Umzug nach Luxemburg

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Bio-Freund
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Umzug nach Luxemburg

Beitrag: # 26584Beitrag Bio-Freund »

Mangels auffindbarer Informationen zu den folgenden Fragen möchte ich diese hier einmal stellen und freue mich auf informative Antworten, am besten von Inländern Luxemburgs bzw Kennern des Landes.

Vorweg ... die üblichen Infos, dreisprachig, Mindestlohn, hohe Immopreise usw wird sich jeder Interessent schon ergoogelt haben oder leicht ergoogeln können. Mir geht es darüber hinaus um folgende Informationen:

- wenn ich mit meinen Kindern rübergehe (aus Deutschland), können die als deutschsprachige Kinder nahtlos in das dortige Schulsystem eintreten?

- wie lange ist die Karenzzeit, bis die in französisch aufgeholt haben müssen?

- müssen die Kids auch luxemburgisch lernen? Oder ist das eher eine, obwohl Staatssprache, Sprache der alteingesessen eher älteren Herrschaften (nicht negativ gemeint .. bin ja auch schon ein Mittelalter mit Mitte 40 ... *g)

- wie einfach wird es meiner Frau als reiner Deutschsprachigen fallen, im Gutland (diese Ecke habe ich im Auge ... so 10 bis 15 km östlich von Luxemburg-Stadt) bei Bäcker, Fleischer, usw einzukaufen?

- wie leicht wird sie unter Nachbarn usw Kontakt finden, oder gibt es Sprachbarrieren und seien diese z.B. mentalitätsbedingt? "doofe deutsche Einwanderer ... " Gibt es solche Ressentiments?

- wie gut ist die Nahverkehrsverbindung von Gutland (z.B. den kleinen Örtchen dort) nach Luxemburg-Stadt? Wie lange dauert eine Anfahrt nach Luxemburg per Nachverkehr?

Bewegt man sich also in einer mehrsprachigen "Parallelwelt" und kann auf der einen Seite problemlos mit deutsch heimisch werden? Klar, dass wir uns französisch und luxemburgisch beibringen werden ... aber gar so schnell wird das nicht gehen. Ein zwei Jahre werden ins Land gehen ...

Ich bedanke mich noch bei einem Poster für seine private Nachricht auf meine Anfrage ... meine Antwort an ihn habe ich jetzt zur Vorlage für die allgemeine Frage an euch genutzt. Ich denke mir, die Fragen sind für jeden interessant, der nach Luxemburg zieht.

viele Grüße
Zuletzt geändert von Bio-Freund am So Okt 26, 2008 1:57 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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kurtchen
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Beitrag: # 26616Beitrag kurtchen »

Hallo,

also ich hatte ja schon einige Tipps gegeben.

Also: Nur mit Deutsch ist es sehr schwer in Luxemburg.

Man muss schon verstehen:

Die Luxemburger sprechen meist 4 Sprachen fliessend und dann lernen
sie Deutsche kennen die nur Deutsch können. Also die erste Aktion wäre es Luxemburgisch zu lernen, das geht relativ schnell im Vergleich
zu Französisch ist das ein Klaks.

Wohnen in Luxemburg: doppelte Miete wie in Deutschland.
Aber: Du bekommst für Kinder ein fürstliches Kindergeld von dem
man in Deutschland nur träumen kann.

Chancen im Jobmarkt: vor allem für Handwerker überdurchschnittlich.
Im kaufm. Bereich ist eher ein Personalabbau vorherzusehen (Finanzkrise halt).

Welchen Beruf hast Du denn ?

gruss
Bio-Freund
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Beitrag: # 26646Beitrag Bio-Freund »

moin moin,

ich bin ein Büromensch und Kaufmann, aber selbständig. Ich betreibe ein Internetprojekt, was man von überall aus pflegen kann, erst recht von einem so zentralen Land wie Luxemburg.

Habe inzwischen mehrfach mitbekommen, es ist absolut sinnvoll, sich das einheimische luxemburgisch reinzuziehen ... das steht also auf der Prio-Liste weit oben. Da ich aber auch holländisch spreche und ein Ohr für Dialekte habe, wird zumindest mir das nicht so schwer fallen, zudem luxemburgisch recht nah am deutschen dran ist. Da werden meine Frau und meine Kids natürlich mehr zu kämpfen haben.

Genauso wichtig ist wohl auch für meine Kinder, dass die den Französischeinstieg bekommen. Als 10 und 13 jährige sind die ja nicht mehr auf der Grundschule. Gibt es da Eingliederungshilfen oder separate Klassenzüge usw um das zu erleichtern? Deutsch ist ja klar, englisch haben die jetzt schon, französisch käme in Deutschland auch, aber im Vergleich zu Luxemburg sind die natürlich weit zurück und ich habe erfahren, dass in den höheren Schulklassen andere Fächer auch auf französisch unterrichtet werden.

WENN ich komme, dann so, dass ich wirklich dort lebe, also eintauche :) ... d.h. ich will mich als Inländer sprachlich voll bewegen können. Ich bin aber nicht so egoistisch, meinen Kindern einen Schulbildungsknick zu geben, wenn es keine Einstiegsmöglichkeiten gibt.
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Siggi!
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Beitrag: # 26648Beitrag Siggi! »

Hallo Bio-Freund,

herzlich Willkommen im Forum! :D
Ich betreibe ein Internetprojekt, was man von überall aus pflegen kann, erst recht von einem so zentralen Land wie Luxemburg.
Darf ich einmal aus Neugierde fragen, warum unter diesen Rahmenbedingungen Deine Wahl ausgerechnet auf Luxemburg fiel? Was sind die Vorteile die Du Dir von diesem Standort erhoffst?

Gruß
Siggi

P.S: Beruflich bin ich in einer ähnlichen Situation wie Du.
Zuletzt geändert von Siggi! am So Okt 26, 2008 3:36 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Bio-Freund
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danke für das Willkommen :)

Beitrag: # 26655Beitrag Bio-Freund »

Hallo Siggi,

gerne ... es ist ein Mix aus Nostalgie meinerseits, aber auch mein unbedingter Wille, es meinen Kindern nicht zu schwer zu machen, sich in ein neues Land einzugewöhnen und schlussendlich, weil ich aus Deutschland rausmöchte. Nicht weil ich es so schlimm finde oder so unangenehm. Ich lebe an sich und insgesamt gerne in Deutschland. Aber ich sehe die Tendenz, dass Deutschland auf eine schiefe Ebene kommt und in 10 oder 20 Jahren abrutschen wird.

Nostalgie ... ich bin als junger Mann durch das Gutland gewandert ... auf dem Weg nach Frankreich ... und habe diese Landschaft nie vergessen. Auch wurde mir jungem Schaf damals von sehr netten Leuten (Einheimischen) geholfen, so dass ich gut weitergekommen bin. War damals p.A. und mit Rucksack unterwegs.

Meine Kids. Die sind 10 und 13 und natürlich etwas reserviert über Papas Idee ... *g ... im Moment heisst es noch vom Sohn "Scheiss-Luxemburg" und von der Tochter höre ich, "wenn ich dann näher an Charlotte wohne?" (die wohnt aber im Norden). Ich möchte den beiden nicht zumuten, wegen mir in eine zu fremde Landeskultur geworfen zu werden. Auch meine Frau muss sich gerne umtopfen lassen wollen ... sonst komme ich irgendwann in Teufels Küche ... Ausserhalb Europa wäre für sie schlichtweg undenkbar.

Gleichzeitig ist es mein Wunsch, dieses Deutschland, was mich wirtschaftlich immer mehr "nervt" zu verlassen und in einer mehr "überschaubaren" Gesellschaft zu wohnen. Es ist natürlich und selbstverständlich etwas naiv, dann mit "weniger Problemen" zu leben :), aber jeder weiss, wie ein Mensch verdrängen kann ... lebe ich in einem Land, wo über 10 oder 20.000 Arbeitslose diskutiert wird, nun ja ... man kann die Welt drumherum ein wenig vergessen, so abhängig man ansonsten von dieser Welt ist.

Zu guter Letzt, als Webunternehmer habe ich dort einige Vorzüge, was den Mehrwertsteuersatz bei Versandunternehmen und Besteuerung Unternehmen allgemein betrifft. Wichtig ist mir aber auch die zentrale europäische Lage des Landes, die Möglichkeit Dienstleister für deutsche Unternehmen sein zu können, etc etc . Mit meinem Projekt muss ich auch an Kundenbesuche denken ... die wollen und brauchen trotz Internet den persönlichen Kontakt und von Luxemburg bin ich ruckzuck in allen Ecken Deutschlands.

So kam also der Gedanke. Klar wäre eine echte Auswanderung nach z.B. Autonome Republik Krim (ich wage zu vermuten Steuervorteile? und Landschaft) rein wirtschaftlich interessanter ... aber vor dem Unternehmersein bin ich Vater :) ... und möchte mir nicht den Groll meiner Kids aufladen, die mir irgendwann sagen, Papa, wie konntest Du uns nur dorthin bringen.

viele Grüße


P.S. meinen Dank für das nette Willkommen im Forum ... ich werde noch öfter hier sein und schaffe ich den Schritt nach Luxemburg, werde ich dann als Modalitätenkenner bestimmt ein offenes Ohr behalten
Zuletzt geändert von Bio-Freund am So Okt 26, 2008 1:56 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Siggi!
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Beitrag: # 26660Beitrag Siggi! »

Hallo Bio-Freund,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht.

Das Auswandern mit Kindern will gut überlegt sein. Die Umgewöhnung und ggf. das Lernen einer neuen Sprache fördern nicht notwendigerweise die schulischen Leistungen, eher ist das Gegenteil der Fall.

Gruß
Siggi

P.S: Es wäre schön, wenn Du dem Forum als Berater für Luxenburg (oder wo immer es Dich hin verschlägt) erhalten bleiben würdest.
Zuletzt geändert von Siggi! am So Okt 26, 2008 3:37 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Bio-Freund
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Beitrag: # 26662Beitrag Bio-Freund »

korrekt, sollte ich den Eindruck bekommen, dass es den Kids nicht gut tut, wird auch nochmal nachgedacht ....

entscheidend wird jetzt für mich, ob es eine für meine / unsere Situation ideale Schule gibt
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kurtchen
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Beitrag: # 26673Beitrag kurtchen »

also zum Sprachunterricht:

Zunaechst lernen die Kinder Deutsch als erste Fremdsprache, dann kommt
Französisch dazu was bei Luxemburger Kindern nach neuester Studien
immer unbeliebter wird wegen der schwierigen Grammatik.

Wirtschaftlich gesehen ist es fuer Dich als Selbständigen in Luxemburg
besser.

Aber fuer die Kinder in diesem Alter: die koennen nicht so einfach einige
Jahre Französisch nacholen, und dann noch zusätzlich Englisch und
Luxemburgisch lernen. Sie werden überfordert, also überlege Dir ob Du Ihnen
das zumuten willst ?

Die Alternative ist eine deutsche Schule.

Aber auch im deutschen Grenzgebiet gibt es mittlerweile viele
Schulen bei denen die Kinder von der ersten Klasse Französisch
haben, das koennen deine Kinder auch nicht mehr aufholen.

Bleibt also nur eine deutsche Schule wo überwiegend Englisch gelehrt
wird.

Fazit meines Vorschlages: Firma in Luxemburg, Kinder nach
Deutschland in die Schule schicken wenn es möglich ist.

Gruss

Nebenbei bemerkt: Die Zahl der Luxemburger die nach Deutschland
zieht ist immens gestiegen, die Kostenvorteile sind nicht zu unterschätzen.
Bio-Freund
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Beitrag: # 26679Beitrag Bio-Freund »

moin moin Kurtchen,

ja, habe mir schon angelesen, dass es eine Europaschule gibt, die diesen Notwendigkeiten entgegenkommen könnte.

Du solltest aber meinen Worten entnehmen dass ich eine glasklare Prio habe:

1. die Kinder müssen den Einstieg finden können
2. alle Mann, auch meine Frau, müssen einverstanden sein
3. dann bin ich bereit zu sagen, ok, ich geh hin, sonst eben nicht

Klar erscheint mir das sinnvoll zu sagen, gut, Firma und von mir aus auch wohnen in Luxemburg, Kinder nach D. Aber das ist gehobst und nicht gesprungen, ... das ist noch nicht einmal gehobst *g ... wenn ich so einen halbherzigen Schritt machen wollte, würde ich eher in die Eifel ziehen, die ich schon sehr gut kenne und auch sehr mag ... zudem dort Oma und Opa der Kinder wohnen.

Was Du jetzt meintest, Firma in Lux, bleiben in Deutschland, inkl. Wohnen und Schule wäre eine rein wirtschaftliche Geschichte. Ich hatte schon für ein paar Jahre eine B.V. in den Niederlanden mit Wohnen im deutschen Grenzgebiet und glaube mir, das ist NULL Veränderungsgefühl.

Ich aber möchte das Gefühl einer Veränderung. Es ist ja auch eine mentale Geschichte, dass ich umziehen möchte. Und tatsächlich umziehen würde ich nur, wenn sich meine Familie neu in einem anderen Land verwurzelt, so dass die Wahrscheinlichkeit, Lux wieder zu verlassen zu wollen, recht gering ist.

Aber ich glaube, Du sieht die Dinge zu sehr wirtschaftlich. Bei mir kommt das Wohl der Familie zuerst, kombiniert mit meinem "egoistischen" Wunsch, der aber der Familie nützt. Geht es mir gut, geht es allen gut ... wirtschaftlich und als Familienverbund. Wie gesagt ... Firma im Ausland hatte ich schon ... das ist wie ... ich geh mal eben ins Nachbarhaus, aber rede mit den Nachbarn im eigenen Haus. Das ist nicht was ich suche :).

viele Grüße
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kurtchen
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Beitrag: # 26769Beitrag kurtchen »

Hallo Bio-Freund,

wenn Du Veraenderung suchst wirst Du dieses in Luxemburg aber
kaum finden, dafuer ist das Land einfach zu klein.

Und ein Gefuehl: hey ich bin im Ausland wirst Du kaum bekommen.
Es gibt ja nur 270,000 Luxemburger, alle anderen die da wohnen sind Ausländer.

Logisch ist es ein wirtschaftlicher Grund das die Grenzgaenger nicht in Luxemburg wohnen wenn die Mieten mindestens das doppelte kosten.

Ich kann ehrlich gesagt auch nicht sagen was der Vorteil ist in Luxemburg zu wohnen ?

Hier in Trier wohne ich in einem Haus mit Deutschem, Belgiern, Ukrainern,
Ungarn, Luxemburgern und Franzosen.

Genau die gleiche Konstellation hast Du in Luxemburg, wo ist der Unterschied ? Deutsch wird auch in Luxemburg gesprochen.

Die meisten Zeitungen in Luxemburg sind in Deutsch, Steuererklaerungen
(also z.B Umsatzsteuer) kannst Du ebenfalls in Deutsch abgeben.

Nee, auswandern ist das nicht wirklich. Wie waere es mit dem französischen oder belgischen Grenzgebiet als Alternative zum Wohnen ?

Falls es was werden sollte, so würde ich mich freuen wenn Du hier ab
und zu etwas über das Leben schreibst.

Gruss und bleibe dran !
Kurtchen
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