusst werden. Im Gehirn werden gewisse Reize nicht oder nicht ausreichend weitergegeben. Somit konzentrieren wir uns nur sehr schwerfällig (es sei denn, es interessiert uns brennend), selbst wenn wir uns ganz doll anstrengen, und es unbedingt wollen - es gelingt nicht. Wir driften ab in unsere eigene Welt. Unwichtige Dinge erscheinen uns wichtig - wir können uns stundenlang daran aufhalten, während wir die wichtigen Sachen vergessen oder übersehen. Das machen wir nicht mit Absicht, wir können nichts dafür.
Außerdem haben wir den Drang, uns ständig bewegen zu müssen, um nicht innerlich zu "platzen". Still sitzen fällt uns schwer, nicht weil wir gerne stören, sondern weil in uns etwas tickt, gegen das wir nichts tun können. Es gibt uns das Gefühl, wenn wir nicht augenblicklich aufstehen, rumlaufen oder laut schreien, dann ersticken wir.
Mit der Zeit haben wir gelernt, damit umzugehen, uns anzupassen. Mein Sohn ist noch nicht soweit. Er ist erst 6. Er wird es lernen.
Die Medikamente haben eine tolle Wirkung auf unsere Köpfe. Es fühlt sich eine halbe Stunde nach der Einnahme an, als bläst uns jemand Sauerstoff durchs Hirn. Wir werden extrem leistungsfähig und sind vollkommen konzentriert bei der Sache.
Diese Pille hat mir geholfen, durch die Führerscheinprüfung zu kommen. Ansonsten brauche ich keine Medikamente im Alltag. Als ich Kind war, gab es die Krankheit noch nicht, bzw. war sie unbekannt. Ebenso bei meinem Vater. Wir sind eben ständig durchs Raster gefallen. Es war eben so.
Meinem Sohn helfen diese Pillen, nicht mehr durchs Raster zu fallen. Er kommt besser zurecht. Er hat einen IQ von 115. Endlich kann er den auch zeigen und einsetzen. Er wäre sonst beinahe auf einer Sonderschule für Lernbehinderte gelandet. Na herzlichen Glückwunsch.
Sicher ist eine gesunde Ernährung trotzdem nicht verkehrt.
Gruß,
Katrin