Firma in der EU - Leben in Afrika

alles, was nicht in die speziellen Länderrubriken paßt

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Oryx
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Firma in der EU - Leben in Afrika

Beitrag: # 20487Beitrag Oryx »

Ich habe folgendes Problem: Ich lebe jetzt in Afrika, aber ich brauche für mein Geschäft eine Steuernummer in der EU. Nun kann ich natürlich nicht ständig mal nach Deutschland jetten und dort einen Wohnsitz haben, das wäre doch arg teuer und auch unnötig.

Wo in der EU kann ich eine Firma gründen, ohne einen Wohnsitz im Land zu haben und ohne dauernd anwesend sein zu müssen, und bekomme dort eine EU-Steuernummer? Und wie hoch wären die Steuern dann, die ich zahlen muß?

Vielen Dank für die Auskunft.
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Siggi!
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Beitrag: # 20496Beitrag Siggi! »

Hallo,

die Frage ist so nicht verständlich. Wofür wird die Steuernummer benötigt? Wie willst Du den Erfordernissen der Behörden (Abgabe von Umsatzssteuervoranmeldungen, etc.) nachkommen? Warum muss es eine Firma (Kapitalgesellschaft?) sein, jeder Einzelunternehmer bekommt nach einer Gewerbeanmeldung ganz einfach eine Steuernummer. Dies kann jeder Freund oder Verwandte in D erledigen. Kapitalgesellschaften sind am einfachsten in England zu gründen (LTD), aber auch dann gibt es Erfordernisse der Behörden zu erfüllen. Ich vermute, dann wird ein Treuhänder benötigt?! Also noch einmal (in der Reihenfolge der Kosten):
- Ein Bekannter/Verwandter kann ein Gewerbe anmelden
- Kooperation mit einem existenten Unternehmen (was sollte dieses dann leisten?)
- Gründung eines Unternehmens zu eigens diesem Zweck und Verwaltung über Treuhänder (das kann auch ein Steuerberater oder RA sein).

Gruß
Siggi
Oryx
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Beitrag: # 20498Beitrag Oryx »

Wenn ein Bekannter das Gewerbe anmeldet (es reicht ein Einzelunternehmen), dann muß er das ja auf seinen Namen tun und dafür Steuern zahlen. Das kann ich niemandem zumuten. Das sollte schon auf meinen Namen laufen, aber ich habe ja keinen Wohnsitz in Deutschland.

An England habe ich auch gedacht, da sind die Steuern billiger, aber noch billiger sind sie wohl in Irland, wie ich gehört habe. Vielleicht wäre Irland auch eine Möglichkeit? Da ich auch dort keinen Wohnsitz habe, müßte man da wohl einen Treuhänder finden, aber wer ist seriös? Ich habe viele Firmen im Internet gefunden, die so etwas anbieten, aber die Seriosität sieht man der Webseite nicht an.

Die Steuernummer (Umsatzsteuer-ID) brauche ich, um Sachen aus der EU ohne Mehrwertsteuer einkaufen zu können (für anderes eigentlich nicht). Ich verkaufe Diverses über das Internet.

Danke und Gruß,
Oryx
Anne
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Beitrag: # 20500Beitrag Anne »

Ich würde mich mal nach Liechtenstein erkundigen. Nein, das ist nicht ironisch gemeint, aber es gibt dort genügend erfahrene Treuhänder, und die Steuerbelastung dürfte sich auch in Grenzen halten.
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Siggi!
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Beitrag: # 20501Beitrag Siggi! »

Liechtenstein ist nicht EU (nur EWR). Ich vermute es geht um die Regelungen zur Umsatzsteuer für innergemeinschaftliche Erwerbe. Da hilft Liechtenstein nicht. Abgesehen davon ist das ein teures Pflaster.

Man kann durchaus ein Gewerbe in D anmelden ohne einen Wohnsitz dort zu haben. (Ich habe in D auch eine GmbH, aber keinen Wohnsitz). Ein Steuerberater oder RA kann in D alles notwendige in die Wege leiten, aber dafür benötigt er eine notarielle Vollmacht. Diese kann auch im Ausland ausgestellt werden (muss dann natürlich übersetzt und legalisiert werden). Aber natürlich wird der Steuerberater oder RA ca. 100-200 Euro die Stunde verrechnen. Also ganz billig wird das nicht. Da ist schnell der Preis eines Flugtickets ausgegeben.

Gruß
Siggi
pierre
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Beitrag: # 20507Beitrag pierre »

@ oryx
... mit "Irland" bist du ja schon auf dem richtigen Gedankenpfad - ist EU-
und dann ist dir hiermit vielleicht/hoffentlich auch geholfen:
www.firma-ausland.de/irland.htm ( ist auf deutsch, spaeter muss man dann sicher irish-english sich verstaendigen);
es ist ein netzwerk von Anwaelten und Steuerberatern - spezialisiert - (auch unter denen soll es schwarze Schafe geben, die werden hier wohl aber schnell aussortiert!)
-da in deinem Fall alles sich im Ausland befindet -Umsatz, Anteilseigner, und nur der CEO in Irland, - faellt nicht mal Koerperschaftsteuer an!
-und je nach Umsatz, koennte man dann, nach 2-3 Jahren, einen Verein (in Namibia z.B.) mit der Geschaeftsfuehrung beauftragen.... usw.usw..
Viel Erfolg! - und Spass bei der Lektuere und lass' wissen, ob's funktioniert hat.

- Pierre -

... wherever he laid down his head was his home ....
Oryx
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Beitrag: # 20509Beitrag Oryx »

Siggi! hat geschrieben:Liechtenstein ist nicht EU (nur EWR). Ich vermute es geht um die Regelungen zur Umsatzsteuer für innergemeinschaftliche Erwerbe.
Ja, genau. Darum geht es. Liechtenstein oder Schweiz wäre eine schöne Sache. Da kenne ich mich recht gut aus, weil ich in der Schweiz einige Jahre gearbeitet habe, aber das ist nicht EU, und deshalb kommt das leider nicht in Frage.

Ich kaufe Waren innerhalb der EU ein. Wenn ich eine UID habe, brauche ich die Mehrwertsteuer nicht zu bezahlen. Wenn ich jedoch keine UID habe, muß ich sie bezahlen, und da die MwSt. z.B. in Dänemark 25% beträgt, verteuert das den Wareneinkauf um eben diese 25%. Diese 25% kann ich aber nicht an meine Kunden weitergeben, und das macht dann schon eine Menge aus, wenn ich das selbst bezahlen muß. So reich bin ich leider nicht. :-)

Die Frage ist jetzt: Welches Land in der EU hat die niedrigsten Steuern, so daß ich dort eine Firma eröffnen könnte und nicht so viele Steuern zahle wie in Deutschland? Und kann ich in diesem Land eine Firma eröffnen, ohne dort zu wohnen bzw. wer regelt das dann dort für mich und was kostet das?

Danke, Pierre, für den Hinweis. Ich schaue mir das sofort an. Ich dachte vielleicht hat jemand Erfahrung damit, der das gleiche Problem hat wie ich, aber das scheint niemand zu haben. Ich habe schon immer in einem anderen Land gewohnt als gearbeitet (in Deutschland gewohnt, in der Schweiz gearbeitet, in Frankreich gewohnt, in Deutschland gearbeitet), aber innerhalb Europas war das dann kein so großes Problem. Jetzt, wo ich so weit weg bin, kann ich eben nicht mehr alles persönlich machen. Das muß über das Internet gehen. Es ist ja nicht nur der Preis für den Flug, es ist vor allem die Zeit. Man ist nicht einfach mal so in 1-2 Stunden vom Süden Afrikas nach Europa geflogen. Und wenn ich das dann für jede Kleinigkeit machen müßte, wäre das mühsam.

Vielen Dank an alle für die Auskünfte!

Gruß,
Oryx
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Siggi!
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Beitrag: # 20515Beitrag Siggi! »

Welches Land in der EU hat die niedrigsten Steuern
Was mit dazu einfällt: Slowakei 19% Flat Fax. In Tschechien auch eine Flat Fax mit 15%. Es gibt z.T. auch Kleinunternehmerregelungen mit Umsatzbeschränkungen und noch niedrigeren Steuern. Wichtig ist hierbei, dass Gewinne nicht doppelt belastet werden also nicht bei Ausschüttung nochmals mit der persönlichen Steuer. Also nicht nur auf die Unternehmenssteuern schauen, selbst wenn diese niedrig sind, kann einen trotzdem die Einkommensteuer treffen. Auch wäre ggf. die Frage wichtig, ob ein DBA mit Deinem Wohnsitzland existiert. Vielleicht kannst Du auch spezielle Regelungen nutzen (z.B. beträgt in Estland der Steuersatz Null, wenn die Gewinne reinverstiert werden.) Wo man die niedrigsten Steuern bezahlt, kann man pauschal so nicht sagen. Zu viel hängt von den Umständen des Einzelfalls ab. Wirft die Firma überhaupt Gewinne ab oder kann man die als Geschäftsführerhonorar abziehen?
Ich kaufe Waren innerhalb der EU ein. Wenn ich eine UID habe, brauche ich die Mehrwertsteuer nicht zu bezahlen.
Schon richtig, aber beim Verkauf muss dann MwSt entrichtet werden! Kaufst Du hingegen von Namibia aus (oder von irgendwo in der Welt außerhalb der EU) ein, so entfällt selbstverständlich auch die Umsatzsteuer. Exporte werden damit nicht belastet. Willst Du Deine Waren "schwarz" verkaufen, so kannst Du sie wohl kaum "weiß" einkaufen und auf Umsatzsteuerfreiheit hoffen. Von da her verstehe ich den Sinn der ganzen Konstruktion überhaupt nicht.

Abschliessend noch eine Frage: Wo wird denn die Leistung der Firma wirklich erbracht? Es nützt aus steuerlichen Gesichtspunkten nichts eine Firma im Land XYZ zu haben, wenn sich aber die Betriebsstätte sich in D befindet, dann unterliegt die Firma der deutschen Steuer. Aus diesem Grunde unterliegen z.B. die englischen LTD's, die nur operative Geschäfte in Deutschland haben, auch der deutschen und nicht etwa der niedrigeren englischen Steuer.

Gruß
Siggi
rhonabeck
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Beitrag: # 20546Beitrag rhonabeck »

Dumme Frage: Warum gruendest Du Dein Geschaeft nicht in Afrika? Dann kannst Du doch auch ohne Umsatzsteuer einkaufen.

Das funktioniert sogar bei mir als "Privatfrau". Immer wenn ich in Frankreich, Deutschland oder Italien einkaufe, wird der Betrag automatisch ohne Mwst. berechnet. Ich zahle dann allerdings bei der Einfuhr die suedafrikanische Umsatzsteuer, aber die ist wesentlich billiger.

Liebe Gruesse
Oryx
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Beitrag: # 20572Beitrag Oryx »

Das ist richtig, aber was ich einkaufe, wird ja nicht nach Afrika geschickt, das bleibt ja in Europa. Und dann fällt die Mehrwertsteuer an. Aber vielleicht kann ich das hier in Afrika wieder absetzen, fällt mir gerade so auf. Da müßte ich mich mal erkundigen. Ich kenne mich halt in steuerlichen Angelegenheiten zu wenig aus, das ist das Problem. Ich weiß nicht, wie ich es am besten machen soll, damit einerseits alles legal ist, aber andererseits ich möglichst wenig Steuern zahlen muß. Aber das werde ich wohl noch herausfinden. Ich will ja nichts falschmachen.

Allerdings mußte ich das letzte Mal, als ich etwas in Europa bestellt habe (für mich privat), sehr viel Zoll zahlen, als das dann hier ankam. Insofern lohnt sich das auch nicht. Zoll und Umsatzsteuer ergeben dann zusammen doch eine ganz schöne Summe.

Danke und lieben Gruß
Oryx
rhonabeck
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Beitrag: # 20574Beitrag rhonabeck »

Vergiss das Porto nicht!

Lass Dich doch mal von einem Steuerberater beraten, von einem gelernten, meine ich, das gibt's in Namibia bestimmt auch. Der kann Dir auch was zur legalen Seite sagen. Das ist immer noch besser (und wohl auch billiger) als learning by doing.

Liebe Gruesse
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Siggi!
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Beitrag: # 20576Beitrag Siggi! »

Wenn es legal sein soll, dann wird die Steuerpflicht dort bestehen, wo auch die Mitarbeiter für Dich tätig sind. Da gibt es dann eine Betriebsstätte (Lagerraum, etc. das kann auch ein Keller sein) und damit Steuerpflicht im Land der Betriebsstätte. Eine LTD hat in diesem Zusammenhang nur einen Vorteil: Haftungsbegrenzung ohne das man viel Stammkapital benötigt.

Was meinst Du, warum ich wohl eine GmbH in D habe? Ich würde das auch viel lieber in die Ukraine verlagern (wäre wesentlich günstiger). Aber die Leistung wird nun mal von den deutschen Mitarbeitern in Deutschland erbracht. Damit bin ich (bzw. die GmbH) in D steuerpflichtig. Ich versuche nun, mit der Firma keine Gewinne zu machen, da Gewinne einer Kapitalgesellschaft die höchste Steuerbelastung haben. Ich zahle mir also ein möglichst hohes Geschäftsführergehalt, welches ich aber nun in UA (für 15% flat tax) zu versteuern habe, da ja meine Leistung als Geschäftsführer in UA erbracht wird. Das Gehalt wird nach DBA von der deutschen Steuer freigestellt. Ich muss in D einen Nachweis für die ordnungsgemäße Versteuerung in UA erbringen. Vielleicht auch ein Modell für Dich?

Gruß
Siggi
Oryx
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Beitrag: # 20597Beitrag Oryx »

Das klingt gut. Wenn das geht, daß man sich selbst so ein hohes Gehalt zahlen kann, wäre das eine Sache für mich. Aber es fallen dann trotzdem Steuern in D an, oder?
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Siggi!
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Beitrag: # 20606Beitrag Siggi! »

Natürlich fallen trotzdem Steuern an:
- Lohnsteuer (und Sozialversicherungsbeiträge) für die Gehälter der Mitarbeiter, die in Deutschland tätig sind (ggf. auf 400 Eurobasis?)
- Umsatzsteuer auf die Erlöse

Alle anderen Steuern (Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer, etc.) sind ertragsabhängig.

Bei der Gehaltshöhe ist man natürlich nicht ganz frei. Es muss im Vergleich mit fremden dritten Geschäftsführern nicht überhöht sein. Jeder Steuerberater hat hierzu Tabellen, die von der Anzahl der Mitarbeiter, dem Umsatz, etc. abhängen.

Auch benötigst Du natürlich als Geschäftsführer ein gut ausgestattetes Büro in Afrika. Alle Kosten in diesem Zusammenhang (Computer, Klimanlage, Büromöbel, Internetzugang, Telefon, etc.) sind natürlich Betriebsausgaben der deutschen Firma. Ebenso Dein Dienstfahrzeug in Afrika. (Ich habe hier ein Fahrzeug, was ich in D und UA nach der 1% Regelung versteuere. Da UA die 1% Regelung nicht kennt, entfällt schon die Einkommensteuer darauf.) Auch die Flüge zwischen den Betriebsstätten in Afrika und D sind Betriebsausgaben und mindern den Gewinn.

Wenn notwendig, dann besteht eine weitere Möglichkeit der Gewinnverlagerung darin, den Wertzuwachs durch "intellectual property" (IP) im Ausland zu erzielen. Beispiel: Für die Erstellung von Software werden Basiskomponenten benötigt. Diese müssen von der deutschen Firma bei einer ausländischen Firma lizensiert werden. Die Lizenzzahlungen sind Betriebsausgaben und mindern den Gewinn in D. Bei Büchern kann man z.B. die Verwertungsrechte in einer Auslandsfirma halten, bei Verfahren Patente einkaufen, etc. Aber auch hier ist man in der Höhe der IP Vergütungen nicht völlig frei. Auch diese müssen einem Drittvergleich standhalten.

Gruß
Siggi
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Beitrag: # 20939Beitrag Oryx »

Klasse, Siggi! Dann werde ich mal sofort mein Büro hier in Afrika massiv ausbauen und mir einen neuen Wagen kaufen. :-) Nein, ich denke, das reicht schon, was ich habe. Aber vielen Dank für Deine wertvollen Tips. Was man in Deutschland alles absetzen kann, ist schon unglaublich. Zahlt da überhaupt noch irgendein Unternehmer Steuern? Außer Umsatzsteuer, meine ich. Das ist klar, daß die immer anfällt.

Das mit dem Geschäftsführergehalt sollte kein Problem sein. Ich bin ja nicht so reich wie Du. ;) Also das hält sich sicherlich in akzeptablen Grenzen.

Vielen Dank noch mal!

Gruß
Oryx
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