Schottland forever...

"Also wo sich jeder Neuankömmling kurz vorstellen kann und seine Beweggründe kundtut weswegen er da ist und was er/sie sich verspricht"

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Patzel
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Schottland forever...

Beitrag: # 32722Beitrag Patzel »

nachdem ich schon einige Jahre auf den Outer Hebrides gelebt habe, nur ungern und aus privaten Gründen (Scheidung) nach Deutschland zurückgekehrt bin und inzwischen aber mehr als zivilisationsmüde bin...
habe ich gezielt nach einem Forum gesucht, wo in Bezug aufs Auswandern ein Erfahrungsaustausch stattfindet.

Einmal schottisches Inselleben (je weiter draußen im Atlantik umso besser) und es lässt einen ein Lebtag nimmer los.

Genau deswegen bestehen auch derzeit Überlegungen bzgl. einer etwaigen Rückkehr nach Schottland im Rahmen einer Neugründung einer Inselgemeinde. Zielsetzung: organic farming with traditional means

heißt im Klartext: Bewirtschaftung und "Wiederbelebung" einer (ehemals bewohnten) Insel mit gutem landwirtschaftlichem Potential für Selbstversorgung (und Überschußverkauf), autofrei, TV-frei, Gründung einer Inselschule nach althergebrachtem Vorbild (aber der Möglichkeit, auf dem Mainland die erforderlichen Abschlußprüfungen zu absolvieren), harte Arbeit für das täglich Brot und nicht zum Geld scheffeln, lebenslanges Lernen (klar, wenn der Arzt ausfällt, sollte man nicht völlig aufgeschmissen sein..)
Es bestehen Überlegungen, das Ganze in Form einer Stiftungen ähnlichen Form aufzuziehen...

Schon wer was ähnliches gemacht? Oder auch grad am Überlegen?
colon
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Beitrag: # 32724Beitrag colon »

Ich habe selbst einige solcher Planungen verfolgt. Meine Schlussfolgerungen daraus:
1. Es ist schwer eine Insel zu finden. Machbar auf einer Insel ist das z.B. in Nova Scotia/Kanada, eventuell auch vor British Columbia. Andere Teile der Welt scheinen da aus vielfältigen Gründen problematischer zu sein (Sicherheit der wirtschaftliche Basis, Gsundheitsversorgung etc.). Als Alternative kann man das aber auch auf einem festland machen.
2. Es ist schwer, solche Gruppen zu organisieren, weil viel "sektenhafte Zustände" mindestens aber irgendeine ideologische Gängelung fürchtet. Anederseits ist eine solche Kolonie ohne Regeln auch nicht zu führen.
3. Ausreichend viele Leute für einen Zeitpunkt x zusammenzubringen scheint fast unmöglich. Wenn es geht, dann nur, wenn einer vorneweg die Initiative ergreift (als z.B. die Insel mit eigenem Geld kauft) und dann nach und nach andere Leute nachzieht.
Patzel
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Beitrag: # 32741Beitrag Patzel »

Grundsätzlich hast du in allen Punkten recht!

Einiges ist bereits gelöst: die passende Insel ist gefunden bzw. war eigentlich der eher zufällige Fund der Insel der Auslöser für die weiteren Aktionen. Die weiteren Aktionen beinhalten derzeit das Ausloten von Details, die Diskussionen mit den Leuten aus meinem Umfeld, mit denen das Ganze aller Voraussicht nach machbar wäre und die ernsthaft interessiert sind sowie die Finanzierungsfragen.

Das größte Problem ist die Finanzierungsfrage, da die Insel aufgrund der Investitionen, die der derzeitige Besitzer hineingesteckt hat, nicht billig ist.
Nicht jeder von uns ist bereit, das Hauseigentum hier einfach so zu verkaufen und das Geld in seinen Inselanteil einzubringen, weil dann logischerweise der Rückzug (der ja immer mal passieren könnte) mehr ode weniger versperrt ist. Eher kommt da der Gedanke an eine Vermietung auf. Die Einkünfte hieraus könnten wiederum als Basis für eine Finanzierung dienen usw.
Freilich wäre die einfachste Lösung der Kauf durch eine Einzelperson und das Nachfolgen weiterer geeigneter Pesonen. Aber der Preis ist für eine Einzelperson normalen Kalibers nicht alleine aufzubringen.

Sektenähnliche Überlegungen wären wohl das Einzige, was wir nicht zu befürchten hätten. Alle bisherigen Interessenten sind Atheisten oder zumindest sehr nahe dran und so tolerant, daß jeder andere glauben kann, was er mag, solange er andere weder missioniert noch irgendwelche Regeln aufzustellen versucht.

Die Problematik liegt eher ein bisschen in grundsätzlichen Ernährungsfragen. Die meisten (mich eingeschlossen) sind eingefleischte Tierschützer und ernähren sich großteils (oder ganz) vegetarisch. Dies bedeutet, daß die sich in der Minderzahl befindlichen Carnivoren sich damit abfinden müssten, entweder die Ernährung von angebauten Pflanzenprodukten zu akzeptieren oder in Selbsthilfe sich im Supermarkt auf dem Festland mit Fleisch einzudecken... was manch einem sicher schwer fiele einzusehen, wenn gleichzeitig doch einige sog. "Nutztiere" ein gemütliches und gesundes Leben in Freiheit (und nur als Zugtiere eingesetzt) auf der Insel hätten. Ich seh das ja an unserem Stierkalb, der definitiv nicht zum Essen da ist und bei dessen Anblick jedoch manch einem unserer (landwirtschaftlichen) Besucher scheinbar das Wasser im Mund zusammenläuft.

Auch ob und in welchem Ausmaß "public access" gewährt werden würde, ist ein Diskussionspunkt. Einige würden gern als zusätzliches Einkommen ein klein wenig Tourismus zulassen, andere (wie ich) lehnen dies aus verschiedenen Gründen (z.B. Einschleppung von erntegutgefährdenden Ratten etc.) ab.

Zum Thema Gesundheitsversorgung:
Theoretisch wäre es (außer bei schwerem Seegang oder Sturm) durchaus möglich, die nächstgelegene große Stadt in Schottland per Boot und Krankenwagen bzw. per Rettungshubschrauber in akzeptabler Zeit zu erreichen.
Auf der anderen Seite reichen normalerweise ein gut ausgebildeter Allgemeinarzt und eine Krankenschwester und/oder Hebamme haushoch aus.
St. Kilda hatte z.B. lange nur eine Krankenschwester. Es war zwar gerade diese, die letztendlich treibende Kraft bei der Evakuierung war, aber das lag u.a. an gesundheitlichen Problemen, die man damals noch nicht so wie heute bewältigen konnte.

Zwecks des Home Schooling habe ich bereits mit den örtlichen Behörden Kontakt aufgenommen, das ließe sich zumindest schon mal in der von uns geplanten Form durchführen.

Was wir noch bräuchten für unseren Interessentenkreis, das wäre ein junger Tierarzt (oder Tierärztin) für Nutztiere + Pferde.
colon
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Beitrag: # 32742Beitrag colon »

Patzel hat geschrieben:...Das größte Problem ist die Finanzierungsfrage, da die Insel aufgrund der Investitionen ...Nicht jeder von uns ist bereit, das Hauseigentum hier einfach so zu verkaufen und das Geld in seinen Inselanteil einzubringen, weil dann logischerweise der Rückzug (der ja immer mal passieren könnte) mehr ode weniger versperrt ist. Eher kommt da der Gedanke an eine Vermietung auf. Die Einkünfte hieraus könnten wiederum als Basis für eine Finanzierung dienen usw. ...
Die Finanzierung halte ich für extrem schwierig.

Eventuelle Mieteinkünfte düften auch nicht als Sicherheit akzeptiert werden. Die Mieteinkünfte sind nämlich nur so sicher wie das Einkommen der Bewohner, deren Einkommen aus alternativer Landwirtschaft weder der Höhe noch der Sicherheit nach nicht ausreichend prognostiziert werden kann. Für einen hohen Kaufpreis müssten dann auch erst alle Leute gefunden sein, die sich dort ansiedeln.

Wenn die Leute Vermögen, wie Wohnungen etc. haben, könnte man eher an Bürgschaften als Sicherheit denken. Aber auch da müssten praktisch erst alle Leute gefunden sein, um gleichzeit die Bürgschaften abzugeben.

Die Finanzierung ist übrigens wohl einer der Hauptgründe warum man z.B. Inseln in Kanada ausgewählt hat. Dort kann man Inseln noch zu einem Bruchteil des Preises kaufen, die man in z.B. Europa zahlt. Dann reicht oft die "Portokasse" des Initiators aus, um die Insel zu kaufen.
pierre
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...darf man wissen, welche Insel im Arlantic es werden soll,

Beitrag: # 32744Beitrag pierre »

und um welchen Finanzrahmen es sich handelt ?
wieviel Leute koennen/sollten an diesem "Projekt teilnehmen und wie gross ist die Insel um alle dann ganzjaehrig zu ernaehren
-zumal im Winter nicht viel Gemuese waechst, selbst wenn selten Schnne faellt -
... und wenn's denn die Outer Hebrides sind, muss man Regen und permanenten Wind lieben: Windkraft zur Stromerzeugung wird dann im Winter und Fruehjahr zum Problem !
Nach vielen Besuchen auf Harris, Lewis, etc. gefaellt mir Skye noch am Besten -klimatisch.....
wenn es denn das St. Kilda Archipelago ist, das ja dem National Trust for Scottland gehoert, kaeme leasehold in Frage. Gibt es da schon Summen, die genannt werden koennen?

Gut ist schon mal, dass die meisten "Atheisten" sind, denn folgendes habe ich dazu gefunden:

(Baxter and Crumley (1988) suggest that) St Kilda: "...is a mad, imperfect God's hoard of all unnecessary lavish landscape luxuries he ever devised in his madness. These he has scattered at random in Atlantic isolation 100 miles (160 km) from the corrupting influences of the mainland, 40 miles (64 km) west of the westmost Western Isles. He has kept for himself only the best pieces and woven around them a plot as evidence of his madness."

- Pierre -

... wherever he laid down his head was his home ...
Patzel
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Beitrag: # 32762Beitrag Patzel »

nein, es sind nicht die Outer Hebrides und St. Kilda war nur als Beispiel genannt. Auf den Outer Hebrides habe ich zwar einige Jahre verbracht (um genau zu sein, auf Lewis, ca. 6km außerhalb von Stornoway, kenne aber fast alle Ecken, weil ich dort als Taxifahrerin gearbeitet und nebenher bei der Schafzucht geholfen habe), aber die Insel, um die es geht, liegt weiter südlich und näher am Mainland. Derzeit als Energieversorgungsquelle sind im Einsatz: 1 kleine Windkraftanlage, 1 Solaranlage und (selten im Einsatz) 2 Generatoren. Gemüseanbau wird derzeit ganzjährig (im Gewächshaus) betrieben.
In älteren Zeiten hat sie eine Inselgemeinde von (schwankend) zwischen 100 - 150 Personen ernährt, Basis war Landwirtschaft, Fischfang, Schafzucht und (wie auf St. Kilda, North Rona etc.) die "Vogelprodukte".

Im Prinzip (und unter Zugrundelegung der landwirtschaftlichen Möglichkeiten, die inzwischen bereits detailliert ausgeforscht wurden) sollte es gut möglich sein, 50 Personen ausschließlich durch Landwirtschaft zu ernähren. Rechnerisch ergibt sich sogar ein zu verkaufender Überschuß in normalen Erntejahren.
Unsere (noch unverbindlichen) Planungen beinhalten für den Anfang 30 Personen (20 Erwachsene, 10 Kinder verschiedenen Alters).

Mit dem National Trust und SNH habe ich bereits Kontakt aufgenommen, ob nicht ein Kauf durch eine der beide Organisationen mit anschließender Verpachtung an uns möglich wäre. Ich warte noch auf Nachricht.

Übrigens, um mal ein paar Irrungen und Wirrungen über die Outer Hebrides auszuräumen (auch wen es hier nicht um diese geht):
Gar so schlimm ist das Wetter nun wirklich nicht dort. Durch die starken Winde bleibt der Regen nicht so "hängen" wie z.B. auf den Inneren Hebriden. Es regnet zwar schon häufig, aber dann oft auch nur in kurzen Intervallen, da der Wind die Regenwolken schnell weitertreibt (bis die nächsten angeweht kommen). Wo kriegt man denn sonst trotz Regen die Wäsche auf der Leine trocken? Nur im Wind auf Lewis...
Ich habe das Wetter dort eigentlich immer als angenehmer empfunden als das Wetter hier in Bayern... jedes Jahr wird's eigentlich übler, schwüle extreme Hitze wechselt sich mit schwersten Gewittern ab... da war mir das durchwachsene aber gleichmäßigere Klima dort immer lieber.
Und für passionierte Windsurfer ist der Wind dort ohnehin der absolute Traum.
pierre
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...vielleicht...

Beitrag: # 32776Beitrag pierre »

... helfen dir diese beiden adressen, -neben den von dir genannten-, auch weiter:
Highland and Island Enterprise, HIE.co.uk,
- sowie
communityland.org.uk

.. war jedenfalls erfolgreich bei Isle of Eigg.

viel Erfolg

- Pierre -

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